Bestand

F 5 - Evangelisches Dekanatamt Balingen (Bestand)

Einleitung: ===== Ortskirchengeschichte =====
Die Pfarrkirche Balingens (heutige Friedhofkirche) wird erstmals 1255 erwähnt, die heutige Stadtkirche wurde 1516 zur Pfarrkirche erhoben. Die Pfarrei gehörte im Mittelalter zum Landkapitel Empfingen-Haigerloch und mit diesem zum Bistum Konstanz.
Nach der Reformation wurde Balingen 1547 Sitz des Dekanats. Nach der Synodalordnung Herzog Ulrichs von 1547 bestand das neugebildete Dekanat aus den Orten der Ämter Balingen, Ebingen und Rosenfeld. Seit 1807 zählte auch Rottweil zum Dekanat, das aber zusammen mit Flözlingen 1878 dem Dekanat Tuttlingen zugeordnet wurde. Im Jahr 1824 wurden die Orte des Amtes Rosenfeld, außer Täbingen, dem Dekanat Sulz angegliedert. Im Zuge der Eingliederung des Kirchenkreises der hohenzollerischen Lande in die württembergische Landeskirche 1950 wurden die Kirchengemeinden Haigerloch, Hechingen und Sigmaringen dem Dekanat Balingen zugewiesen.
Im 16. Jahrhundert wechselten die Sitze der Generalsuperintendenzen häufiger, das erste im Landeskirchlichen Archiv erhaltene Synodusprotokoll von 1581 belegt die Zugehörigkeit Balingens zum Tübinger Generalat. Seit 1598 gehörte das Dekanat Balingen zur Generalsuperintendenz Bebenhausen, 1810 kam es zu Tübingen, 1823 zu Reutlingen, 1913 zu Ulm und 1956 zur Prälatur Reutlingen.
Das Archiv wurde in die Gruppen Urkunden, Heiligenvogtei, Bände, Akten und Rechnungen gegliedert. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahre 1310, die Urkunden aus den Jahren 1516 und 1512 sind wichtige Quellen für die Baugeschichte der 1516 zur Pfarrkirche erhobenen Stadtkirche. Bedauerlicherweise ging das 1958 im Archivinventar noch erwähnte Siegel der Urkunde von 1473 (U 2) in der Folgezeit verloren.
===== Bestandsgeschichte =====
Eine Besonderheit stellt die Heiligenvogtei dar, die 1827 aufgelöst wurde. Durch sie wurde das Heiligenvermögen aller Orte des Kirchenbezirks, mit Ausnahme von Balingen, verwaltet. Mit dem Stadtarchiv Balingen wurde durch Archivalientausch eine Bestandsbereinigung durchgeführt, so daß sich nunmehr alle Archivalien der Heiligenvogtei im Dekanatsarchiv und alle Archivalien der Hospitalpflege im Stadtarchiv Balingen befinden.
Innerhalb der Bände nehmen die Kirchenbücher eine besondere Stellung ein. Leider reicht nur das Taufbuch bis 1577 zurück. Die ältesten Ehe- und Totenbücher beginnen erst nach 1700. Bei den Kirchenbüchern, die sicherungsverfilmt sind, wurde die entsprechende Filmnummer des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart im Archivinventar mit aufgenommen.
Bei den Akten hatte eine erste umfassende Ordnung der Registratur Dekan Gottlieb Friedrich Rapp in den 1830er Jahren durchgeführt. Seine hartnäckigen Bemühungen um die Einrichtung eines Registraturzimmers zur geeigneten Unterbringung hatten freilich keinen Erfolg. Die Finanzkammer des Schwarzwaldkreises bezeichnete Rapps Ansinnen "eine so ungewöhnliche Forderung, die noch nie vorgekommen" sei. Auch zweifelte man daran, "ob ein Decanat so viele Acten von bleibendem Werth haben" könne. Auf seine Ordnungstätigkeit gehen die dreigliedrigen Signaturen zurück (z. B. A. XII. b.), die sich auf den Akten des 19. Jahrhunderts vorfinden. In einer späteren Ordnung von 1888 wurde dieses ausdifferenzierte System vereinfacht und eine Signatur nach der Unterbringung in Kästen und Fächern (Bsp. Signatur II, 2.) angebracht. Kurz darauf wurde 1893 eine für alle Dekanate verbindliche Registraturordnung erlassen, die in Balingen wohl1897 umgesetzt wurde und 1932 in einer überarbeiten Form in Kraft trat.
