Bestand
A Rep. 020-22 Cecilienschule (Bestand)
Vorwort: A Rep. 020-22 Cecilienschule
1. Schulgeschichte
Die erste höhere Mädchenschule in Wilmersdorf, die Viktoria-Luisen-Schule, war bereits wenige Jahre nach ihrer 1897 erfolgten Gründung so überfüllt, dass der Vorstand der Gemeinde Wilmersdorf die Eröffnung einer zweiten höheren Mädchenschule beraten musste. Am 15. Dezember 1903 wurden hierfür die nötigen Mittel von der Gemeinde bewilligt und Ostern 1904 eine neue Schule als II. Höhere Mädchenschule mit den vier untersten Klassen (IX – VI) im Gebäude der 5. Gemeindeschule, Düsseldorfer Straße 13, eröffnet. Die Leitung der Schule wurde Dr. Triebel, der bis dahin Oberlehrer an der Viktoria-Luisen-Schule gewesen war, übertragen. Zu Ostern 1905 wurde die V. und die IV. Klasse eröffnet, dabei stieg die Schülerinnenzahl auf 189.
Am 20. Mai 1905 beschloss die Gemeindevertretung Wilmersdorf die Schule nach dem Namen der erlauchten Verlobten Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen „Cecilienschule“ zu nennen. Am 23. November 1905 traf die Allerhöchste Genehmigung des Deutschen Kaisers hierzu ein.
Zu Ostern 1906 stieg die Zahl der Schülerinnen auf 283. Die Anmeldungen für einzelne Klassen waren so zahlreich, dass eine Teilung der Klassen VIII - V nötig wurde. Außerdem musste die III. Klasse eröffnet werden. Infolgedessen reichten die Räume der 5. Gemeindeschule zur Unterbringung nicht aus und es mussten mehrere Etagen des angrenzenden Privathauses in der Düsseldorfer Straße angemietet und zu Schulräumen umgebaut werden.
1907 wurde die Cecilienschule als eine zehnstufige höhere Mädchenschule in Entwicklung bezeichnet und die Angliederung von Gymnasialkursen in Aussicht genommen. Die Schulräume reichten erneut nicht aus und die Schule siedelte daher in den Neubau der VI. Gemeindeschule Pfalzburger Straße 23 über. Am 15. September resp. 14. Oktober 1908 beschloss die Gemeinde Wilmersdorf, die Höhere Mädchenschule (Lyzeum) mit einer Studienanstalt realgymnasialen Charakters zu verbinden. Die vorgesetzten Behörden stimmten dem zu. Die Zahl der Schülerinnen betrug nun 610. 1908 wurde ein Schulneubau am Nikolsburger Platz geplant und 1909 mit dem Bau begonnen. Mit Beginn des Winterhalbjahres 1910 siedelte die Schule in den unter Leitung des Baurat Otto Herrnring errichteten Neubau über.
Am 1. Dezember 1914 besuchte Kronprinzessin Cecilie die Schule und nahm dabei u. a. 500 Pakete „Liebesgaben“ für die Soldaten entgegen.
Vom 22. bis 24. Februar 1915 fand dann die erste Reifeprüfung statt. Sämtliche 17 Abiturientinnen bestanden die Prüfung.
Am 23. November 1918 schloss die Cecilienschule und wurde zur Unterbringung von Truppen hergerichtet. Der Unterricht fand als Schichtunterricht im Gebäude der Viktoria-Luisen-Schule statt. Am 10. Januar 1919 zog die Bürgerwehr in das Schulhaus der Cecilienschule ein. Am 23. Februar d. J. konnte die Schule endlich wieder in ihr stark beschädigtes Schulhaus zurückkehren. Im Winter 1919/1920 wurden die Schulen durch defekte Heizungen erneut zusammengelegt und die Schülerinnen im Schichtunterricht unterrichtet. Infolge der Auflösung des 5. Städtischen Lyzeums Wilmersdorf 1921 gingen sechs Klassen dieser Anstalt zur Cecilienschule über.
Im März 1937 trat Dr. Triebel in den Ruhestand. Im Rahmen der Schulreform beantragten Eltern im April 1937 die Errichtung einer Oberschule. Diesem Antrag wurde im Mai 1937 stattgegeben. Mit der Schlussprüfung 1937 verließ dann die letzte Klasse (U II) die Cecilienschule, damit gab es im nächsten Schuljahr kein Lyzeum mehr. Ein Teil des gleichen Jahrganges bildete ab 1938 den ersten Jahrgang der neu aufzubauenden „Oberschule für Mädchen, sprachliche Form“, neben der noch die letzten vier Jahrgänge der Studienanstalt bis zu ihrer Reifeprüfung die bisherige Studienanstaltsform vertraten. Ab dem 27. Oktober 1937 übernahm Studienrat Dr. Wilhelm Henke die Leitung der Cecilienschule.
