B Rep. 010 Senatsverwaltung für Wirtschaft (Bestand)

Vorwort (vorläufig)
B Rep. 010 - Senatsverwaltung für Wirtschaft

I. Behördengeschichte bis 1990
Die spätere Senatsverwaltung für Wirtschaft entstand Anfang des Jahres 1955 durch Zusammenlegung der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung mit der Senatsverwaltung für Kreditwesen. Beide hatten nach der Gründung des Landes Berlin und der Bildung des ersten Senats 1951 die Aufgaben der Magistratsabteilungen für Wirtschaft und Ernährung sowie anderer Ämter übernommen.
Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung 1951 - 1955
So vereinte die Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung seit Februar 1951 die früheren Magistratsabteilungen Wirtschaft - ohne den Aufgabenbereich Kreditwesen, der in der Senatsverwaltung für Kreditwesen aufging - und Ernährung. Ebenfalls wurden ihr das Preisamt und das Eichamt unterstellt, die zuvor beim Oberbürgermeister ressortierten.

Nach der kriegsbedingten Zerstörung Berlins war es Aufgabe der von Senator Wilhelm Eich (FDP) geleiteten Behörde, durch die Schaffung ent-sprechender Rahmenbedingungen die ökonomische Wiederbelebung der Stadt - bis 1945 eines der führenden Wirtschaftszentren in Deutschland - voranzutreiben. Hierzu war die Senatsverwaltung u.a. mit Besatzungsaufträgen, der kommerziellen Luftbrücke und dem Interzonenhandel befasst. Zudem war sie zuständig für die Ausstellung von Ursprungszeugnissen, mit denen Waren aus Berliner Produktion umsatzsteuerbegünstigt ins Bundesgebiet geliefert werden konnten. Ferner gehörten die Bereiche Genossenschaftswesen, Außenhandel, Wirtschaftsprüfungswesen sowie Marktordnung, Landwirtschaft, Gartenbau und Fischerei zu ihren Aufgabengebieten. In Folge des Aufstands von 1953 leitete die Senatsverwaltung überdies die Bevorratung mit Rohstoffen und gewerblichen Halbfabrikaten ein. Neben der bereits laufenden Lebensmittel- und der Kohlenbevorratung sollten sie das wirtschaftliche Leben West-Berlins sicherstellen.
Senatsverwaltung für Kreditwesen 1951 - 1955
Ziel der ebenfalls im Februar 1951 gebildeten Senatsverwaltung für Kreditwesen war es hin-gegen, angesichts des hohen Kapitalbedarfs zur Wiederbelebung der kriegszerstörten Wirtschaft Berlins die damit zusammenhängenden Aufgaben zu bündeln. Diese waren bisher in der Abteilung Wirtschaft des Magistrats sowie vom Hauptamt Banken und Versicherungen und vom Hauptwirtschafter für das Notstandsprogramm wahrgenommen worden. Unter den verschiedenen Notstands- und Aufbauprogrammen, mit denen die Senatsverwaltung für Kreditwesen befasst war, ragte das European Recovery Program (ERP/Marshallplan) heraus. Zugleich unterstanden der Landeseinrichtung das Aufsichtsamt für Banken, die Pfandleihanstalt Berlin und die Wohnungsbau-Kreditanstalt Berlin sowie der Prüfungsausschuss für Uraltkonten.
Organisatorisch gliederte sich die Verwaltung unter Senator Paul Hertz in vier Abteilungen, wobei die erste für Aufbauplanung und ERP, die zweite für Wirtschafts-kredite und öffentliche Garantien, die dritte für Banken und Versicherungen und die vierte für Notstandsprogramme zuständig war.

