Bestand

Pfarrer Johannes Hanke (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Pfarrer Johannes Hanke (Abstract) Johannes Hanke (1887-1958) war zunächst Pfarrer in Bethel (1913-1920), dann in Ruhrort (1920-1925) und Rheydt (1925-1932), ehe er 1932 zum Vorsteher der Diakonie-Anstalten Bad Kreuznach ernannt wurde. Dort amtierte er bis 1957. Inhalt: Predigten 1910-1955; Examensarbeiten und Zeugnisse; Notizen zur Familiengeschichte; Schwesternunterricht; Entnazifizierung; Korrespondenz. Literatur: Martin Hamburger: Von Bethel bis Kreuznach. Der Weg des rheinischen Pfarrers Johannes Hanke in Kirche und Innerer Mission vom späten Kaiserreich bis zur frühen Bundesrepublik (SVRKG 157), Bonn 2002. Ergänzende Archivbestände: Pers 51 H 201 Akzessionsdatum: 2002 Biografie Johannes Hanke wurde am 14.6.1887 in Breitscheid bei Ratingen als Sohn des Lehrers Kaspar Heinrich Hanke und seiner Frau Katharina, geb. Fohrmann, geboren. Er wuchs in einem vom Pietismus geprägten, kinderreichen Elternhaus in Homberg auf. Nach dem Abitur am Gymnasium in Düsseldorf begann er im Jahr 1907 das Studium der Theologie in Bethel. Dort legte u.a. die Begegnung mit Friedrich von Bodelschwingh d.Ä., den er in seinen Tagebüchern als „alten Vater“ bezeichnet, einen entscheidenden Grundstein für Hankes Hinwendung zur Inneren Mission. Dann wechselte er nach Halle, wo er sich dem Hallenser Wingolf anschloss. Weitere Stationen des Studiums waren Kiel, Bonn und Utrecht. Das erste Examen legte er am 22.4.1911 in Koblenz ab und leistete dann sein Vikariat in den Gemeinden Duisburg und Puderbach, sowie als Synodalvikar in Wied und am Lehrerseminar in Moers ab. Das zweite Examen bestand er am 23.4.1913. Danach nahm er seinen Hilfsdienst in der Betheler Zweiganstalt Eckardtsheim auf, wo er dann von 1914 bis 1920 auch im Pfarramt amtierte. Im Jahr seiner Amtsaufnahme heiratete er Elfriede Pack (*24.8.1890 in Harscheid bei Marienberghausen, +4.6.1983 in Kreuznach). Der Ehe entstammten drei Kinder: Hartmut (*4.12.1915), Siegward (*22.9.1918) und Rosemarie (*4.9.1923). Beide Söhne fielen im Zweiten Weltkrieg. Während der Jahre des Ersten Weltkriegs leitete er die Anstalt kommissarisch. Der bisherige Anstaltsleiter Pastor Dietrich war als Feldgeistlicher einberufen worden. Hanke war krankheitsbedingt nicht zum Militärdienst eingezogen worden. Eckardtsheim diente in dieser Zeit auch als Lazarett. Friedrich von Bodelschwingh d.J. stand dem jungen Anstaltsleiter während seiner durch den Krieg zusätzlich erschwerten Tätigkeit in Eckardtsheim beratend zur Seite. Nach der Rückkehr von Pastor Dietrich fiel es Hanke schwer, wieder in die zweite Reihe zurückzutreten. Er wechselte 1920 ins Gemeindepfarramt in Duisburg-Ruhrort, 1925 noch einmal nach Rheydt und 1932 schließlich wieder in den Bereich der Inneren Mission, zur Kreuznacher Diakonie. Neben der Anstaltsleitung war er dort zugleich Vorsteher des Kreuznacher Diakonissen-Mutterhauses. Leitungserfahrungen im diakonischen Bereich hatte er neben der kommissarischen Leitung in Eckhardtsheim auch bereits in den Diakonieanstalten Hephata (Mönchengladbach) gesammelt, die er in den Jahren 1929 und 1930 ebenfalls kommissarisch geleitet hatte. In Kreuznach blieb er auch während des Zweiten Weltkriegs und bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1957. 