Bestand
Nachlass Wilhelm Höpker/Urkunden (Bestand)
Privilegien, Konsensbriefe,
eidesstattliche erklärungen
Bestandsgeschichte: Prof. Dr.
Wilhelm Höpker (1914-1999), Arzt und Diabetesforscher,
Medizinstudium in Freiburg, München, Marburg, Königsberg, Berlin
und Frankfurt, 1938-1949 Arzt an der Universitätsklinik Frankfurt,
1940-1943 Militärarzt, 1952-1955 wissenschaftlicher Mitarbeiter im
Diabetikerheim Karlsburg und als Oberarzt in der Poliklinik
Greifswald, 1954 Habilitation, 1956-1976 Chefarzt in Lüdenscheid,
1972-1984 Geschäftsführer und ärztlicher Leiter einer Einrichtung
zur Rehabilitation mehrfach behinderter diabetischer Kinder und
Jugendlicher in Lüdenscheid.
Form und Inhalt: Dr. med.
habil. Wilhelm August Heinrich Höpker wurde am 16.04.1914 in Soest
als Sohn des Rechtsanwalts und Notars Wilhelm Karl Franz Nikolaus
Höpker (* 06.04.1882 Kirchlengern, 25.09.1975 Soest) und dessen
Ehefrau Hildegard Rousseau (*02.08.1885 Minden, 12.5.1970 Bad
Sassendorf) geboren. Von 1920 bis 1924 besuchte er die Volksschule
in Soest, von 1924 bis 1933 das dortige Gymnasium (Archigymnasium).
Hier erlangte er 1933 die Allgemeine Hochschulreife bzw. das
Abitur. Möglicherweise unter dem Einfluss seiner die NS-Bewegung
befürwortenden Eltern wurde Wilhelm Höpker 1933 SA-Mitglied,
allerdings 1934 nach dem Röhnputsch aus der SA ausgeschlossen. 1934
begann er mit dem Medizinstudium in Freiburg, studierte aber auch
an den Universitäten in München, Marburg, Königsberg/Preußen,
Berlin und Frankfurt. In Freiburg war er Mitglied des Corps
Hasso-Borussia, mit deren Korpsbrüdern er bis ins hohe Alter noch
korrespondieren sollte. Nach Absolvierung des medizinischen
Staatsexamens 1938 wirkte er als wissenschaftlicher Assistent und
nach seiner Bestallung als Arzt am 06.10.1939 an der
Universitätsklinik in Frankfurt/Main (bis 1949). Von 1944 bis 1947
wirkte er als Assistenzarzt am Städtischen Krankenhaus
Sachsenhausen.
Am 06.12.1939 heiratete
Wilhelm Höpker die Ärztin Ruth Johanna Tekla Gätjens, Tochter des
Hamburger Kaufmanns Bruno Gätjens (*24.09.1911 Hamburg,
13.09.1946 Frankfurt/Main). Aus dieser, seiner ersten Ehe gingen
fünf Kinder hervor, von denen zwei kurz nach der Geburt
starben:
1. Gisela (24.03.1941-27.03.1941)
2.
Barbara (24.03.1941-27.03.1941)
3. Wilhelm-Wolfgang
(*15.07.1942)
4. Annette Friederike Charlotte
(*09.08.1943)
5. Gerhardt (*28.01.1946)
1940 erfolgte seine Einberufung zum Militärdienst,
den er bis 1943 in Norwegen und an der Ostfront leistete. Am
15.07.1942 wurde Wilhelm Höpker an der Ostfront verwundet, was zum
Verlust am rechten Fuß und schließlich am 24.06.1943 zur Entlassung
aus der Wehrmacht führte. Zurück aus dem Militärdienst nahm er
seine Tätigkeit als Arzt in Frankfurt/Main und dann in
Sachsenhausen auf. Bereits am 19.04.1943 erlangte er den Grad eines
Doktors der Medizin an der Hohen Medizinischen Fakultät der Johann
Wolfgang Goethe-Universität zu Frankfurt/Main. Am 20.09.1945
erhielt er die Anerkennung als Facharzt für innere Medizin, wirkte
aber zeitgleich aus als Arzt im Hilfskrankenhaus Bad Nauheim. Ein
tragisches Ereignis im Privatleben Wilhelm Höpkers stellte der
frühe Tod seiner Frau Ruth Gätjens dar, die am 13.09.1946 in
Frankfurt/Main an Kinderlähmung verstarb. Am 27.05.1949 heiratete
er die medizinisch-technische Assistentin Martha Josefa Kramer
(*07.04.1924). Aus der zweiten Ehe, die am 25.01.1965 geschieden
wurde, gingen zwei Kinder hervor:
1. Kai Achim
(*08.03.1958)
2. Sibylle Verena (*09.08.1961)
Am 07.05.1949 erfolgte seine Facharztanerkennung durch die