Aus dem Jahr 1958 stammt das Archivinventar von Martin Brecht. Darin wurden bei den Akten im Wesentlichen diejenigen des 18. und 19. Jahrhunderts erfaßt. Eine Trennung verschiedener Registraturschichten war hierbei noch nicht erfolgt. Der weitaus größte Teil der nach dem Aktenplan von 1893 bzw. 1932 angelegten Akten befand sich noch in der Altregistratur, die bis 1966 reichte. Darin lagen vielfach auch noch bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Akten, bei denen aufgrund der gelochten Aufbewahrungsweise zum Teil Textverluste feststellbar sind. Schriftstücke zu einem Vorgang befanden sich so teilweise im Archiv und in der Altregistratur. Diese konnten durch die vorliegende Neuordnung und Verzeichnung, bei der die verschiedenen Registraturschichten so weit als möglich wiederhergestellt wurden, wieder zusammengeführt werden.
Für das 19. Jahrhundert war es vor allem die Ordnung von Dekan Rapp, die es wiederherzustellen galt. Von der Registraturschicht zwischen 1893 und 1932 waren nur noch wenige Reste erkennbar, sie ist in Balingen in die Ablage nach dem Aktenplan von 1932 eingearbeitet worden. Ein deutlicher Registraturschnitt fand sich dagegen mit der Einführung der Quadrangulierung 1906/07. Die Akten vor dieser Zeit bilden die "Ältere Abteilung", die danach die "Neuere Abteilung". Beide Abteilungen bestehen jeweils aus Allgemeinen Akten und Ortsakten, bei der Neueren Abteilung kommt noch dem Aktenplan entsprechend die Gruppe "Kirchenbezirk" hinzu. Allerdings reicht die Quadrangulierung vereinzelt bis 1891 zurück. Dies ist vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung des Aktenplans 1893 zu sehen. Um die Einheit zusammenhängender Faszikel nicht zu zerstören, wurden diese Akten nicht abgetrennt, sondern bei der Neueren Abteilung belassen. Schriftstücke aus der Zeit von 1891-1906 können damit sowohl in der Älteren als auch der Neueren Abteilung liegen.
Die letzte Gruppe der Akten sind die Akten des 1. Pfarramts Balingen. Eine Auftrennung zwischen Älterer und Neuere Abteilung (seit Einführung des Aktenplans für Pfarrämter 1901) lag hier aufgrund der Struktur der Registratur nicht nahe. Zu beachten ist, daß für Balingen sowohl die jeweiligen Ortsakten als auch die Akten des Pfarramts zu Rate gezogen werden müssen. Selbstverständlich enthalten auch die Allgemeinen Akten örtliche Bezüge, dies gilt auch für die Bezirksorte.
===== Bestandsbearbeitung =====
Der Bestand wurde 1997/98 von Harald Müller-Baur erschlossen und gelangte im Jahre 1999 in das Landeskirchliche Archiv Stuttgart. Er umfaßt 8 Urkunden und Pergamente, 1,5 lfd. m Archivalien der Heiligenvogtei (68 Nr.), 9,5 lfd. m Bände (516 Nr.), 2,5 lfd. m Rechnungen (144 Nr.) sowie 20 lfd. m Akten (1340 Nr.).
===== Charakteristik des Bestands =====
Das gesamte Archiv bietet reichhaltiges Material zur Kirchengeschichte von Balingen und des gesamten Kirchenbezirks. Während Urkunden, Bände und Kirchenpflegrechnungen vorwiegend die kirchliche Geschichte Balingens selbst dokumentieren, enthalten vor allem die Akten - ebenso wie die Heiligenvogtei - auch Material über die Orte des Kirchenbezirks. Bei den Quellen über die Pfarrer, die hier gewirkt haben, sei unter anderem auf die aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhaltenen Lebensläufe von Pfarrern, aber auch auf die Akten über einzelne berühmte Pfarrerspersönlichkeiten wie etwa Philipp Matthäus Hahn oder den demokratischen Pfarrer Franz Hopf hingewiesen. Für das 20. Jahrhundert ist die Dokumentation der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen während des Nationalsozialismus herausragend. Neben den Pfarrern, die wie Dekan Paul Pfleiderer den Kurs von Landesbischof Wurm unterstützten und Vertretern der theologischen Sozietät, wie etwa Ernst Bizer, gab es auch mehrere DC-Pfarrer im Kirchenbezirk, deren prominentester Vertreter Eberhard Krauß in Ebingen war.
Am Ende des Bestandes lagern Kirchenkonventsprotokolle (2 Bände) von Onstmettingen.

