Textilarbeit
Weibliche Gestalt aus einem Behang mit dionysischen Motiven
Die grazile Frauengestalt ist in Frontalansicht mit leicht nach links geneigtem Kopf und überkreuztem linken Bein wiedergegeben. Große, umrandete Augen, eine gerade Naseund ein schmaler roter Mund bestimmen ihr Gesicht. Das Haar ist in gleichmäßige Wellen gelegt und mit einem Kranz aus bunten Blüten geschmückt. Feine Löckchen fallen über ihr rechtes Ohr, am linken hängt ein Ring. Ein blauer Nimbus umgibt ihren Kopf. Die Frau ist mit einer violetten Tunika bekleidet, deren Faltenfall durch hellere, bräunlich-violette Schraffuren angedeutet ist. Die Tunika ist mit gelb-roten clavi und einer gleichfarbigen Halsborte mit Edelstein imitierendem Dekor verziert und unterhalb der Brust durch einen Gürtel mit blauer Schließe gerafft. Über der Tunika trägt die Dargestellte ein Manteltuch in fein nuancierten Grüntönen, das über ihre linke Schulter gelegt und um den bis zu den Knien erhaltenen Unterkörper drapiert ist. In leichter Bewegung hält sie in der rechten Hand vor sich eine Blattgirlande mit einer Blüte, die einer Margerite ähnelt. Die Figur entspricht in ihrer Größe und der Art ihrer kunsthandwerklichen Ausführung einer Tänzerin in der Abegg-Stiftung in Riggisberg (1158). Es ist sehr wahrscheinlich, dass beide Figuren aus demselben Gewebe eines Behanges ausgeschnitten wurden, der nach dem Vorbild des großen Riggisberger Dionysos-Behanges (siehe Abb.) hergestellt worden war. Die dortige zweite Gestalt von links zeigt auffallende Übereinstimmungen mit derBerliner Dame, die offensichtlich dieselbe Person darstellt. Sie wurde als eine in die Mysterien des Dionysos- Kultes einzuweisende Sterbliche gedeutet, doch sind Gewandung, Haltung und Attribute nicht spezifisch genug, um sie genauer bestimmen zu können. Im Kontext mit den Dionysos-Behängen bleibt sie vorerst die „Frau mit dem blauen Nimbus“. Parallelen weisen auf eine Herkunft aus einer Achmīmer Werkstatt.2019 wurde die gewirkte Frauengestalt von der New Yorker Künstlerin Gail Rothschild porträtiert. Das Gemälde war unter dem Titel "Renpet" vom 1. Juli 2022 bis zum 5. Februar 2023 in der Ausstellung "Think Big! Gail Rothschild porträtiert spätantike Textilfunde aus Ägypten" zu sehen.Literatur: C. Fluck / K. Mälck, Think Big! Gail Rothschild porträtiert spätantike Textilfunde aus Ägypten, Regensburg 2022, S. 72-74, Nr. 2a-b.
- Standort
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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Sammlung
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Museum für Byzantinische Kunst (MBK)
- Inventarnummer
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14/69
- Maße
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Breite: max. 18 cm
Höhe: 45 cm
Rahmenmaß: 50 x 25 x 1,5 cm
- Material/Technik
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Wolle und Leinen
- Klassifikation
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Textilie (Sachgruppe)
Ausstattungstextil, Fragment (Sachgruppe)
- Ereignis
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Herstellung
- (wo)
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Ägypten
- (wann)
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4./5. Jahrhundert
- Rechteinformation
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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin
- Letzte Aktualisierung
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09.04.2025, 10:14 MESZ
Datenpartner
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Textilarbeit
Entstanden
- 4./5. Jahrhundert