Landesärztekammer Südbaden. Wohnort seiner Familie war bis 1956
Hinterzarten im Südschwarzwald, was ihn aber nicht daran hinderte,
beruflich in anderen Regionen wirksam zu sein. Wilhelm Höpker war
ab 01.09.1952 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Diabetikerheim
Karlsburg/Meckl tätig und erhielt am 05.05.1953 vom Ministerium für
Gesundheitswesen der DDR einen Einzelvertrag als dortiger
wissenschaftlicher Mitarbeiter. Bereits am 30.04.1953 hatte ihm die
Ärztekammer Hamburg eine Urkunde über die Facharzt-Anerkennung
ausgestellt. Am 30.11.1953 wurde Wilhelm Höpker zum Dozenten für
das Fach Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät der
Universität Greifswald ernannt, wo er schließlich habilitierte und
am 20.10.1953 seine Habilitationsurkunde erhielt. Bis zum
31.12.1955 arbeitete er noch als Oberarzt an der Poliklinik
Greifswald, beendete aber seine dortige Tätigkeit aus verschiedenen
dienstlichen und privaten Gründen. Beispielsweise kam es zu
Auseinandersetzungen mit dem Vorgesetzen der Greifswalder
Poliklinik, Prof. Gerhardt Katsch, sowie zur Forderung des
Gesundheitsministeriums der DDR, die Familie nachziehen zu lassen.
Im März 1956 erfolgte Höpkers Umzug von Greifswald wieder zurück
nach Hinterzarten im Südschwarzwald. Im Dezember 1956 wurde er zum
Chefinternisten des damals noch städtischen Krankenhauses an der
Philippstraße in Lüdenscheid ernannt. In dieser Funktion blieb er
bis zu seinem Ruhestand am 16.07.1976. Während seiner beruflichen
Zeit in Lüdenscheid kam es noch zu privaten Veränderungen. Um 1963
trennte er sich von zweiter Frau Martha und ließ sich von ihr am
25.01.1965 scheiden. Bereits am 09.02.1965 heiratete er die
Germanistin Dr. Elisabeth Herberg (* 09.11.1929), mit der er bis zu
seinem Tod zusammen lebte. Kinder gingen aus dieser Ehe nicht mehr
hervor.
Wilhelm Höpker war von 1972 bis 1984
Geschäftsführer und ärztlicher Leiter einer Einrichtung zur
Rehabilitation mehrfach behinderter diabetischer Kinder und
Jugendlicher in Lüdenscheid. 1994 wurde ihm die
Ernst-Moritz-Arndt-Medaille durch die Medizinische Fakultät der
Universität Greifswald anlässlich seines 80. Geburtstages
verliehen. Wilhelm Höpker verstarb am 21.11.1999 in
Herscheid.
Der Nachlass Wilhelm Höpker gelangte auf
Wunsch seiner dritten Ehefrau 2013 in die Abteilung Westfalen des
Landesarchivs NRW (Zugang 83/2013). Er beinhaltet neben seiner
privaten und beruflichen Korrespondenz auch genealogische
Forschungen und originale Dokumente zur Familiengeschichte, die
Höpker sowohl aus der eigenen mitbrachte, als auch aus dem Nachlass
seiner ersten Ehefrau erbte und zu deren weiterer Erforschung er
sich berufen fühlte, besonders in den Jahren 1986 bis 1999.
Zu den direkten und indirekten Vorfahren seiner
Familie, von denen Überlieferungen vorliegen, gehörten:
Vater: Rechtsanwalt und Notars Wilhelm Karl Franz
Nikolaus Höpker (* 06.04.1882 Kirchlengern, 25.09.1975
Soest)
Onkel: August Friedrich Wilhelm
Marcus Höpker (Kirchlengern 31.1.1879-1937) (Bruder des Wilhelm
Höpker), ev. Pfarrer (ausführliche Lebensbeschreibung in Nr. 330),
seit 24.04.1908 verheiratet mit Helene Fromme
(30.12.1883-22.11.1969)
Mutter: Hildegard
Rousseau (*02.08.1885 Minden, 12.5.1970 Bad Sassendorf), zweite
von drei Töchtern des Kaufmanns Heinrich Rousseau (1848-1940) und
dessen Frau Thusnelda, geb. Dunker (1856-1903)
Lehrerin
Schwester von Hildegard
Rousseau war Meta (08.03.1888-1945), die seit 1917 mit Erich
Thorspecken (20.12.1889-5.2.1966) verheiratet war, einem Sohn von
Anna Thorspecken, geb. Schultz (28.3.1854-22.3.1944) und dem Arzt
Carl Thorspecken.
