Bestand
Höpker Aschoff, Hermann (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Biografie
Dr. iur. Dr. h.c. Hermann Höpker
Aschoff (* 31. Januar 1883 in Herford; † 15. Januar 1954 in
Karlsruhe), 1901-1904 Studium der Rechtswissenschaft und der
Staatswissenschaften in Jena, München und Bonn, dabei Mitglied bzw.
Sprecher der Jenenser Burschenschaft "Arminia auf dem Burgkeller",
1904-1905 Wehrpflicht beim Straßburger Feldartillerie-Rgt. Nr. 51,
anschl. Referendar beim Oberlandesgericht Köln mit Stationen in Vlotho
und Münster, 1907 Promotion in Bonn, 1910 Große Staatsprüfung in
Berlin, anschl. Richter am Landgericht Bochum, 1914-1918 Militärdienst
(Westfront), zuletzt Hauptmann der Reserve und Batterieführer, 1919
Eintritt in die Deutsche Demokratische Partei (DDP), 1921 Ernennung
zum Oberlandesgerichtsrat in Hamm/Westfalen, 1921-1932 Mitglied des
Preußischen Landtags (DDP/DStP), 1925-1931 Preußischer Finanzminister,
1930-1932 Mitglied des Deutschen Reichstags (DStP), 1932-1933
Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Dresdner Bank,
1933-1937 Mitarbeit bei der liberalen Zeitschrift „Die Hilfe",
Nov./Dez. 1939 Dienstverpflichtung als Angestellter bei der
Intendantur des General-Kommandos III der Wehrmacht, 1940-1944
Dienstverpflichtung als Chefjurist bei der Haupttreuhandstelle Ost
(HTO), 1944-1945 Angestellter bei der Industrie-Kontor GmbH, 1945-1946
Generalreferent für Finanzen bei der Provinzialregierung von
Westfalen, 1946-1952 Hochschullehrtätigkeit in Münster, Bochum bzw.
Hagen und Bonn, 1948-1949 Mitglied des Parlamentarischen Rates,
Sprecher der FDP-Fraktion, 1949-1951 Mitglied des Deutschen Bundestags
(FDP), dort Vorsitzender des Ausschusses für Finanz- und Steuerfragen,
7.9.1951-15.1.1954 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
GND:119208857 {{ Höpker Aschoff, Hermann
}}
Bearbeitungshinweis: Im Jahr
1957 fertigte Dr. Wolfgang Mommsen erstmals ein vorläufiges
Verzeichnis über die im Nachlass vorhandenen Unterlagen, das in kurzer
Form Stichworte aus einem Abgabeverzeichnis aufnahm. Der Nachlass
Höpker Aschoff wurde im Jahr 2018 auf der Grundlage des vorläufigen
Verzeichnisses neu bearbeitet und an die Erschließungsrichtlinien des
Bundesarchivs angepasst. Dabei waren insbesondere inhaltliche
Strukturen zu bilden, Sachtitel zu präzisieren, enthaltene Unterlagen
aufzunehmen sowie Laufzeiten zu korrigieren. Weil der private Nachlass
mehrfach Handakten aus amtlicher Tätigkeit Höpker Aschoffs enthielt,
musste über den Verbeib des staatlichen Schriftguts Beschluss gefasst
werden. Daraufhin sind Verfahrensakten des Bundesverfassungsgerichts
in den entsprechenden staatlichen Bestand (B 237 -
Bundesverfassungsgericht) transferiert worden. Handakten aus Höpker
Aschoffs Zeit als Bundestagsabgeordneter bzw. als Vorsitzender des
Finanz- und Steuerausschusses des Deutschen Bundestages sind hingegen
im Nachlass verblieben. Die bisher nur oberflächliche Ordnung des
Schriftguts machte bei der Neubearbeitung die inhaltliche Dreiteilung
einer Archivalieneinheit nötig; auch wurde eine bislang noch
unbewertete Akte neu erschlossen. Statt 58 Verzeichnungseinheiten
bilden somit 61 Einheiten den überarbeiteten Bestand "Nachlass Hermann
Höpker Aschoff".
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Nach dem Tode Hermann Höpker
Aschoffs im Jahre 1954 trat das neu errichtete Bundesarchiv erstmals
an Margarete Höpker Aschoff, die Witwe, heran und bat um Überlassung
des schriftlichen Nachlasses ihres verstorbenen Mannes. Die Witwe
erklärte sich zur Überlassung bereit, sodass im Dezember 1956 zwei
Koffer mittlerer Größe mit Nachlasspapieren aus ihrer Wohnung abgeholt
werden konnten. Die überlassenen Unterlagen stammten ganz überwiegend
aus der Zeit nach 1945. Der ältere Nachlass bis zum Jahre 1945 war
nach Aussage Margarete Höpker Aschoffs im früheren Haus ihres Mannes
in Berlin-Zehlendorf verblieben. Als dieses Haus bei Kriegsende
geplündert wurde, soll auch das ältere Schriftgut verloren gegangen
sein. Nach Durchsicht aller Unterlagen gab das Bundesarchiv 1957
stenografische Niederschriften des Nachlassers an die Witwe zurück,
bei denen es sich um Auszüge aus Büchern sowie um Kollegmitschriften
handelte. Alle anderen Unterlagen wurden anschließend in einem
vorläufigen Verzeichnis mit 54 Nummern erfasst. Im September 1977
überließ Margarete Höpker Aschoff dem Bundesarchiv einen weiteren
Ordner, der Korrespondenzen ihres Mannes aus den Jahren 1945 bis 1949
beinhaltete. Im Jahr 1998 erhielt das Bundesarchiv Post von einer
Privatperson, die durch Erbe in den Besitz von Briefen Hermann Höpker
Aschoffs gelangt war. Diese Briefe waren an Edith Schneider
(1905-1995) gerichtet, mit der ihn seit 1929 eine Freundschaft
verbunden hatte. Sein Nachlass wurde mit diesen privaten Unterlagen
aus dem Besitz Edith Schneiders angereichert. Die endgültige
Erschließung des Nachlasses erfolgte 2018.