Mit dem 31. März 1939 wurde die Viktoria-Luisen-Schule aufgelöst. Fünf Lehrer und zahlreiche Schülerinnen traten zur Cecilienschule über, darunter mehrere geschlossene Klassen. Eine größere Anzahl von Schülerinnen musste abgewiesen werden, da insgesamt nur 20 Klassen bewilligt wurden. Damit kamen Ostern 1940 fünf Klassen gleichzeitig zur Reifeprüfung.
Am 26. August 1939 erhielt die Militärbehörde das Schulgebäude zur Errichtung eines Reservelazaretts. Der Schulunterricht ging am 8. September 1939 im Gebäude des Bismarck-Gymnasiums (Pfalzburger Straße 30/31) weiter. Im Januar 1940 wurde die Schule wegen Kohlenmangels geschlossen und die Klassen im Hitler-Jugendheim (im Gartenhaus der Schule), in den Konfirmandensälen der Hohenzollernkirche, in den Räumen der Fackelmannschen Privatschule, im Gauhaus der NSDAP und in den Wohnungen der Eltern unterrichtet.
Wegen der Evakuierungsmaßnahmen im August 1943 wurden alle Berliner Schulen geschlossen und der Unterricht eingestellt. Auf den Elternversammlungen warb man für die Kinderlandverschickung, so fuhren dann am 31. August 1943 acht Lehrkräfte mit 76 Schülerinnen nach Politschka (Böhmen). Verschiedene Lehrkräfte wurden an andere Dienststellen abgeordnet.
Nach 1945 nahm man die Cecilienschule als Höhere Mädchenschule nicht wieder in Betrieb. Im Schulgebäude waren seitdem Volksschulen bzw. Grundschulen untergebracht. So war z.B. die Johann-Peter-Hebel-Schule (Grundschule) einige Jahre dort untergebracht.
Seit 2003 befindet sich im denkmalgeschützten Schulgebäude am Nikolsburger Platz 5 die Cäcilien-Grundschule, die erste Ganztagsgrundschule von Wilmersdorf. Sie entstand aus dem Zusammenschluss der früheren Hanns-Fechner-Grundschule und der Cäcilien-Grundschule.
Die Schulakten wurden im Jahr 2000 als Zugang 5517 dem Landesarchiv Berlin vom BIL (Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen im Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung und Schulentwicklung früher Pädagogisches Zentrum) übergeben.
2. Bestandsgeschichte
Der Bestand enthält 120 Akten (4,05 lfm) mit einer Laufzeit von 1895 bis 1945. Er beinhaltet Schulakten (u. a. eine Chronik), Personalakten der Lehrerinnen und Lehrer, Zeugnisse und Prüfungsakten.
Der Bestand wurde im Rahmen eines Praktikums 2006 mit Augias von Jonna Behrends verzeichnet und ist nun über eine Datenbank und ein Findbuch zugänglich.
Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs.
Er wird wie folgt zitiert: Landesarchiv Berlin, A Rep. 020-22, Nr. … .
3. Korrespondierende Bestände
LAB A Rep. 020-01 Deputation für das Schulwesen / Hauptschulamt
4. Literatur
Berlin, September/Oktober 2006 Jonna Behrends / Kerstin Bötticher
- Bestandssignatur
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A Rep. 020-22
- Kontext
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Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 2 Magistrat der Stadt Berlin >> A 2.4 Nachgeordnete städtische Behörden und Einrichtungen >> A Rep. 020-03 bis A Rep. 020-ff Städtische Schulen
- Verwandte Bestände und Literatur
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Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 020-01 Deputation für das Schulwesen/Hauptschulamt
- Bestandslaufzeit
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1895 - 1945 (-1958)
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Für nähere Informationen zu Nutzungs- und Verwertungsrechten kontaktieren Sie bitte info@landesarchiv.berlin.de.
- Zugangsbeschränkungen
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Zugangsbestimmungen: Einige Akten sind aufgrund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es gesonderter Zustimmung des Landesarchivs.
- Letzte Aktualisierung
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28.02.2025, 14:13 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1895 - 1945 (-1958)