Bestand
Direktion für das Bühnenrepertoire (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Rechtlich
unselbständige nachgeordnete Einrichtung des MfK; verantwortlich für die
Analysierung der Spielpläne und Einflußnahme auf deren Gestaltung, die
Förderung und Schaffung neuer "sozialistischer Bühnenwerke" und die
Wahrnehmung internationaler Beziehungen zu vergleichbaren Einrichtungen;
1986 ging die Direktion in der erweiterten Direktion für Theater und
Orchester (DR 112) auf.
Bestandsgeschichte
Die Gründung der Direktion für das Bühnenrepertoire am
18. November 1974 wurde am 19. März 1975 in den Berliner Verfügungen und
Mitteilungsblatt des Ministeriums für Kultur bekanntgegeben.
Sie war eine "nachgeordnete künstlerische Einrichtung
des Ministeriums für Kultur"[1], die ihren Sitz in Berlin hatte.
Die Entwicklung eines sozialistischen Bühnenrepertoires
der Theater und die Schaffung neuer Bühnenstücke gehörten zu den
Hauptaufgaben der Direktion. [2]
Des Weiteren
wurden die "Entwicklung des Repertoires der Theater, des künstlerischen
Profils der Bühnen und der Publikumsbeziehungen [...] im Hinblick auf
ihre kulturpolitische Zielstellung"[3] analysiert. Richtlinien zur
Entwicklung des Bühnenrepertoires wurden erstellt und staatliche Organe
unterstützt. Spielpläne waren zu bestätigen. [4] Die Behörde sammelte
Informationen über die Entwicklung der Theaterkunst und des Theaterwesens
in den sozialistischen Ländern. Das Auftragswesen zur "Schaffung neuer
sozialistischer Bühnenstücke" sollte gefördert werden, langfristige
Auftragskonzepte erarbeitet und vom Minister für Kultur bestätigt werden.
Dramaturgen sowie Musikdramaturgen sollten unterstützt werden und eine
enge Zusammenarbeit mit den Künstlerverbänden war zu gewährleisten. An
Künstler und Kunstverbände wurden auch Aufträge vergeben. Der Stand der
Arbeit wurde analysiert. [5] Die Direktion war staatlicher Partner
gleicher Einrichtungen in sozialistischen Länder. [6]
Arbeitsvereinbarungen wurden mit folgenden Einrichtungen der DDR
abgeschlossen:
Verband der
Theaterschaffenden
Schriftstellerverband
Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler.
Diese Vereinbarungen mussten vom Stellvertreter des
Ministers für Kultur bestätigt werden.[7]
Geleitet
wurde die Direktion für das Bühnenrepertoire über den gesamten Zeitraum
ihres Bestehens von Willi Schrader [8]. Es galt das Prinzip der
Einzelleitung. Die Arbeitsbereiche der Direktion waren:
Leitung
Dramaturgie
Repertoire - Information
Verwaltung/Sekretariat [9].
Die
Bereichsleiter waren für ihren Arbeitsbereich verantwortlich. [10]
Der Direktor der Direktion für das Bühnenrepertoire
wurde vom Minister für Kultur ernannt und konnte seinen Stellvertreter
nur gemeinsam mit diesem ab- bzw. berufen. [11]
Der Direktor war rechtlich nicht eigenständig. [12]
"Der Arbeitsablauf und die Stellung, die Rechte und
Pflichten der Mitarbeiter der Repertoiredirektion [wurden] in einer
Arbeitsordnung geregelt, die der Direktor im Einvernehmen mit der BGL
erließ]." [13]
Direktor Willi Schrader war auch
Sekretär der Kommission für das Bühnenrepertoire und Mitglied des
konstituierenden Beirates beim Büro für Urheberrecht (gegründet 1979
[14]). Die Aufgabe der Kommission für das Bühnenrepertoire war es, die
Grundtendenzen der Entwicklung des Bühnenrepertoires zu beraten, Vorgaben
für die Entwicklung zu empfehlen und die Durchsetzung von Leitlinien an
Theatern zu gewährleisten. Des Weiteren sollte die Kommission den
Theatern bei deren Entwicklung beratend zur Seite stehen. [15] Der
konstituierende Beirat des Büros für Urheberrecht beschäftigte sich u.a.
mit den Problemen des technischen Fortschritts und der kollektiven
Wahrnehmung des Urheberrechts, mit Entwicklungstendenzen und Problemen
der Leistungsschutzrechte ausübender Künstler [16].
Mit den örtlichen Staatsorganen wurde zusammengearbeitet um
Aufgaben, Repertoire- und Spielpläne einhalten zu können. [17]
"Die Direktion für Theater und Orchester und die
Direktion für das Bühnenrepertoire wurden [...] zur Direktion für Theater
und Orchester beim Ministerium für Kultur [Abteilung Theater] vereinigt.
Die neugegründete Direktion ist Rechtsnachfolger der aufgelösten
Direktionen."[18]
Die Direktion war bis zu ihrer
Schließung, am 01. Juli 1986 [19], Mitglied der
Shakespeare-Gesellschaft.
[1] Verfügungen und
Mitteilungen (VuM) des Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März
1975; Nr. 3/1975.
[2] vgl. VuM des Ministeriums
für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §2 (1).
[3] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den
19. März 1975; Nr. 3/1975; §2 (2).
[4] vgl. VuM
des Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §2 (2
a-c).
[5] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur,
Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §2 (3).
[6]
vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr.
3/1975; §2 (4).