Inhaltliche Charakterisierung:
Persönliche Papiere, Veröffentlichungen, Vorlesungen, Manuskripte zu
finanzpolitischen Fragen, Korrespondenz, 1 privates Foto von Höpker
Aschoff. Überwiegend Materialien aus der politischen und
wissenschaftlichen Tätigkeit seit 1945.
Der
Bestand beinhaltete zunächst keine Unterlagen aus Höpker Aschoffs
Amtszeit als preußischer Finanzminister. Durch eine Anreicherung des
Nachlasses im Jahr 1998 mit privaten Unterlagen Edith Schneiders,
einer persönlichen Freundin Höpker Aschoffs, wird diese Zeit dennoch
zumindest aus privater Sicht des damaligen Ministers erfahrbar (Nr.
57). Die Briefe an Schneider stellen zusammen mit philosophischen
Betrachtungen (Nr. 4) die einzigen wirklich privaten Zeugnisse innerer
Befindlichkeiten Höpker Aschoffs dar. Im angereicherten Nachlassteil
findet sich überdies das einzige, hier verfügbare private Foto Höpker
Aschoffs, welches ihn und Schneider auf einer Urlaubsreise im Jahr
1930 zeigt (Nr. 58). Von besonderem Interesse ist weiter das
Schriftgut, welches im Rahmen des politischen Säuberungsverfahrens
entstand, spiegelt es doch zumindest bruchstückhaft Höpker Aschoffs
Tätigkeit bei der Haupttreuhandstelle Ost (HTO) im besetzten Polen
während der nationalsozialistischen Herrschaft (Nrn. 5, 49, 53).
Gleiches gilt für viele Unterlagen innerhalb seiner Korrespondenz (Nr.
56), weil mehrere ehemalige Mitarbeiter der Behörde nach dem Krieg im
Bemühen um die sog. "Persilscheine" an ihn herantraten. Mehrere
Bittsteller thematisieren ihre frühere berufliche Stellung innerhalb
der HTO ausführlich. Vereinzelt pflegte Höpker Aschoff Kontakte mit
früheren Kollegen auch über diesen Rahmen hinaus, nachdem teils
beachtliche Karrieren Einzelner u.a. in Bundesministerien nachfolgten.
Rechtswissenschaftlich und rechtshistorisch Interessierte profitieren
vom Nachlass insbesondere wegen der vielen juristischen Inhalte in
Veröffentlichungen, Manuskripten oder diversen handschriftlichen
Aufzeichnungen (z.B. Nrn. 3, 10, 11, 13). Höpker Aschoff nutzte für
letztere recht häufig Stenografie nach dem Stolze-Schrey-System. Die
Unterlagen zur Amtszeit als Bundesverfassungsgerichtspräsident
beschränken sich nach dem Transfer der staatlichen Verfahrensakten
(Nrn. 16-19, 24, 25, 29, 32) in den Bestand des
Bundesverfassungsgerichts (B 273) hingegen auf die Ernennungsurkunde
und einen Vorgang zum Bundesbankgesetz (Nrn. 29, 60).
Angemerkt sei an dieser Stelle, dass sich der
Familienname korrekt ohne Bindestrich schreibt. Die Hintergründe
dafür, eine Adoption im 19. Jahrhundert, gehen aus dem Nachlass hervor
(Nr. 1).
Zitierweise: BArch N
1129/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch N 1129
- Extent
-
61 Aufbewahrungseinheiten; 1,6 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> H
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: B 237 - Bundesverfassungsgericht
N 1221 - Nachlass Theodor Heuss
N 1334 - Nachlass Gerhard Leibholz
N 1341 - Nachlass Martin Drath
N 1557 - Nachlass Ernst Friesenhahn
R 45 III - Deutsche Demokratische Partei (DDP)
R 144 - Haupttreuhandstelle Ost und Treuhandstellen
Z 5 - Parlamentarischer Rat
Z 12 - Büro der Ministerpräsidenten des amerikanischen, britischen und französischen Besatzungsgebiets
Literatur: Aders, Thomas, Die Utopie vom Staat über den Parteien. Biographische Annäherungen an Hermann Höpker Aschoff (1883-1954), (=Münchner Studien zur neueren und neuesten Geschichte, 9), Frankfurt/M. 1994.
Lamprecht, Rolf, Das Bundesverfassungsgericht. Geschichte und Entwicklung (=Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, 1155), Bonn 2011, insb. S. 15-39.
Rosenkötter, Bernhard, Treuhandpolitik. Die „Haupttreuhandstelle Ost" und der Raub polnischer Vermögen 1939-1945, Essen 2003.
Spieker, Frank, Hermann Höpker Aschoff. Vater der Finanzverfassung (=Schriften zur Verfassungsgeschichte, 66), Berlin 2004.
- Provenance
-
Höpker Aschoff, Hermann, 1883-1954
- Date of creation of holding
-
(1717-1833) 1898-1954
- Other object pages
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-
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- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Höpker Aschoff, Hermann, 1883-1954
Time of origin
- (1717-1833) 1898-1954