Aufgaben der Senatsverwaltung für Wirtschaft
Mit der Zusammenlegung beider Behörden zur Senatsverwaltung für Wirtschaft und Kredit 1955 sollte die Berliner Wirtschaftspolitik strukturell so verbessert werden, dass sie innerhalb der Wirtschaftspolitik des Bundes und in enger Abstimmung mit den entsprechenden Bundesinstitutionen den Wirtschaftsstandort West-Berlin optimal stärken und fortentwickeln konnte. Betraut mit der Durchführung der Förderungs-maßnahmen für Berlin ging die Tätigkeit der Senatsverwaltung für Wirtschaft dabei erheblich über den gewohnten Wirkungsbereich von den Wirtschaftsministerien der übrigen deutschen Länder hinaus. Gleiches galt auch für die Erfüllung von Aufgaben, die sich aus der Sonderlage Berlins ergaben. Hierzu waren weiterhin sowohl die bis in die 1990er Jahre laufende Förderung aus dem ERP-Sonder-vermögen und die öffentliche Bevorratung für Krisenzeiten als auch die Pflege innerdeutscher Wirtschaftsbeziehungen und die Befassung mit Fragen des Transit- und Wechselverkehrs zu rechnen.
Ferner war die Senatsverwaltung zuständig für Sonderprobleme auf den Gebieten der Er-nährungs- und Landwirtschaft, der Verbraucherpolitik sowie des Geld- und Kreditwesens. Zeitweise wurden ihr weitere Kompetenzen, wie die für Verkehr oder für Arbeit, übertragen. Zudem nahm sie Aufgaben von Landesbehörden, wie Landeskartellamt und Oberste Bergbaubehörde, wahr und übte die Dienst- und Staatsaufsicht über zahlreiche Anstalten und Körperschaften des öffentlichen Rechts, darunter die Industrie- und Handelskammer zu Berlin, aus.
Die mehrfache Neudefinition der behördlichen Kompetenzen führte wiederholt zu Umbenennungen der Verwaltung. Gegründet unter der Bezeichnung „Senatsverwaltung für Wirtschaft und Kredit“, nannte sie sich seit 1963 „Senatsverwaltung für Wirtschaft“. Im Jahre 1979 zur „Senatsverwaltung für Wirtschaft und Verkehr“ erweitert, erfolgte 1985 ihre Umbenennung in „Senatsverwaltung für Wirtschaft und Arbeit“, die 1991 durch die Bezeichnung „Senatsverwaltung für Wirtschaft“ wieder abgelöst wurde.

Senatoren 1955 - 1990
Erster Leiter der Behörde war der SPD-Politiker Paul Hertz (1888-1961), der nach seiner Rückkehr aus der Emigration in die USA zunächst die Leitung der Senatsverwaltung für Kreditwesen übernommen hatte. Nach seinem überraschenden Tod gelang es dem damaligen Regierenden Bürgermeister Willy Brandt, den ausgewiesenen Volkswirt Karl Schiller als Senator für Wirtschaft zu gewinnen. Der 1911 in Breslau geborene Sozialdemokrat hatte seit 1947 als Professor an der Universität Hamburg und seit 1948 als Hamburger Wirtschaftssenator überregional Ansehen und administrative Erfahrung erworben. Überdies hatte er maßgeblich an der liberalen wirtschaftspolitischen Ausrichtung des Godesberger Programms der SPD von 1959 mitge-wirkt. Er übte das Amt des Berliner Wirtschaftssenators bis 1965 aus, als er mit der Übernahme eines Bundestagsmandats in die Bundespolitik wechselte. Als einer der profiliertesten Wirtschaftspolitiker der Bundesrepublik stieg er mit Bildung der Großen Koalition 1966 zum Bundeswirt-schaftsminister auf und arbeitete in dieser Zeit mit Finanzminister Franz Josef Strauß („Plisch und Plum“) eng zusammen. Sein Amt führte er in der ersten, seit 1969 amtierenden sozial-liberalen Regierung unter Bundeskanzler Willy Brandt fort. Im Jahre 1971 übernahm er zugleich das Amt des Bundesfinanzministers, bis er im Juli 1972 wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Währungs- und Finanzpolitik zugunsten von Helmut Schmidt abdankte. Schiller verstarb im Dezember 1994.
Nach dem Fortgang Schillers aus Berlin 1965 trat Karl König (SPD) das Amt des Wirtschaftssenators an. Der 1910 geborene Rheinhesse war zuvor Leiter der Berliner Verkehrs-Betriebe (BVG) gewesen. Er übte das Senatsamt zehn Jahre lang aus, bis die SPD unter Klaus Schütz nach der Abgeordnetenhauswahl 1975, bei der sie ihre absolute Mehrheit verloren hatte, eine Koalition mit der FDP begründete. In ihr bekam der Freidemokrat Wolfgang Lüder die Leitung der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Verkehr übertragen. Der 1937 geborene Jurist, der seit 1976 auch Bürgermeister von Berlin war, stand dem Haus bis zum Rücktritt des Senats unter Dietrich Stobbe 1981 vor. In einem wenige Monate dauernden Interregnum unter Hans-Jochen Vogel (SPD) als Regierendem Bürgermeister fungierte sodann der frühere Brüsseler EG-Kommissar für Wissenschaft, Bildung und Technologie, Guido Brunner (1930 - 1997), kurzzeitig als Wirtschaftssenator.
Mit der Bildung des ersten christdemokratischen Senats unter Richard von Weizsäcker 1981 wurde Brunner noch im selben Jahr durch Elmar Pieroth abgelöst. Pieroth, der bereits ein Weinhandelsunternehmen in Rheinland-Pfalz aufgebaut hatte und in der Bundespolitik für die CDU aktiv tätig gewesen war, setzte seine Arbeit an der Spitze der Senatsverwaltung auch unter dem seit 1984 amtierenden Eberhard Diepgen fort. Nachdem dieser infolge der für die CDU verlorenen Abgeordnetenhauswahl vom Januar 1989 zugunsten von Walter Momper (SPD) zurücktreten musste, hatte auch Pieroth sein Amt an den Sozialdemokraten Peter Mitzscherling (1928 - 1996) abzutreten. Mitzscherling verblieb nur bis Dezember 1990 im Amt, als die Wiedervereinigung Berlins eine Neuwahl des Abgeordnetenhauses durch alle Berliner erforderlich machte, bei der der rot-grüne Senat unter Momper durch eine Große Koalition unter Eberhard Diepgen abgelöst wurde. In dieser übernahm Pieroth die Senatsverwaltung für Finanzen, bis er von Februar 1996 bis November 1998 erneut an die Spitze der Senatsverwaltung für Wirtschaft treten sollte.

