Bild

Bildnis des Archäologen Ernst Curtius

Max Koner, so beschrieb Paul Hildebrandt 1895 die Arbeitsweise des erfolgreichen Berliner Porträtisten, schuf seine Bildnisse stets erst, nachdem er sich einen Eindruck vom Charakter des Dargestellten verschafft hatte. Bei der eigentlichen Porträtsitzung schritt er sodann unvermittelt zur Tat. »Keine genaue Zeichnung, nicht einmal eine flüchtige zeichnerische Skizze des Kopfes wird angefertigt, mit einem dicken Pinsel fährt der Künstler auf die Leinwand und zaubert gewöhnlich in zwei bis drei Stunden, ohne den Pinsel zu wechseln, ohne die Palette aus der Hand zu legen – und nur ab und zu mit dem Finger die Farben verwischend – das Bildnis des oder der zu Porträtierenden auf die Fläche« (in: Künstlerland, 3. Jg., 1895, Nr. 20, o. Pag.). Koner selbst empfand die Vorzeichnung mit Kohle als zu langwierig und zu erschöpfend. Stellte sich während des Malens heraus, daß er den Gegenüber falsch eingeschätzt hatte, so verwarf er das angefangene Bild und begann von neuem. »Das Höchste ist mir«, erklärte der Künstler, »den Charakter der Person herauszubringen, die Technik ist mir ganz egal« (ebd.). Entsprechend wichtig war ihm die Persönlichkeit des zu Porträtierenden: »Einen langweiligen Menschen bekomme ich überhaupt nicht heraus«, klagte er, »ein noch so schönes Wesen, das sich während des Malens als langweilig und geistlos herausstellt, kann mir die ganze Arbeit verleiden« (ebd.). Dieses Problem hatte sich bei dem bedeutenden klassischen Archäologen und Philologen Ernst Ludwig Curtius (1814–1896) sicher nicht gestellt, dennoch befriedigte den Künstler das zunächst für die Bildnissammlung der Nationalgalerie gedachte Porträt nicht, das 1895 auf der Großen Berliner Kunstausstellung zu sehen war (Verbleib unbekannt, evtl. übermalt). Koner bat daher um Geduld und die Möglichkeit, das Bild neu zu malen, doch Curtius gewährte dem Maler nur seltene, kurze Sitzungen und so war das Porträt erst 1897 vollendet. Es zeigt den Gelehrten im Halbfigurenporträt, die Hand nachdenklich an die Wange gelegt, den Blick in die Ferne schweifend. – Vgl. das Curtius-Bildnis von Reinhold Lepsius von 1891 (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 1045). | Regina Freyberger

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Höhe x Breite: 83 x 104 cm
Rahmenmaß: 109,5 x 130 x 9,5 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A I 615

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1897 Ankauf nach Bestellung für die Bildnissammlung
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1896

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • 1896

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