Malerei

Das kleine Bild mit dem Gittermotiv

Seine ersten Bilder mit Gittern hatte Muche 1916 geschaffen. „Das kleine Bild mit dem Gittermotiv“ (A IV 286) war das letzte von ihnen: 1917/1918 kam er an die Front, nachdem er sich bereits 1914 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte. Rückblickend schrieb er: „Ich hätte mich weigern müssen, denn ich wußte, daß ich nicht töten durfte. […] Ich aber hatte nicht den Mut zur Feigheit gehabt […] weil hinter einer jeden Stirne an Stelle des Gewissens ein Befehl stand und weil im Herzen die Angst vor dem Sterben bebte und weil verzweifelter Mut den anderen erschlug, um das eigene Leben zu retten. In den grausamen Szenen der Nahkämpfe war der Entschluß, schuldlos zu bleiben, mehr und immer mehr aus meinem Bewußtsein geschwunden“ (Georg Muche, Blickpunkt. Sturm, Dada, Bauhaus, Gegenwart, München 1961, S. 206). Nach 1919 geriet Muche im Anschluss an die Kriegserlebnisse in eine Krise, in der er sich mit religiösen Themen auseinandersetzte, neben dem Mazdaznan auch mit dem Katholizismus. Unmittelbar nach Kriegsende hatte er wieder angefangen zu malen, zunächst ihm vertraute Motive wie im „Bild mit dem Gittermotiv in der Mitte“ (B 842). Allerdings stellte er nun eine Veränderung in seiner Tätigkeit fest: „Die Malerei ist mir heute wirklich Spiel und Andacht und nicht etwa Lösung künstlerischer [Probleme]“ (Briefentwurf, 11.12.1919, in: Georg Muche. Das künstlerische Werk, 1912–1927. Kritisches Verzeichnis der Gemälde, Zeichnungen und architektonischen Arbeiten, Ausst.-Kat., Berlin [West], 1980, S. 60). Beide „Gittermotiv“-Bilder der Nationalgalerie sind unregelmäßig und kleinteilig komponiert. In dem späteren Gemälde ist die Darstellung dichter gedrängt, und die Farbflächen werden vergleichsweise stärker durch geometrische Formen eingegrenzt. Anstatt so intensiv zu leuchten wie frühere Werke, lassen sich vor allem mit Weiß schattierte Farbflächen erkennen. Dieser veränderte Umgang mit Farbe verbindet die Arbeiten stilistisch mit Muches späteren, gegenständlichen Bildern. | Emily Joyce Evans

Material/Technik
Öl auf Leinwand auf Pappe
Maße
Höhe x Breite: 61 x 68,5 cm
Rahmenmaß: 85 x 92 x 6,5 cm
Standort
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Inventarnummer
A IV 286

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1973 Schenkung des Künstlers
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wo)
Berlin
(wann)
1917

Rechteinformation
Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Berlin
Letzte Aktualisierung
08.05.2023, 07:18 MESZ

Objekttyp


  • Malerei

Beteiligte


Entstanden


  • 1917

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