II. Wirtschaftspolitik und wirtschaftliche Entwicklung in West-Berlin 1945 - 1990
Allgemeine Rahmenbedingungen
Der Wirtschaftsraum West-Berlin unterschied sich bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 deutlich von anderen Wirtschaftsregionen in Deutschland. Die Folgen des Zweiten Welt-kriegs hatten wenig übrig gelassen von der einstigen Wirtschaftsmetropole Berlin. Hatte die Kommune bis 1945 als größte Industriestadt Deutschlands und als führendes Handels- und Geschäftszentrum mit zahlreichen Hauptsitzen von Banken und Versicherungen, Behörden und Verbänden gegolten, so war mit Ende des Krieges ein Großteil der Fabriken und Verwaltungsgebäude zerstört. Hinzu kam der Verlust der Hauptstadtfunktion, der seinerzeit die Ausbildung eines vielfältigen Dienstleistungssektors begünstigt hatte. Der dadurch bereits erschwerte wirtschaftliche Wiederaufbau der Stadt wurde zusätzlich belastet durch die zahlreichen Demontagen von Industrieanlagen, die die sowjetische Besatzungsmacht in den ersten Wochen nach Kriegsende vorrangig in den noch nicht von den Westalliierten besetzten West-Sektoren Berlins durchgeführt hatte. Dennoch setzte bis 1948 ein zaghaftes Wirtschaftswachstum ein, dem jedoch die Blockade Berlins im selben Jahr ein abruptes Ende bereitete.
Ähnlich verhielt es sich im Jahre 1961, als der Bau der Berliner Mauer abermals einen ökonomischen Aufschwung bremste. West-Berlin war nunmehr endgültig von seinem Hinterland abgeschnitten. Es verlor Arbeitskräfte und Konsumenten ebenso wie Expansionsmöglichkeiten. Dagegen hatte seine Wirtschaft bei ihren Planungen stets die Unwägbarkeiten der politischen Situation in Betracht zu ziehen, die nicht nur die langen Transportwege unsicher erschienen ließen, sondern auch die Abwanderung junger Fachkräfte aus der Stadt forcierten. Prägend blieb daher für die West-Berliner Wirtschaft seit Anbeginn der Teilung ihre Insellage. Sie machte eine nachhaltige Unterstützung seitens der Bundesrepublik Deutschland erforderlich.

2 Unterlagen der Senatsverwaltung für Wirtschaft aus der Zeit nach 1990 werden im Bestand D Rep. 500 Senatsfachverwaltung für Wirtschaft archiviert.

