Archivalie
liebester tull, will dir schnell schreiben...
Transkription: 18.3.28 liebster tull, will dir schnell schreiben, ohne dass ich dir viel neues zu berichten hätte. nach essen hab. nochmals geschrie- ben, es sollten die 1000 von einer stelle geschickt werden, der ich nur den brief von gosebruch zu nennen brauche. weiss nicht warum das noch nicht geschehen ist. ich schicke dir sofort, wenns da ist. die "9 jahre bauhaus" hängen so ziemlich an mir, ich muss die chronik dichten, die immer grösser wird, zeichnungen, fotos be- sorgen. aber diese woche gehts je zu ende. ab 24. tu ich nix mehr, ja ich hab mir überlegt, ob nicht einfach lossoll, aller- dings es sind die aufnahmen in die werkstatt etc. ausstellung der grundlehre u.a.- auch muss dahinter hersein, dass mein vertrag berichtigt wird.- albers und schmidtchen scheinen nun profesoors zu werden. albers machte es jedenfalls zur bedingung. in der wohnungsache: grop. sagt, ich solle mich mit hannes ins benehmen setzen, da er wahrscheinlich nicht vor 1. juni seine wohnung räumen könne. (!) fährt zunächst mal weg nach amerika. (!) meyer sagt, ich solle das mit grop. regeln, er wolle nicht auch diese suppe ausessen.- daraufhin, weil ich mir sage, hier hilft wirklich nur die schriftliche vereinbarung (gott sei dank dass wenigstens die habe) schrieb ich dies inliegende an beide. meyer kam entrüstet heraufgestürzt: es sei von ihm aus alles klar, er habe schon die billette für seine familie besorgt. von opfern meinerseits oder meiner frau könne keine rede sein, er sei überhaupt nur hier, weil ihn die sache interessiere, nicht um materieller vorteile willen usw. (nun, ich will wirklich nicht dir frage des opfers aufrollen, ich komme mir jedenfalls als der leidende teil vor, bei dir ists was andres, aber bestimmend war doch dass man sich auf das jahr einigte, weil meyer ein jahr unter- kommen musste). ich sagte ihm nur, dass ich ihn eigentlich nur in kenntnis setzen wollte, von dem was ich grop. schriebe, und dem- gegenüber müsse ich so schreiben. denn damals wars wirklich die hilfe in der not. sein kommen war von unserer wohnung abhängig. himmel.....!- jedenfalls kann ich mich nicht in eine -und es bestünde eben die gefahr einer beliebig langen verlängerung, weil es sehr schwer hält, in berlin wohnung zu bekommen-und hannes sagte schon, seine frau könne doch nach rückkehr nicht wieder in der zweite fall ist die kapellensache. grosse ko- mödie, das fest kommt nun doch in berlin zustande, am 31. und zwar nur, weil sich grop. um eine entscheidung drückte. hamey quasi auch (als stellvertretende leitung in abwesenheit von grop.) nun solls auf mich geschoben werden, weil an- geblich grop. mich offiziell beauftragt hätte, der kapelle seine ablehnung mitzuteilen. (warum hat er das nicht selbst getan, wo doch ein offizieller schrieb von der kap. an ihn vorlag und er am abend seiner abreise 2 leute von der kap. sah, ohne ihnen etwas zu sagen. das fest ist ein verrat an den im bauhaus im lauf der jahre entstandenen ideen, die hier nun von einer sonder- gruppe mit deutlichem emanzipationsbestrebungen ausgenützt werden. aber lassen wir das all! ich will dir deine 2 letzten wochen nicht mit solchem kram versauern. steig auf die berge und guck herunter, um was ich dich sehr beneide. deine karte hab ich erhalten. feiningers danken für brief, heut dort zum Essen, lou für bildchen. gibts neues, wegen agathe? wegen reise direkt oder über m'heim? schreibs rechtzeitig, um event. ein stück weit entgegenzukommen. werd zwar mit der wohnung zu tun haben. meyer ist übrigens sehr nett zu mir und hat mich in der kapellensache sehr unterstützt. nur dies für heut. muss noch an alte bauhäusler schrei- ben, dass sie fotos schicken und selbst kommen. molnar kommt auch. herz gruss kuss euch dir dein euer sonntag 18.3.28 Bosk Hast die Schill'schen erhalten?
- Sammlung
-
Archiv Oskar Schlemmer
- Inventarnummer
-
AOS 2015/1635
- Material/Technik
-
Papier; maschinenschriftlich
- Ereignis
-
Herstellung
- (wer)
- Provenienz
-
Abschrift vorhanden; Kasten 4 Mappe Abschriften mit Original (unvollständig) und Ordner 1927-1933
- Rechteinformation
-
Staatsgalerie Stuttgart
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2025, 12:10 MEZ
Datenpartner
Staatsgalerie Stuttgart. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Archivalie
Beteiligte
- Oskar Schlemmer (04.09.1888 - 13.04.1943)
- Tut Schlemmer (12.11.1890 - 25.04.1987)