Einleitung: Die Pfarrkirche Balingens (heutige Friedhofkirche) wird erstmals 1255 erwähnt, die heutige Stadtkirche wurde 1516 zur Pfarrkirche erhoben. Die Pfarrei gehörte im Mittelalter zum Landkapitel Empfingen-Haigerloch und mit diesem zum Bistum Konstanz.
Nach der Reformation wurde Balingen 1547 Sitz des Dekanats. Nach der Synodalordnung Herzog Ulrichs von 1547 bestand das neugebildete Dekanat aus den Orten der Ämter Balingen, Ebingen und Rosenfeld. Seit 1807 zählte auch Rottweil zum Dekanat, das aber zusammen mit Flözlingen 1878 dem Dekanat Tuttlingen zugeordnet wurde. Im Jahr 1824 wurden die Orte des Amtes Rosenfeld, außer Täbingen, dem Dekanat Sulz angegliedert. Im Zuge der Eingliederung des Kirchenkreises der hohenzollerischen Lande in die württembergische Landeskirche 1950 wurden die Kirchengemeinden Haigerloch, Hechingen und Sigmaringen dem Dekanat Balingen zugewiesen.
Im 16. Jahrhundert wechselten die Sitze der Generalsuperintendenzen häufiger, das erste im Landeskirchlichen Archiv erhaltene Synodusprotokoll von 1581 belegt die Zugehörigkeit Balingens zum Tübinger Generalat. Seit 1598 gehörte das Dekanat Balingen zur Generalsuperintendenz Bebenhausen, 1810 kam es zu Tübingen, 1823 zu Reutlingen, 1913 zu Ulm und 1956 zur Prälatur Reutlingen.
Das Archiv wurde in die Gruppen Urkunden, Heiligenvogtei, Bände, Akten und Rechnungen gegliedert. Die älteste Urkunde stammt aus dem Jahre 1310, die Urkunden aus den Jahren 1516 und 1512 sind wichtige Quellen für die Baugeschichte der 1516 zur Pfarrkirche erhobenen Stadtkirche. Bedauerlicherweise ging das 1958 im Archivinventar noch erwähnte Siegel der Urkunde von 1473 (U 2) in der Folgezeit verloren.
Eine Besonderheit stellt die Heiligenvogtei dar, die 1827 aufgelöst wurde. Durch sie wurde das Heiligenvermögen aller Orte des Kirchenbezirks, mit Ausnahme von Balingen, verwaltet. Mit dem Stadtarchiv Balingen wurde durch Archivalientausch eine Bestandsbereinigung durchgeführt, so daß sich nunmehr alle Archivalien der Heiligenvogtei im Dekanatsarchiv und alle Archivalien der Hospitalpflege im Stadtarchiv Balingen befinden.
Innerhalb der Bände nehmen die Kirchenbücher eine besondere Stellung ein. Leider reicht nur das Taufbuch bis 1577 zurück. Die ältesten Ehe- und Totenbücher beginnen erst nach 1700. Bei den Kirchenbüchern, die sicherungsverfilmt sind, wurde die entsprechende Filmnummer des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart im Archivinventar mit aufgenommen.
Bei den Akten hatte eine erste umfassende Ordnung der Registratur Dekan Gottlieb Friedrich Rapp in den 1830er Jahren durchgeführt. Seine hartnäckigen Bemühungen um die Einrichtung eines Registraturzimmers zur geeigneten Unterbringung hatten freilich keinen Erfolg. Die Finanzkammer des Schwarzwaldkreises bezeichnete Rapps Ansinnen "eine so ungewöhnliche Forderung, die noch nie vorgekommen" sei. Auch zweifelte man daran, "ob ein Decanat so viele Acten von bleibendem Werth haben" könne. Auf seine Ordnungstätigkeit gehen die dreigliedrigen Signaturen zurück (z. B. A. XII. b.), die sich auf den Akten des 19. Jahrhunderts vorfinden. In einer späteren Ordnung von 1888 wurde dieses ausdifferenzierte System vereinfacht und eine Signatur nach der Unterbringung in Kästen und Fächern (Bsp. Signatur II, 2.) angebracht. Kurz darauf wurde 1893 eine für alle Dekanate verbindliche Registraturordnung erlassen, die in Balingen wohl1897 umgesetzt wurde und 1932 in einer überarbeiten Form in Kraft trat.