Unterstützung durch die Bundesrepublik Deutschland
Bereits vor Errichtung der Berliner Mauer hatte der Bund erste gesetzliche Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftliche Lage West-Berlins zu bessern und ein den anderen Ländern annäherndes Wachstum zu erreichen. Hierbei wurde die Bundesrepublik seit den 1950er Jahren auf zwei Feldern initiativ, die bis zum Fall der Mauer die bundesdeutsche Wirtschaftspolitik gegenüber West-Berlin bestimmten: die finanzielle Bundeshilfe und die Berlin-Förderung.
- Bundeshilfe -
Mit der Verabschiedung des Gesetzes über die Stellung des Landes Berlin im Finanzsystem des Bundes3 vom 4. Januar 1952, kurz: Drittes Überleitungsgesetz, wurden die Finanzen West-Berlins auf eine solide Basis gestellt. Die Stadt, die auf Grund der besonderen Rechts-lage nicht am horizontalen Länderfinanzausgleich teilhaben durfte, erhielt vom Bund regelmäßig einen unmittelbaren Zuschuss zu ihrem Haushalt. Damit konnten Steuermindereinnahmen, die sich aus den finanziellen Leistungen für Investoren ergaben, ausgeglichen werden.
- Berlin-Förderung -
Bereits seit dem 7. März 1950 bot dagegen das Gesetz zur Förderung der Wirtschaft von Berlin (West)4, seit dem 26. Juli 1962 Berlin-Hilfe-Gesetz5 genannt, erste Vergünstigungen zur Anhebung der Investitionstätigkeit. Sie wurden im Laufe der Zeit durch den Bund zu einer Vielzahl von Steuerpräferenzen, Subventionen und Beihilfen erweitert und im Berlinförderungsgesetz (BerlinFG)6 vom 29. Oktober 1970 zusammengefasst. Hierzu zählten in erster Linie Abschreibungsvergünstigungen für Berliner Unternehmer bei Anschaffungs- und Herstellungskosten, Umsatzsteuervergünstigungen für die in Berlin (West) gefertigtigen und ins Bundesgebiet gelieferten Waren und eine Umsatzpräferenz für deren westdeutsche Abneh-mer sowie Einkommens- und Körperschaftssteuervergünstigungen. Ferner umfassten die Förderhilfen u.a. eine steuer- und abgabenfreie Zulage für Arbeitnehmer (Berlinzulage), Zuwanderungshilfen für die aus der Bundesrepublik nach Berlin (West) verziehenden Beschäftigten, zinsgünstige Kredite und ERP-Investitionsdarlehen sowie Familiengründungsdarlehen.

Phasen der wirtschaftlichen Entwicklung
Infolge dieser Maßnahmen, die nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten fortfielen, konnte sich die West-Berliner Wirtschaft bereits in den 1950er Jahren festigen. Dieser Prozess wurde noch gefördert durch das 1950 ausgerufene Berliner Aufbauprogramm, das mit Mitteln des seit 1947 bestehenden European Recovery Program (ERP/Marshallplan) und des Bundes die Enttrümmerung in der Stadt vorantrieb und der Wirtschaft großzügige Investitionshilfen bereitstellte.
Der Wiederaufbau West-Berlins und die damit einhergehende Konsolidierung wandelte sich seit Ende der 1950er Jahre in eine Zeit wirtschaftlicher Stabilität. Zum führenden Sektor stieg dabei wie vor dem Krieg das verarbeitende Gewerbe mit den Bereichen Elektroindustrie, Maschinenbau, Druck und Bekleidung auf. Diese Entwicklung, die sich u.a. in Vollbeschäftigung und einem steigendem Bruttoinlandsprodukt manifestierte, drohte allerdings durch den Bau der Mauer 1961 zum Stillstand zu kommen. Eine Ausweitung der Bundeshilfen und das ausgedehnte Anwerben ausländischer Arbeitnehmer verhinderte aber den wirtschaftlichen Einbruch. Erst die 1970er Jahre brachten mit einem Rückgang der Beschäftigtenzahlen eine steigende Arbeitslosigkeit und ein sinkendes Wirtschaftswachstum. Hierauf reagierte die West-Berliner Politik in den 1980er Jahren mit einer strukturpolitischen Neuorientierung, die sich u.a. die Ansiedlung neuer Unternehmen und Dienstleistungseinrichtungen, die Förderung von Forschung und Entwicklung sowie die An-werbung von hoch ausgebildeten Beschäftigten aus dem Bundesgebiet zur Hauptaufgabe machte. Hierzu wurde nicht zuletzt 1977 die Wirtschaftsförderung Berlin GmbH gegründet.