Anna Thorspeckens Eltern
waren Hermann Schulz (8.5.1821-15.10.1885) und Clara Hertel
(10.9.1835-3.1.1911).
Darüber hinaus
befinden sich im Nachlass Wilhelm Höpker familiengeschichtliche
Forschungen und originale Dokumente zu den Vorfahren seiner ersten
Ehefrau Ruth Gätjens. Deren Eltern waren:
Kaufmann Bruno Gätjens (* 4.9.1877 Hamburg, 5.4.1942
Hamburg) und dessen Ehefrau Selma Wanda Gätjens, geb. Fischbeck
(*30.11.1880 Danzig, 22.8.1945)
Ida
Treichel, geb. Fischbeck (1873-1951), Tante von Ruth Gätjens
Toni Fischbeck, Schwester von Wanda Gätjens
Wilhelm Höpker hatte die Geschichte seiner Familie
sowie die seiner ersten Frau Ruth selbst erforscht und seine
Forschungsergebnisse in Buchform oder als Manuskript
niedergeschrieben. Auch diese Bände gehören zum Nachlass (Nr. 330
und 331 betreffen August Höpker, Nr. 343 Bruno Gätjens, Nr. 371
Erich Thorspecken, Nr. 374 die Eltern Höpker und Nr. 377 Ruth
Höpker).
Ein wesentlicher Schwerpunkt des
Nachlasses von Wilhelm Höpker liegt auf dessen fast lückenloser
beruflichen und privaten Korrespondenz, die in dieser Form in der
Regel nicht bei staatlichen Behörden zu finden und nur in wenigen
Fällen in privaten Bereichen überliefert ist. Sowohl Wilhelm Höpker
als auch dessen Ehefrauen entstammten dem gehobenen
Bildungsbürgertum. Sowohl schulische Vorbildung als auch die Art
des Schriftverkehrs zeugen von ausgeprägtem geistes- und
naturwissenschaftlichem Wissen, Interesse an Politik und einem Hang
zu den schönen Künsten. Wilhelm Höpker pflegte zahlreiche Kontakte
zu Medizinern im In- und Ausland, zu diversen Künstlern, aber auch
durchgängig zum Corps Hasso-Borussia in Freiburg und zu
Korpsbrüdern. Langjährige Korrespondenzpartner wohnten nicht nur in
Deutschland, sondern auch in der Schweiz, in Israel, in Rumänien,
in der Tschechoslowakei, in den USA, in der DDR, ja selbst im Iran.
Aus diesem Schriftwechsel werden nicht nur berufliche und private,
sondern auch politische Belange und Begebenheiten und private
Sichtweisen darauf ersichtlich.
Wilhelm
Höpker war passionierter Segler, liebte aber auch Kunst und
Antiquitäten. Von seinen Reisen mit seinem Segelboot ALKYONE liegen
zahlreiche handschriftliche Tagebücher vor.
Der Nachlass Wilhelm Höpker bietet zahlreiches Material zu
verschiedensten Forschungen. Neben der Familiengeschichte lassen
sich zahlreiche Ansätze für die Sozialgeschichte,
Medizingeschichte, politische Geschichte, aber auch Wirtschafts-
und Finanzgeschichte finden. Aus datenschutzrechtlichen Gründen ist
für die Benutzung des Bestands die vorherige Genehmigung eines
Antrags auf Verkürzung von Sperrfristen notwendig. Es gelten die
Nutzungsbestimmungen des Archivgesetzes des Landes
Nordrhein-Westfalen in seiner letzten Fassung.
Gerald Kreucher / Jens Heckl
- Bestandssignatur
-
V 043u
- Umfang
-
6 Urkunden.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 4. Nichtstaatliches Schriftgut / Archivische Sammlungen >> 4.4. Nachlässe und Sammlungen (V) >> 4.4.1. Nachlässe und Sammlungen von einzelnen Personen >> Nachlass Wilhelm Höpker
- Bestandslaufzeit
-
1621-1767
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1621-1767