Bestand
Best. 89 Anthropologisches Institut (Bestand)
Form und Inhalt: Mit der
Wiederbegründung der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz nahm auch das
Anthropologische Institut seine Arbeit auf. Erster Lehrstuhlinhaber war
Prof. Dr. Egon von Eickstedt (1892-1965). Eickstedt studierte in Berlin und
Frankfurt und promovierte 1920 mit einer Arbeit über nordindische Sikhs, die
aus Untersuchungen an britischen Kriegsgefangenen hervorgegangen war.
1921-24 arbeitete Eickstedt als Assistent von Eugen Fischer am Anatomischen
Institut der Universität Freiburg, bevor er 1924 die Leitung der
Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien übernahm.
Nach einer mehrjährigen Forschungsreise nach Indien habilitierte er sich
1929 an der Universität Breslau, wo er 1933 zum außerplanmäßigen Professor
berufen wurde.
1934 erschien sein Hauptwerk "Rassenkunde und
Rassengeschichte der Menschheit", mit dem er sich als einer der wichtigsten
Rassentheoretiker des Nationalsozialismus etablierte. Eine weitere
Expedition führte ihn 1937-1939 nach Südostasien. Gegen Ende des Weltkriegs
floh von Eickstedt aus Breslau und erhielt 1946 einen Ruf an die
neugegründete Universität Mainz.
Seit April 1935 war Ilse
Schwidetzky (1907-1997) Assistentin von Eickstedts in Breslau. Sie folgte
ihm nach Mainz und wurde nach seiner Emeritierung 1961 seine Nachfolgerin
auf dem Mainzer Lehrstuhl. Ilse Schwidetzky studierte in Leipzig und
Breslau, wo sie 1933 bei Martin Laubert promovierte. Als Assistentin von
Eickstedts arbeitete Schwidetzky an der anthropologischen Landesaufnahme
Schlesiens mit und habilitierte sich 1939 mit einer Arbeit über die
Rassenkunde der Altslawen. 1945 floh Schwidetzky aus Breslau und wurde
Dozentin am Mainzer Lehrstuhl von Eickstedts. 1961 wurde sie als
Nachfolgerin von Eickstedts Leiterin des Anthropologischen Instituts. Nach
ihrer Emeritierung 1975 übernahm ihr Schüler Wolfram Bernhard ihre
Nachfolge.
Der Bestand 89 besteht inhaltlich aus zwei Teilen. Den
größten Teil bilden die eigentlichen Unterlagen des Instituts für
Anthropologie, bestehend aus Korrespondenzen der Institutsleiter, Unterlagen
zu Forschung und Lehre, Prüfungs- und Personalangelegenheiten. Den zweiten
Teil bilden Unterlagen der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie,
bestehend aus Korrespondenz der Vorsitzenden, Unterlagen zu Tagungen und zu
Fragen der anthropologischen Gutachtertätigkeit. Die Nummern 4-11, 19, 23,
33 und 44 wurden in den Nachlass 56 Egon von Eickstedt überführt.
Der Bestand 89 ist in drei Ablieferungen vom Universitätsarchiv
übernommen worden. Die älteste Abgabe stammt vermutlich aus den 1990er
Jahren und umfasst die Nummern 55-64 mit einem zeitlichen Schwerpunkt auf
den 1960er-1980er Jahren.
Die Nummern 1-54 wurden als Zugang
7/2013 vom Universitätsarchiv übernommen. Diese Unterlagen waren bei der
Übergabe bereits aus ihren ursprünglichen Ordern entnommen und die Dokumente
vereinzelt worden. Der Erschließung mussten daher umfangreiche
Ordnungsarbeiten vorausgehen. Trotz größtmöglicher Sorgfalt ist dabei nicht
immer zu garantieren, dass die Dokumente wieder in ihren Ursprungskontext
zurückgeführt werden konnten. Der zeitliche Schwerpunkt liegt hier auf der
Zeit von 1946 bis in die 1970er Jahre.
Der Bestand wurde nach
umfangreichen Vorarbeiten von L. Hamacher, T.M. Wilm und S. Meuer von Dr.
Ch. George erschlossen.
Die Archivalien sind nach Maßgabe des
Archivgesetzes des Landes Rheinland-Pfalz zu benutzen und mit der Signatur
89 und der laufenden Nummer zu zitieren.
Literaturhinweis:
- Dirk Preuß: Anthropologe und Forschungsreisender. Biographie und
Anthropologie Egon von Eickstedts (1892-1965), München 2009, zugl. Diss.
Leipzig 2006.
- Ilse Schwidetzky u.a.: Biographie. Egon Freiherr
von Eickstedt (10.4.1892-20.12.1965), in: Homo. Zeit-schrift für
vergleichende Biologie des Menschen 43 (1992), S. 3-28.
- Benoît
Massin: Anthropologie und Humangenetik im Nationalsozialismus oder: Wie
schreiben deutsche Wissenschaftler ihr eigene Wissenschaftsgeschichte?, in:
Heidrun Kaupen-Haas, Christian Saller (Hg.): Wissenschaftlicher Rassismus.
Analysen einer Kontinuität in den Human- und Naturwissenschaften, Frankfurt,
New York 1999, S. 12-64.
- Reference number of holding
-
Universitätsarchiv Mainz, 89
- Extent
-
15 Kartons; 1,7 lfm
- Context
-
Universitätsarchiv Mainz (Archivtektonik) >> 04 Institute und Seminare
- Provenance
-
Anthropologisches Institut (Zug. 07/2013, 12/2014)
- Date of creation of holding
-
1914-1990
- Other object pages
- Last update
-
28.04.2023, 10:51 AM CEST
Data provider
Universitätsarchiv Mainz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Anthropologisches Institut (Zug. 07/2013, 12/2014)
Time of origin
- 1914-1990