III. Bestandsbearbeitung
Die Unterlagen der Senatsverwaltung für Wirtschaft sowie der Vorgängereinrichtungen Se-natsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung und Senatsverwaltung für Kreditwesen, die im vorliegenden Bestand zusammengefasst sind, gelangten in laufenden Abgaben der Senats-verwaltung seit 1955 an das Landesarchiv Berlin. Die größte Einzelabgabe stellte dabei die Accession Nr. 4353 aus dem Jahre 1991 dar. Derzeit umfasst das im Landesarchiv verwahrte Schriftgut über 700 lfm.
Verzeichnung
Nachdem die Papiere bisher noch nicht verzeichnet waren, wurde im Januar 2004 mit der Ersterschließung des Bestandes nach Bär’schem Prinzip mittels der Verzeichnungssoftware Augias begonnen. Bis Ende Dezember 2005 konnten dabei 3.204 Archivguteinheiten (AE) im Umfang von ca. 150,00 lfm aus den Jahren 1946 bis 1990, in seltenen Fällen auch bis 2001 reichend, erfasst werden. Von ihnen sind 2.256 AE ohne Einschränkung von der Öffentlichkeit zu benutzen, während die anderen Archivalien auf Grund der archivgesetzlichen Bestimmungen nach § 8 Archivgesetz Berlin (ArchGB) in der Fassung vom 15. Oktober 2001 für die Benutzung noch gesperrt sind. Sie sind im öffentlichen Findbuch nicht nachgewiesen. Gleichwohl können nach § 8 Abs. 4 auf begründeten schriftlichen Antrag hin die Schutzfristen verkürzt werden. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Der Bestand selbst wird laufend weiter erschlossen und durch ein jährlich aktualisiertes Findbuch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In der jeweiligen Neuausgabe werden die jedes Jahr archivgesetzlich freigegebenen Unterlagen aufgenommen.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, B Rep. 010, Nr. ...