Aus dem Jahr 1958 stammt das Archivinventar von Martin Brecht. Darin wurden bei den Akten im Wesentlichen diejenigen des 18. und 19. Jahrhunderts erfaßt. Eine Trennung verschiedener Registraturschichten war hierbei noch nicht erfolgt. Der weitaus größte Teil der nach dem Aktenplan von 1893 bzw. 1932 angelegten Akten befand sich noch in der Altregistratur, die bis 1966 reichte. Darin lagen vielfach auch noch bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Akten, bei denen aufgrund der gelochten Aufbewahrungsweise zum Teil Textverluste feststellbar sind. Schriftstücke zu einem Vorgang befanden sich so teilweise im Archiv und in der Altregistratur. Diese konnten durch die vorliegende Neuordnung und Verzeichnung, bei der die verschiedenen Registraturschichten so weit als möglich wiederhergestellt wurden, wieder zusammengeführt werden.
Für das 19. Jahrhundert war es vor allem die Ordnung von Dekan Rapp, die es wiederherzustellen galt. Von der Registraturschicht zwischen 1893 und 1932 waren nur noch wenige Reste erkennbar, sie ist in Balingen in die Ablage nach dem Aktenplan von 1932 eingearbeitet worden. Ein deutlicher Registraturschnitt fand sich dagegen mit der Einführung der Quadrangulierung 1906/07. Die Akten vor dieser Zeit bilden die "Ältere Abteilung", die danach die "Neuere Abteilung". Beide Abteilungen bestehen jeweils aus Allgemeinen Akten und Ortsakten, bei der Neueren Abteilung kommt noch dem Aktenplan entsprechend die Gruppe "Kirchenbezirk" hinzu. Allerdings reicht die Quadrangulierung vereinzelt bis 1891 zurück. Dies ist vermutlich im Zusammenhang mit der Einführung des Aktenplans 1893 zu sehen. Um die Einheit zusammenhängender Faszikel nicht zu zerstören, wurden diese Akten nicht abgetrennt, sondern bei der Neueren Abteilung belassen. Schriftstücke aus der Zeit von 1891-1906 können damit sowohl in der Älteren als auch der Neueren Abteilung liegen.
Die letzte Gruppe der Akten sind die Akten des 1. Pfarramts Balingen. Eine Auftrennung zwischen Älterer und Neuere Abteilung (seit Einführung des Aktenplans für Pfarrämter 1901) lag hier aufgrund der Struktur der Registratur nicht nahe. Zu beachten ist, daß für Balingen sowohl die jeweiligen Ortsakten als auch die Akten des Pfarramts zu Rate gezogen werden müssen. Selbstverständlich enthalten auch die Allgemeinen Akten örtliche Bezüge, dies gilt auch für die Bezirksorte.
Der Bestand wurde 1997/98 von Harald Müller-Baur erschlossen und gelangte im Jahre 1999 in das Landeskirchliche Archiv Stuttgart. Er umfaßt 8 Urkunden und Pergamente, 1,5 lfd. m Archivalien der Heiligenvogtei (68 Nr.), 9,5 lfd. m Bände (516 Nr.), 2,5 lfd. m Rechnungen (144 Nr.) sowie 20 lfd. m Akten (1340 Nr.).
Das gesamte Archiv bietet reichhaltiges Material zur Kirchengeschichte von Balingen und des gesamten Kirchenbezirks. Während Urkunden, Bände und Kirchenpflegrechnungen vorwiegend die kirchliche Geschichte Balingens selbst dokumentieren, enthalten vor allem die Akten - ebenso wie die Heiligenvogtei - auch Material über die Orte des Kirchenbezirks. Bei den Quellen über die Pfarrer, die hier gewirkt haben, sei unter anderem auf die aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhaltenen Lebensläufe von Pfarrern, aber auch auf die Akten über einzelne berühmte Pfarrerspersönlichkeiten wie etwa Philipp Matthäus Hahn oder den demokratischen Pfarrer Franz Hopf hingewiesen. Für das 20. Jahrhundert ist die Dokumentation der kirchenpolitischen Auseinandersetzungen während des Nationalsozialismus herausragend. Neben den Pfarrern, die wie Dekan Paul Pfleiderer den Kurs von Landesbischof Wurm unterstützten und Vertretern der theologischen Sozietät, wie etwa Ernst Bizer, gab es auch mehrere DC-Pfarrer im Kirchenbezirk, deren prominentester Vertreter Eberhard Krauß in Ebingen war.

Bestandssignatur
F 5
Umfang
33,5 lfd. m

Kontext
Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> F - Dekanatsarchive

Indexbegriff Ort
Balingen
Balingen, Zollernalbkreis

Bestandslaufzeit
1310-1993

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Letzte Aktualisierung
11.08.2025, 11:05 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1310-1993

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