Bestand
Herrschaft Gammertingen-Hettingen (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Einleitung
Die Herrschaft Gammertingen-Hettingen
Das Gebiet um Gammertingen und Hettingen befand sich im 11. Jahrhundert größtenteils im Besitz der Grafen von Achalm. Nach deren Aussterben 1098 gelangte der Herrschaftskomplex über die Grafen von Grüningen und die Welfen im 12. Jahrhundert an die Grafen von Gammertingen und Achalm. Als dieses Geschlecht 1182 ausgestorben war, fiel sein Besitz über zwei Erbtöchter teils an die Grafen von Ronsberg, teils an die Grafen von Neuffen. Der Besitz der Ronsberger in und um Gammertingen kam in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts an die Grafen von Veringen, die dann auch die Städte Gammertingen und Hettingen gründeten. Der letzte Graf von Veringen, Wolfrad VIII., vermachte 1407 seinem Neffen Heinrich von Rechberg die Städte Gammertingen und Hettingen sowie die Ortschaften Hermentingen, Harthausen, Feldhausen, das halbe Dorf Kettenacker und Ittenhausen.
Bereits 1447 verkaufte Hans von Rechberg die Herrschaft an Württemberg, das diese dann aber schon 1468 an die Herren von Bubenhofen veräußerte. 1524 schließlich verkaufte Kaspar von Bubenhofen die Herrschaft, die damals aus den Städten Gammertingen und Hettingen sowie aus den Dörfern Neufra, Harthausen, Feldhausen, Kettenacker, Ittenhausen, Hermentingen, dem Weiler Bronnen und dem Birkhof bestand, an Dietrich III. Speth. Bestandteil der Herrschaft war auch die Vogtei des Benediktinerinnenklosters Mariaberg, die jedoch später immer umstritten blieb.
Als Herzog Ulrich von Württemberg 1534 in sein Herzogtum zurückkehren konnte, ließ er auch die Güter seines Feindes Dietrich Speth besetzen. Diese wurden jedoch nach 1550 und endgültig durch einen Vergleich 1580 an die Speths zurückgegeben.
Infolge einer Erbteilung entstanden 1599 die Speth'schen Linien Hettingen, Gammertingen und Neufra. Die Herrschaft Hettingen umfasste die gleichnamige Stadt und die Dörfer Hermentingen und Kettenacker (letzteres bis 1753) und zwischen 1664 und 1744 auch ein Drittel des Dorfes Neufra (Unterdorf). Die Herrschaft Neufra, die das Dorf Neufra und den Birkhof umfasste, bestand jedoch nur zeitweise, nämlich von 1599 bis 1608, von 1620 bis 1633 und von 1657 bis 1734. Ansonsten gehörte Neufra mit dem Birkhof, abgesehen von einem Drittel des Dorfs zwischen 1664 und 1744, zur Herrschaft Gammertingen, die auch die gleichnamige Stadt und die Dörfer Feldhausen, Harthausen und Bronnen (letzteres bis 1706) umfasste. Seit 1791 wurden die reichsritterschaftlichen Herrschaften von einem Speth'schen Obervogteiamt mit Sitz in Gammertingen verwaltet. Die Herrschaft Gammertingen-Hettingen, die 1805 von Württemberg besetzt war, wurde in der Rheinbundakte 1806 der Landeshoheit von Hohenzollern-Sigmaringen unterstellt.
Dr. Otto Becker
Nachtrag:
Im Herbst 2013 wurde unter der Betreuung von Sabine Hennig das handschriftliche Findbuch inklusive Orts- und Personenregister im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel durch einen externen Dienstleister digitalisiert. Birgit Meyenberg führte die für die Einstellung in das Internet notwendigen Nacharbeiten durch. Die Identifizierung der Angehörigen der Adelsfamilie Speth von Zwiefalten in den Herrschaften Gamnmertingen und Hettingen richtete sich nach der Genealogie bei Herbert Burkarth: Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen. Sigmaringen 1983. S. 175-184, die der Grafen von Veringen nach ebenda S. 173-174.
