Plakat

Excelsior Gummi-Absätze werden überall getragen

Das Plakat bezieht sich auf den Cancan – einen Tanz aus dem „Moulin-Rouge“, dem berühmten Varieté im Pariser Künstler*innenviertel Montmartre, bei dem die Beine hoch in die Luft geworfen werden. Der Tanz wurde bald sittenpolizeilich verboten, da das Publikum bei den wilden Bewegungen unter die Röcke der Tänzerinnen schauen konnte. Dass dies der Beliebtheit des Tanzes keinen Abbruch tat, zeigt die Vielzahl an Plakaten mit Cancan-Motiven – sogar eine stilistisch eher sachliche deutsche Plakatwerbung für Schuhabsätze konnte sich darauf beziehen. Markante Typografie und klare Formgebung prägen die Handschrift des Gestalters Hans Rudi Erdt. 1908 von München nach Berlin gezogen, gilt Erdt als Mitbegründer des Berliner Sachplakats, einem neuen Reklametypus des frühen 20. Jahrhunderts. Trotz grafischer Sachlichkeit verzichtet er in Werbeplakaten für Produkte oder Veranstaltungen jedoch nicht auf figurative und erzählerische Elemente - wie hier im Motiv der rutschfesten Performance der Cancan-Tänzerin. In den Jahren 1915 bis 1918 stellte Erdt seine Arbeit auch in den Dienst der Kriegsmaschinerie: Es entstanden zahlreiche Plakate für propagandistische Filme.Absätze aus Gummi waren eine heißbegehrte Neuerung, die um 1900 den breiten Markt eroberte. Rutschfest, wasserdicht, robust und leise, waren sie den zuvor benutzten Ledersohlen in Sachen Praktikabilität um Längen voraus. Dass auch Gummisohlen in jener Zeit eng mit kolonialen Kontexten verknüpft sind, macht man sich dabei selten klar. Bevor in den 1930er-Jahren die synthetische Kautschukproduktion ins Rollen kam, konnte man Gummi nur aus natürlichem Kautschuk brauchbar herstellen. Dieser Rohstoff, gewonnen aus dem Milchsaft tropischer Pflanzen, kam aus Afrika, Südamerika und Südostasien. Nach Europa gelangte er Großteils über kolonialisierte Gebiete, wo er unter unmenschlichen Bedingungen der Zwangsarbeit durch dort lebende Bevölkerungsgruppen zum Export produziert wurde.(Text: Christina Dembny / Christina Thomson)

Excelsior Gummi-Absätze werden überall getragen, 1911 | Digitales Objekt (2013), Quelle: Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin | Creditline: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Lithografie
Maße
Höhe x Breite: 95,2 x 71,1 cm
Inschrift/Beschriftung
.HOLLERBAUM & SCHMIDT. BERLIN.N.65. (gedrucktunten links)

H R ERDT / ii (gedrucktunten rechts)
Standort
Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
1880356
Sammlung
Grafikdesign

Bezug (was)
Zubehör von Schuhen, z.B. Einlegesohle, Schuhlöffel, Schuhputzzeug
Schuhe, Sandalen
Klassifikation
Plakat (RIA:Sachbegriff)

Ereignis
Entwerfen
(wer)
Ereignis
Herstellung
(wer)
Hollerbaum & Schmidt (1889 - um 1938), Drucker
(wann)
1911

Förderung
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Rechteinformation
Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
09.12.2022, 08:56 MEZ

Objekttyp

  • Plakat

Beteiligte

Entstanden

  • 1911

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