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Die politische Aufgabe der Gemeinde

(O-Ton) Alfred Diebold, Bürgermeister von Waiblingen, Präsident des Gemeindetags, auf dem Württembergischen Gemeindetag 1961: Die Arbeit der Gemeinden ist von der Politik des Bundes her bestimmt / Zeit des Bestehens der BRD haben seine Aufgaben und Zuständigkeiten ständig zugenommen / Bei einer Olympiade des Gesetzemachens würde die BRD eine Medaille ernten / Aufgaben der Gemeinden als Folge der Gesetzgebung des Bundes / Mit dem Wohlstand der Staatsbürger sind auch die Forderungen gewachsen, die diese Bürger an ihre Gemeinden stellen / Die Gemeinden als Träger öffentlicher Gewalt und öffentlicher Aufgaben werden vom Bund nicht mehr genügend respektiert / Man legt ihnen aber immer mehr Verpflichtungen auf und fordert immer neue Opfer / Die Gemeinden werden bei der Übertragung neuer Aufgaben überfordert / Beispiele / Die Gemeinden klagen darüber, dass Bundestagswahlen ihren Schatten weit voraus werfen / Auf Interessengruppen wird mehr gehört als auf die, die im Namen von Städten und Gemeinden sprechen / Jede Belastung der Stellung und Selbstverwaltung der Gemeinden trifft letzlich unsere Demokratie / (6'44) (O-Ton) Kurt Georg Kiesinger, Dr., CDU, Ministerpräsident von Baden-Württemberg: Eduard Spranger: "In der Demokratie muss jeder ein Gewissen für das Ganze haben" / Darüber hinaus: in der Demokratie, wenn sie gedeihen will, muss jeder eine Spur Liebe zum Ganzen haben / Das setzt das noch Vorhandensein von Gewissenskraft und Vaterlandsliebe voraus / Dies wiederum setzt ein Wissen vom Ganzen voraus / Beklagenswerte Unkenntnis des gesellschaftlichen und staatlichen Lebens bei Erwachsenen und Jugendlichen / Jugend will nicht nüchtern unterrichtet werden, sondern lieben und sich begeistern / Sie sieht vielleicht nicht mehr das Vaterland, aber noch die Heimat / Der Einfluss des nüchternen Industriezeitalters / Die Gemeinschaft braucht Symbole: Feiern und Feste, in denen sie sich selbst bewußt wird und empfindet / In den reichsten Gemeinden ist das kulturelle Leben oft öde / Der mangelnde gemeindebürgerliche Sinn derer, die Elite sein sollten / In der Vergangenheit waren oft kleine Städte Hochburgen menschlicher Kultur / Der Staat tut das Seine, weil er will / Die Gemeinden müssen von ihren Bürgern mehr fordern / "In einer Zeit, die zum Termitenwesen drängt, muss aus der Gemeinde die Kraft kommen, die dies abwehrt" / Das ist der letzte Sinn des Wortes: Freiheit, die wir meinen / (10'33)
(O-Ton) Franz Gurk, Dr., CDU, Landtagspräsident von Baden-Württemberg: überbringt Grüße des Landesparlaments / Das obrigkeitliche Denken ist weitgehend überwunden zu Gunsten des Subsidiaritätsprinzips, des ursprünglichen Rechts der unteren Stufe / Die Aufsicht des Staates über die Gemeinden ist weitgehend nur noch Rechtsaufsicht / Gemeindefreiheit als Rettung Europas / Alexis de Tocqueville: "Die Gemeinde ist die einzige Verbindung von Menschen, die so im menschlichen Wesen begründet ist, dass sich überall dort, wo sich Menschen zusammenfinden, von selbst auch eine Gemeinde bildet" / (3'05)

Archivaliensignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 5/002 D611009/101
Umfang
0:24:18; 0'24
Sonstige Erschließungsangaben
Herkunft: Politischer Wochenbericht

Kontext
Politischer Wochenbericht aus Baden-Württemberg des SDR 1958-1970 >> 1961 >> November
Bestand
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, R 5/002 Politischer Wochenbericht aus Baden-Württemberg des SDR 1958-1970

Indexbegriff Sache
Bildung: Elite
Bund-Länder-Verhältnis: Subsidiaritätsprinzip
Heimat: Vaterland
Kommunalpolitik: Gemeinde
Veranstaltung: Württembergischer Gemeindetag 1961

Laufzeit
4. November 1961

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 16:51 MEZ

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Objekttyp

  • AV-Materialien

Entstanden

  • 4. November 1961

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