1946 musste Hanke sich als ehemaliges Mitglied der NSDAP einem Entnazifizierungsverfahren unterziehen, wurde aber von der kirchlichen Spruchkammer entlastet und im Amt belassen. In einem nach dem Krieg verfassten Schreiben betonte Hanke, er sei der Partei lediglich aus dem Grund beigetreten, das Anstaltsleben vor Eingriffen durch externe NS-Organe zu schützen. Im Zuge der kritischen Aufarbeitung der Anstaltsgeschichte während der Zeit des Nationalsozialismus, die in den 1970er Jahren einsetzte, geriet zunehmend auch Hankes Haltung in die Kritik. Ihm wurde mangelnder Widerstand gegen die NS-Herrschaft vorgeworfen, da während seiner Amtszeit in Kreuznach im Zuge des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms Zwangssterilisationen und Deportationen von Behinderten stattfinden konnten und ausländische Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. Am 27.3.1958 starb er in Kreuznach. Bestand und Verzeichnung Der Nachlass wurde im Jahr 2002 von Pfarrer Martin Hamburger, Enkel von Johannes Hanke, an das Archiv der EKiR abgegeben, nachdem dieser seine ausführliche Biografie über den Großvater fertiggestellt hatte. Die Unterlagen wurden vorsortiert und mit Abgabeliste abgegeben. Die Verzeichnung erfolgte im Winter 2017/2018. Der Bestand umfasst nun 50 Verzeichnungseinheiten in neun Archivkartons. Der Nachlass enthält, abgesehen von den Zeugnissen, wenige persönliche Unterlagen im Original. Auch die Korrespondenzen bewegen sich überwiegend im dienstlichen Bereich. Mehr als die Hälfte des Bestandes machen die gesammelten Predigten Johannes Hankes aus, insgesamt um die 1000 Stück. Sie sind ganz überwiegend handschriftlich abgefasst und erstrecken sich über seine gesamte Studien- und Dienstzeit. Erst ab der Mitte der 1940er Jahre kommen gelegentlich maschinenschriftliche Manuskripte hinzu. Sie sind in Büchlein und Heften niedergeschrieben, die vom Nachlassgeber mit einer Nummerierung von P 1 bis P 279 versehen wurden. Die Abgrenzung zu den sogenannten B-Heften, die überwiegend Bibelarbeiten enthalten sollten, ist dabei nicht immer gegeben. Interessant ist der Fundus vor allem deshalb, weil Hanke in seinen Predigten auch immer wieder Bezug auf die sich häufig und massiv ändernden politischen Verhältnisse des 20. Jahrhunderts nimmt. Hinzu kommt der interessante Standpunkt Hankes in der Inneren Mission, der gleichzeitig eine wichtige Facette der Geschichte der Kreuznacher Diakonie abbildet. Deren Aufarbeitung dauert an. Die Personalunterlagen, die sich überwiegend mit den jeweiligen Pfarrstellenwechseln beschäftigen, bilden eine sinnvoll Ergänzung zur vorhandenen, aber wenig umfangreichen Personalakte des Konsistoriums. Ergänzende Bestände Personalakte: 1OB 009 H 201 Literatur Martin Hamburger, Von Bethel bis Kreuznach. Der Weg des rheinischen Pfarrers Johannes Hanke (1887-1958) in Kirche und Innerer Mission vom späten Kaiserreich bis zur frühem Bundesrepublik, Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte, Bd. 157, Bonn 2002 Ulrike Winkler, 125 Jahre Stiftung Kreuznacher Diakonie (1889-2014). Wandel und Beständigkeit, Schriften des Instituts für Diakonie- und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, Bielefeld 2014

Bestandssignatur
7NL 009

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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 7NL Nachlässe >> 7NL 009 Pfarrer Johannes Hanke

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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