Ein Teil der verwahrten Materialien konnte während der Erschließung kassiert werden. Es handelte sich hierbei neben Mehrfachexemplaren von Akten vor allem sowohl um größere Zeitungsausschnittssammlungen als auch um Unterlagen über Angelegenheiten, bei denen andere Senatsverwaltungen federführend waren. Zahlreiches Bibliotheksgut wurde an die Dienstbibliothek des Landesarchivs Berlin abgegeben. Ferner wurden aus umfangreichen Serienakten nur einzelne Bände mit Modellcharakter ausgewählt. Hier sind etwa die formalisierten Papiere zur Ostmarkumtauschabgabe oder die mit ERP-Mitteln geförderte wirtschaftsdienliche Forschung zu nennen. Für letztere liegt zusammenfassend eine umfangreiche Kartei über eine Fülle von Forschungsvorhaben vor.7 Überdies wurden die regelmäßig erstellten Forschungsberichte nicht nur an die Senatsverwaltung, sondern von den Geförderten auch an die Deutsche Forschungs-Gemeinschaft (DFG) sowie an die Universitätsbibliothek Hannover zur Verwahrung übermittelt.
Im Zuge der Verzeichnung wurde und wird das Schriftgut, das in der Regel in Aktenordnern abgelegt ist, außerdem entsprechend den bestandserhalterischen Erfordernissen technisch bearbeitet.
Klassifikation
Da Aktenpläne zur Gliederung des Materials fehlten, wurde eine detaillierte Klassifikation auf der Grundlage der im Landesarchiv Berlin vorliegenden 28 Organigramme sowie weiterer Organisationsunterlagen aus dem Zeitraum von 1956 bis 1987 erarbeitet.8 Die vielfache Än-derung der Aufgaben sowohl durch Zuwiesung oder Abtretung von Kompetenzen im Rah-men von Senatsbildungen als auch durch organisatorische Umschichtungen innerhalb der Behörde machte es notwendig, zunächst die größeren und oft nur zeitbedingten Referatssachgruppen in ihre Einzelaufgaben zu zergliedern. Sodann waren diese in sachlich sinnvoll zusammenhängenden Klassifikationsgruppen, die sich dennoch an den vorhandenen Strukturen der Senatsverwaltung orientieren, neu zu stukturieren. Die nach gründlicher Analyse so gewonnene starke Differenzierung der Aufgabenbereiche ermöglicht nunmehr eine ebenso differenzierte, einheitliche und damit transparente Zuordnung des Schriftguts auch über größere Perioden hinweg.
In der Regel wurde bei der Benennung der Klassifikationspunkte an den in den Organisationsunterlagen vorhandenen Aufgabenbezeichnungen festgehalten. Bei einzelnen Sachverhalten, zu denen eine überaus große Fülle von archivwürdigen Unterlagen überliefert ist, erschien es aus Gründen der Übersichtlichkeit jedoch erforderlich, untergliedernde Klassifikati-onspunkte einzufügen. Sie wurden nach dem jeweiligen Sachverhalt benannt und finden sich insbesondere im Bereich des Filmwesens, des Hotel- und Gaststättengewerbes sowie mit der Internationalen Grünen Woche im Bereich der Landwirtschaft. Im Vorläufigen Findbuch sind sie mit Stern (*) gekennzeichnet. Darüber hinaus wurde für jeden Senator eine gesonderte Klassifikationsgruppe eingerichtet, um das zahlreiche Schriftgut, das in seinem Umfeld angefallen ist, entsprechend seiner Bedeutung übersichtlich zusammenzufassen.
Einbezogene Vorgängereinrichtungen der Senatsverwaltung
Der vorliegende Bestand enthält neben dem Schriftgut der seit 1955 existierenden Senatsverwaltung für Wirtschaft auch die Unterlagen ihrer Vorgängerinnen, der Senatsverwaltung für Kreditwesen und der Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung, sofern sie nicht bereits als eigene Bestände (B Rep. 010-01 und B Rep. 010-02) formiert und durch nach Accessionen gegliederte Findbücher sehr grob erschlossen sind. Der Grund für die Eingliederung liegt in der Tatsache, dass die Akten der beiden Vorgängerbehörden ohne sichtbaren Bruch nach der Zusammenlegung weitergeführt wurden, so wie auch die Ämter selbst lange Zeit als Abteilungen nebeneinander in dem neuen Haus bestanden haben. Bei der Verzeichnung erwies es sich infolgedessen als problematisch, Trennungen innerhalb der einzelnen Akten vorzunehmen, ohne willkürlich zu erscheinen und Gewachsenes zu zerstören. Mittel-fristig werden daher auch die Unterbestände B Rep. 010-01 Senatsverwaltung für Kreditwesen und B Rep. 010-02 Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung in den Bestand B Rep. 010 Senatsverwaltung für Wirtschaft eingegliedert werden. Das ist umso notwendiger, als beide Bestande selbst überwiegend Schriftgut aus der Zeit nach der Zusammenlegung der Ämter 1955 aufweisen, also originäres Material der Senatsverwaltung für Wirtschaft enthalten.

IV. Schwerpunkte des Bestands
Ungeachtet der Vielschichtigkeit der Unterlagen, die die breite Aufgabenpalette der Senatsverwaltung widerspiegeln, lassen sich in den bis Dezember 2004 verzeichneten Papieren verschiedene Schwerpunkte ausmachen.
Hier ist zunächst auf das mannigfaltige Schriftgut der Senatoren hinzuweisen, das vor allem Reden und Publikationsbeiträge sowie in begrenzterem Umfang auch Reisematerialien umfasst. Vor allem Karl Schiller sticht in diesem Zusammenhang durch die Breite der von ihm behandelten und offensichtlich in Teilen selbst ausgearbeiteten und redigierten Reden deutlich hervor.
Einen allgemeineren Einblick in die Lage der Berliner Wirtschaft und die Maßnahmen zu ih-rer Weiterentwicklung bieten dagegen die seit 1962 jährlich von der Senatsverwaltung erarbeiteten und dem Abgeordnetenhaus von Berlin vorgelegten Wirtschaftsberichte.