[7] vgl. VuM des Ministeriums für
Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §3.
[8] vgl. Direktion für das Bühnenrepertoire; "Der Theaterbesuch 1977
und 1978 - Ein Arbeitsmaterial"; Berlin, 1979. Leider konnten auch nach
intensiver Recherche keine Lebensdaten zu Willi Schrader ermittelt
werden.
[9] vgl. DR 113/29; DR 1/12239.
[10] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den
19. März 1975; Nr. 3/1975; §4.
[11] vgl. VuM des
Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §5.
[12] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den
19. März 1975; Nr. 3/1975; §6.
[13] vgl. VuM des
Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 3/1975; §7.
[14] vgl. DR113/26.
[15] vgl. VuM
des Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März 1975; Nr. 11/1975
§2.
[16] vgl. DR113/26.
[17] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. März
1975; Nr. 3/1975; §9.
[18] vgl. VuM des
Ministeriums für Kultur, Berlin, den 19. Juni 1986; Nr. 2/1986.
[19] vgl. VuM des Ministeriums für Kultur, Berlin, den
19. Juni 1986; Nr. 2/1986.
Archivische bewertung
und Bearbeitung
Der Bestand wurde am 16. Januar
1992 in das Bundesarchiv, als Teilschriftgut der Direktion für Theater
und Orchester beim Ministerium für Kultur (DTO) abgegeben. Eine
ordnungsgemäße Übernahme fand nicht statt, da die DTO zum 30. September
1991 durch den Berliner Senat abgewickelt worden war. Die Akten der
Direktion waren gesondert aufgelistet, sie wurden vorbewertet, aber nicht
körperlich kassiert.
Die Nummerierung der Bündel
war fortlaufend, von 1 - 32, auch alte Bündelnummern waren mit
aufgenommen worden. Die archivische Bearbeitung begann mit der
Aktenformierung, sofern sinnvoll sind Serien und Bandfolgen gebildet
worden. Loses Schriftgut wurde zu einer Akte (DR113/75)
zusammengestellt.
Die Erfassung der
Verzeichnungsangaben erfolgte in Basys-2S.
Die
Klassifikation wurde von einem Funktionsplan der Direktion abgeleitet.
[20]
Dubletten, Verlust-, Krankmeldungen und nicht
mehr lesbare Blätter, insgesamt 0,12 lfm wurden kassiert.
Nicht in den Bestand gehörende Akten, insgesamt 0,45
lfm, wurden dem Bestand Ministerium für Kultur, Abteilung Theater
hinzugefügt.
Inhaltliche Charakterisierung: Es
befinden sich hauptsächlich Korrespondenzen mit dem Ministerium für
Kultur, der Direktion für Theater und Orchester, den Räten der Bezirke,
Theaterverbänden und den Theatern im Bestand. Die Direktion empfahl den
Theatern Bühnenstücke. Die Theater mussten ihre Spielpläne vor
Veröffentlichung der Direktion übersenden. Das Ministerium für Kultur
bestätigte die Spielpläne.
Mit dem Büro für
Urheberrecht wurden Aufführungsrechte, Urheberrechtsfragen bei
Gastspielen sowie Leihgebührsätze für Musikstücke abgesprochen.
Korrespondiert wurde auch mit ausländischen Behörden und Theatern v.a. zu
Gastspielen.
In der Überlieferung befindet sich
viel Informationsmaterial, Einladungen und Planungen von kleinen und
großen Projekten, zum Beispiel zu den Schiller- und Shakespeare-Tagen
sowie zur Neuregelung der Prämienvergabe.
Es sind
aber auch Protokolle der Dienstberatungen mit dem Ministerium und dem
Büro für Urheberrecht überliefert. Des Weiteren sind im Bestand
Ordnungen, Arbeitspläne, Theaterkritiken und Reiseberichte vorhanden. Die
Theaterkritiken wurden vermutlich von einem Mitarbeiter gesammelt oder
sind zum Teil vom Ministerium für Kultur an die Direktion für das
Bühnenrepertoire weitergegeben worden.
Zur Arbeit
der Mitarbeiter der Direktion gehörte es ferner Premieren- bzw.
Theatervorführungen zu besuchen und ihre Meinung zum Besuch schriftlich
festzuhalten. Durch diese Berichte erhält man einerseits einen Einblick
in das Stück sowie einen Eindruck über die Stimmung unter den
Theaterbesuchern.
Die Vorbereitung der Spielpläne
war das primäre Ziel der Behörde und ist sehr gut dokumentiert.
Die Direktion verlegte das Heft "Wer spielt was?", in
dem ausgewählte DDR-Dramatik vorgestellt wurde.
Anzunehmen ist dass der Bestand vollständig ist, da er den gesamten
Zeitraum der Direktion abdeckt.
Erschließungszustand: Online
Findbuch
Zitierweise: BArch DR
113/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch DR 113
- Umfang
-
75 Aufbewahrungseinheiten; 2,7 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Deutsche Demokratische Republik mit sowjetischer Besatzungszone (1945-1990) >> Bildung, Kultur, Sport, Medien
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: Ergänzende Unterlagen befinden sich in den Beständen des Ministeriums für Kultur (DR 1) und der Abteilung Kultur im ZK der SED (DY 30).
- Provenienz
-
Direktion für das Bühnenrepertoire, 1974-1986
- Bestandslaufzeit
-
1974 - 1986
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Direktion für das Bühnenrepertoire, 1974-1986
Entstanden
- 1974 - 1986