Bild

Pilger im Felsental

Seit 1818 schuf Carus mehrfach Gemälde mit Wanderer- oder Pilgermotiven. Unter anderem ließ er sich von Ludwig Tiecks 1798 erschienenem Künstlerroman »Franz Sternbalds Wanderungen« inspirieren. In seinem fünften Brief über die Landschaftsmalerei bezog er sich ausdrücklich auf diesen Roman: »Nimm zum Beispiel die Landschaft, welche Tieck in Sternbalds Wanderungen beschreibt, wo im engen Tale man einen Pilger zur Höhe hin wandeln sieht, wo im Mondenlicht das Kreuz einer Kirche schimmert. Wir sehen hier eine christlich-sittliche Idee ausgesprochen« (C. G. Carus, Briefe und Aufsätze über die Landschaftsmalerei, Leipzig 1982, S. 51). In Tiecks Roman begegnet der Maler Sternbald im Gebirge einem Künstler-Eremiten, der in seinen Landschaftsgemälden »die Hieroglyphe, die das Höchste, die Gott bezeichnet«, zu finden sucht (L. Tieck, Franz Sternbalds Wanderungen, Berlin 1843, S. 274). In diesem Bild, das zunächst als »Der Weg des Pilgers« ausgestellt wurde, ist ein Pilger in Rückenansicht zu sehen, der einsam entlang eines Baches durch ein nächtliches, von hohen Felsen umschlossenes Gebirgstal wandert; am Himmel leuchtet ein Stern, der bisher sowohl als Abend- als auch als Morgenstern gedeutet wurde. Die Gestalt des Wanderers wird zum Sinnbild für Lebenswanderung und Sehnsucht nach einer anderen, unerreichbaren Welt, in der sich Natur und Mensch harmonisch begegnen. In seinem Aufsatz »Von der Wirkung einzelner landschaftlicher Gegenstände auf das Gemüt« schrieb Carus: »der Pilger wird die Idee der Ferne, ja das Nichtzuermessende der Erdfläche uns zurückrufen« (C. G. Carus, ebd., S. 34). Für das Bild wurden unterschiedliche Entstehungszeiten angenommen. Aufgrund neuer aus Farbanalysen gewonnener Erkenntnisse ist das Bild inzwischen auf 1828/30 datiert worden. | Birgit Verwiebe

Vorderseite | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Öl auf Leinwand
Maße
Rahmenmaß: 39 x 32 x 4,5 cm
Höhe x Breite: 28 x 22 cm
Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A II 416

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1924 Ankauf von Herrn W. Janke, Dresden
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
nach 1828/1830

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

Objekttyp


  • Bild

Beteiligte


Entstanden


  • nach 1828/1830

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