Vorbericht
Die urkundlichen Belege über die Geschichte der beiden Herrschaften Gammertingen und Hettingen gehen in dem Material dieser Abteilung des Fürstlich Hohenzollernschen Domänen-Archivs nur bis zum Jahre 1311 zurück. Dass Gammertingen sich früher in Besitz der Pfalzgrafen von Tübingen befunden habe, dafür liegt hier kein urk undlicher Beweis vor; auch Schmid bringt hierüber, soviel mir bekannt ist, nichts in seiner "Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen". Ebensowenig ist irgend ein urkundlicher Nachweis über Grafen von Gammertingen, von denen der letzte, Graf Ulrich, 1306 gestorben sein soll, vorhanden. Was Hettingen anbetrifft, so datiert der erste urkundliche Beleg seiner Geschichte in hiesigem Archiv(Abteilung Gammertingen und Hettingen) von 1468. Wie zu Gammertingen so soll es auch hier Grafen von Hettingen gegeben haben, wie z.B. 1096 ein Graf Adalbert von Hettingen erwähnt wurde. Schmid (a[n] a[nderem] O[rt]) spricht von einem Friedrich von Hettingen als Zeugen bei einem Verkaufe im Jahre 1272. Laut der in hiesigem Archiv in vorliegender Abteilung befindlichen Urkunde (R 102,27.) eignen die Brüder Graf Wolfrad und Heinrich von Veringen dem Kloster Reichenau Stadt und Dorf Gammertingen (das Dorf bestand aus einigen Häusern vor dem Tor der Stadt), sowie den Kirchensatz daselbst und empfangen alles wieder von der Reichenau als Mannlehen. Dass die Herrschaft schon vorher durch die Grafen von Montfort an die Reichenau als Lehen gekommen sei, dafür liegt hier kein urkundlicher Beweis vor. Von den Grafen von Veringen ging Gammertingen als Reichenauer Lehen an die Herren von Rechberg über, und stellt Heinrich von Rechberg der Reichenau 1429 einen Revers hierüber aus (R 102,28.). Durch schlechte Wirtschaft sehen sich die Rechberg jedoch schon bald genötigt, sowohl die Herrschaft Gammertingen als auch die in ihrem Besitz befindliche Herrschaft Hettingen an Graf Ulrich von Württemberg zu verkaufen.
Hiergegen erhob jedoch Reichenau als Lehensherr Einsprache und Hans von Rechberg musste (1448) Garantie leisten, dass Württemberg dieselbem Lehenpflichten übernehme, welche er selbst der Reichenau gegenüber gehabt hatte. (R 102.30.) Doch schon wenige Jahre nachher verkaufte Graf Ulrich von Württemberg die beiden Herrschaften an die Gebrüder von Bubenhofen und Hans Kaspar von Bubenhofen veräußert 1524 dasselbe Besitztum an Dietrich von Speth-Zwiefalten. (R 75,29 und R 75,41). Bei diesem Geschlecht blieben die Herrschaften Gammertingen und Hettingen, bald zusammen, bald zerstückelt und verteilt auf die einzelnen Glieder der Familie, bis endlich Hohenzollern-Sigmaringen 1827 die Besitzungen käuflich erwarb um die Summe von 622016 fl. und zwar 510500 fl. für Gammertingen und 111516 fl. für Hettingen. (R 1516)
Das vorliegende Repertorium ist nach Rubriken auf Grund der hofkammerlichen Registraturordnung veranlagt. Das Aktenmaterial besteht aus den Akten und Urkunden des Frstlichen Domänenarchivs und aus den von dem königlichen Staatsarchiv zu Sigmaringen ausgefolgten Akten; ferner aus einigen Nummern der sogenannten "Alten Hofkammer-Akten". Über den speziellen wie summarischen Inhalt des Repertoriums siehe die beigefügten Register.
Sigmaringen, im April 1880
Dr. K[arl] Th[eodor] Zingeler
F[ürstlich H[ohenzollernscher] Archiv-Assessor
- Bestandssignatur
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Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, FAS DS 5 T 1
- Umfang
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5,6 lfd.m
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv (Dep. 39) >> Domänenarchiv Hohenzollern-Sigmaringen >> Erworbene weltliche Herrschaften, säkularisierte Klöster und Stifte >> Weltliche Herrschaften und Güter >> Hohenzollern
- Verwandte Bestände und Literatur
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Herbert Burkarth, Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen, Sigmaringen 1983.
- Bestandslaufzeit
-
1293-1901
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 08:37 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1293-1901