Am Bestand lässt sich ferner deutlich die Wichtigkeit der öffentlichen Finanzierung und Bürgschaften ablesen, die für die Gestaltung der Berliner Wirtschaftspolitik und die Entwicklung West-Berlins insgesamt in keiner Weise unterschätzt werden kann. Namentlich gilt das für die ERP-Mittel. Als Verantwortliche für die Vergabe der Mittel wurde die Senatsverwaltung für Wirtschaft so an zahlreichen größeren Projekten, die in der Stadt zu finanzieren waren, beteiligt. Folglich finden sich im Bestand Unterlagen zu prominenten Bauvorhaben, die mit ERP-Mitteln realisiert wurden, wie dem Ku’damm-Eck, dem Kurfürstendamm-Karree, dem Forum Steglitz und dem Tegel-Center. Ebenso flossen derartige Mittel in die wirtschaftsdienliche Forschung sowie in mehrere Hotelbauprogramme. Mit Landesmitteln wurden hingegen das umstrittene und im Bestand umfangreich belegte Bauprojekt des Steglitzer Kreisels der Architektin Sigrid Kressmann-Zschach unterstützt. Ebenfalls wurden Filmproduktionen finanziell besonders gefördert, wenn zumindest Teile davon in Berlin gedreht oder bearbeitet wurden. Infolgedessen spiegeln die im Bestand vorliegenden zahlreichen Kreditakten, die vielfältige Informationen über Herstellung, Besetzung und Planung der Filme beinhalten, nachhaltig das deutsche Filmschaffen seit 1950.
Zu den bedeutenderen filmwirtschaftlichen Unterlagen sind im Weiteren auch die überlieferten Dokumente zu rechnen, die angelegt wurden anlässlich der bis 1980 laufenden Abwicklung des ehemaligen Reichsfilmvermögens, also des ehedem reichseigenen Konzerns Universum-Film GmbH (UFI) und der darin aufgegangenen Universum-Film AG (UFA).

Daneben sind einzelne Wirtschaftsbranchen im Bestand breiter vertreten. Hierunter sind et-wa die Bereiche Eisen und Metalle sowie Elektro zu nennen, aus denen sich Geschäftsberichte sowie Jahresabschlüsse bekannter Berliner Unternehmen überliefert haben. Außer-dem sind mannigfache Unterlagen erhalten, die die Tätigkeit der Senatsverwaltung als Aufsichtsorgan der Banken widerspiegeln. Im Bereich der Ernährung und Landwirtschaft ist vor allem die Durchführung der Internationalen Grünen Woche seit 1952 reichhaltig dokumentiert.
Schließlich finden sich im Bestand Sitzungsprotokolle und vorbereitende Unterlagen verschiedener Bund-Länder-Gremien der Wirtschaft, etwa der Landwirtschaftsminister oder der Landeskartellbehörden. Da das Bundesarchiv - anders als bei anderen Ressorts - wegen ausstehender Abgaben des Bundesministeriums für Wirtschaft hier noch keine für Deutschland zentrale Archivierung vornehmen kann, werden die Papiere bis auf weiteres im Landes-archiv Berlin für die Zukunft gesichert und unter Einhaltung der gesetzlichen Schutzfristen der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Zahlreiche Akten sind aufgrund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

V. Korrespondierende Bestände
B Rep. 001
Der Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin
B Rep. 002
Der Regierende Bürgermeister von Berlin/Senatskanzlei
B Rep. 006
Senatsverwaltung für Finanzen
B Rep. 009
Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen
B Rep. 010-01
Senatsverwaltung für Kreditwesen
B Rep. 010-02
Senatsverwaltung für Wirtschaft und Ernährung
B Rep. 011
Senatsverwaltung für Verkehr und Betriebe
B Rep. 085
Verkehrsamt Berlin
D Rep. 500
Senatsfachverwaltung für Wirtschaft
(z. Zt. für die Benutzung gesperrt)

Öffentliches vorläufiges Findbuch für das Jahr 2006
Berlin, im Januar 2005/Januar 2006
Michael Klein

Bestandssignatur
Landesarchiv Berlin, B Rep. 010

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 2 Senat von Berlin >> B 2.1 Senatsverwaltungen

Bestandslaufzeit

(1923) 1951 - 1990 (2001)

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Letzte Aktualisierung
06.10.2021, 15:05 MESZ
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Entstanden
<br />(1923) 1951 - 1990 (2001)

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