Archivbestand
Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die Geschichte der Fischer- und Schifferzunft Wertheim kann anhand schriftlicher Quellen bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgt werden. So datiert das älteste Archivale des vorliegenden Bestandes, das Jahrtagsverzeichnis der Fischerbruderschaft, aus dem Jahre 1495. Aus dem Jahre 1478, also siebzehn Jahre früher, stammt der mit einer Inschrift versehene Grundstein des ersten Zunfthauses, der heute im Grafschaftsmuseum Wertheim zu sehen ist. Doch kann davon ausgegangen werden, daß die Fischer- und Schifferzunft erheblich älter ist. Sie war einst die größte und reichste aller Wertheimer Zünfte. So zählte sie z.B. im Jahr 1708 113 Mitglieder, 1722 über 130 Mitglieder. Das Leben in der Zunft war genau geregelt, Friedrich Emlein hat es in seinem Aufsatz "Über die Fischer- und Schifferzunft in Wertheim", in: Wertheimer Jahrbuch 1922, S. 31-65 sehr ausführlich beschrieben, so daß an dieser Stelle nicht weiter darauf eingegangen werden muß. Das Ende aller Zünfte in Baden, so auch der Fischer- und Schifferzunft Wertheim, brachte das Jahr 1862. Am 20. September 1862 wurde ein neues Gewerbegesetz verabschiedet, das die Zünfte und Innungen ausdrücklich aufhob. Die Fischer und Schiffer organisierten sich daraufhin in der am 13. Dezember 1863 gegründeten Fischer-, Schiffer- und Handelsgenossenschaft. Das ganze Zunftvermögen und alle Rechte und Besitzungen der ehemaligen Fischer- und Schifferzunft gingen auf diese Genossenschaft über, die bei ihrer Gründung 98 Mitglieder zählte. Der Vorstand bestand aus einem auf drei Jahre gewählten Vorsitzenden und vier ebenfalls auf drei Jahre gewählten Beigeordneten. Erster Vorsitzender der neu gegründeten Fischer-, Schiffer- und Handelsgenossenschaft wurde Christoph Wenneis. Die vier Beigeordneten waren Wilhelm Müller, Philipp Götz, Nikolaus Seegner und Paul Schreck. Rechner wurde Adam Friedrich Müller. Am 7. März 1864 bestätigte das Großherzoglich Badische Handelsministerium die Statuten. 1927 benannte sich die Fischer-, Schiffer- und Handelsgenossenschaft in Fischer- und Schiffergenossenschaft e. V. um. Die letzte Statutenänderung der auch heute noch bestehenden Vereinigung erfolgte 1970.
Welchen Umfang das Archiv der Fischer- und Schifferzunft in älterer Zeit hatte, ist nicht bekannt. Große Verluste erlitt es in der Michaelisnacht 1732 als durch das große Tauberhochwasser das Zunfthaus, in dem sich auch das Zunftarchiv befand, weggeschwemmt wurde. Fast die gesamte ältere Zunftüberlieferung ging damals in den Fluten unter. Deshalb datieren in dem vorliegenden Bestand nur sehr wenige Archivalien aus der Zeit vor 1732, so z.B. das älteste Zunftbuch aus den Jahren 1684 - 1837, einige Rechnungsbeilagen sowie jene 16 Urkunden, die 1732 in der Zunfttruhe auf dem Main schwimmend in Freudenberg aus dem Wasser gezogen wurden. 1879 wurden sie von dem damaligen Vorstand der Fischer- und Schiffergenossenschaft Gottfried Hotz der Stadt Wertheim übergeben. Mit dem Verlust des zweiten Zunfthauses 1866, das dem Bau der Taubertalbahn weichen mußte, verlor das Archiv der Fischer- und Schiffergenossenschaft seinen festen Aufbewahrungsplatz. Ähnlich wie bei anderen Wertheimer Vereinen wurde nun die schriftliche Überlieferung der Fischer- und Schiffergenossenschaft vom jeweiligen Vorsitzenden zu Hause aufbewahrt und bei einem Vorstandswechsel dem Nachfolger übergeben.
Inhalt und Bewertung
Um die 1980er Jahren gelangte das Archiv der Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim e.V. erstmals als Depositum ins Stadtarchiv und verblieb dort bis 1991. Nachdem im neu erworbenen Zunfthaus ein eigener Raum dafür eingerichtet worden war, wurde das Vereinsarchiv vom Stadtarchiv Wertheim in das Zunfthaus in der Nebenzollgasse verlagert. Um das bisher unverzeichnete Schriftgut einer fachgerechten Ordnung und Verzeichnung zuzuführen, wurde ein Großteil der Unterlagen im Mai 1998 erneut dem Stadtarchiv als Depositum übergeben, ein kleinerer Teil verblieb im Zunfthaus.
Mit den Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten am Bestand V 24 Fischer- und Schiffergenossenschaft Wertheim e. V. wurde im Mai 1998 von Herrn Karl-Heinz Niklas, im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Stadtarchiv tätig, unter Anleitung von Archivoberinspektorin Ulrike Kühnle begonnen. Zunächst wurde das Schriftgut nach Archivaliengattungen in Akten, Bände, Rechnungen getrennt. Von jedem Archivale wurde eine Titelaufnahme gefertigt, die in die EDV eingegeben wurde. Die Erstellung des Findbuches erfolgte mit Hilfe der Programme Midosa und Midosa 2. In das Bestandsrepertorium aufgenommen wurden auch die Archivalien zur Fischer- und Schifferzunft, die sich im Besitz des Stadtarchivs Wertheim befinden. Sie sind im vorliegenden Findbuch in einer eigenen Rubrik aufgeführt, ebenso wie die Archivalien, die bei der Fischer- und Schiffergenossenschaft verblieben sind.
- Reference number of holding
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Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-V 24
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Vereine, Parteien und Körperschaften (V-Bestände) >> Vereine
- Related materials
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Friedrich Emlein, Die Geschichte der Fischer- und Schifferzunft Wertheim, in: Wertheimer Jahrbuch 1922, S. 31- 45;
Walter Herz, "Bessere Fische" mußten einst zuerst auf der Burg zum Kauf angeboten werden, in: Wertheimer Zeitung, Messebeilage 1979;
Otto Langguth, Die ältesten Zunftordnungen sind verloren: zur Geschichte der Wertheimer Fischer und Schiffer, in: Wertheimer Tageblatt (FN) Nr. 152 vom 5.7.1952
S. 8;
Otto Langguth, Was das alte Zunftbuch schon erlebt hat, in: Wertheimer Tageblatt (FN) vom 5.7.1952 S. 14;
Erich Langguth, Das Nekrologium der Wertheimer Fischerbruderschaft 1495 - 1521, in: Wertheimer Jahrbuch 1996, S. 63 - 86;
Werner Toepfer, Die Fischerzunft hat im Wertheimer Raum eine lange Geschichte, in: Wertheimer Zeitung, Messebeilage 1986, S. 10-19.
- Date of creation of holding
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1495-1939
- Other object pages
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- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
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13.11.2025, 2:40 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1495-1939