Bestand

1. Württ. Freiwilligen-Regiment (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Nach dem Ende des 1. Weltkriegs sah sich die im November 1918 eingesetzte provisorische Regierung gezwungen, eine neu Truppe zum Schutz der Grenzen und zum Einsatz im Landesinnern aufzubauen. Anfang Februar 1919 wurde auch in Württemberg mit der Aufstellung von Freiwilligenformationen zum Zweck des Grenzschutzes im Osten begonnen. Von Generalmajor Haas auf dem Truppenübungsplatz in Münsingen aufgestellt, unterstanden diese dem Befehl der Reichsregierung.
Geplant war der Einsatz der Truppe zur Verteidigung der Ostgrenze unter dem Schlagwort "Kampf gegen den Bolschewismus". Im Frühjahr 1919 wurde das Regiment allerdings nach Bayern verlegt, um dort gegen die Münchner Räterepublik vorzugehen.
Mit Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28. Juni 1919 begann die Auflösung der Freiwilligen-Abteilung Haas. Die Hälfte der Mannschaften und fast alle Offiziere wurden in die württembergische Reichswehr-Brigade 13 übernommen, zu deren Kommandant Haas wurde.
Enthält: Rekrutierung von Freiwilligen, Diensteinteilungen, Überführung in die Reichswehr, Sammelakte zum Einsatz gegen die Münchner Räterepublik

Zur Geschichte der Württembergischen Freiwilligen-Regimenter: Nach dem Ende des 1. Weltkriegs sah sich die im November 1918 eingesetzte provisorische Regierung gezwungen eine neue Truppe zum Schutz der Grenzen und zum Einsatz im Landesinnern aufzubauen. Mit den kriegsmüde heimkehrenden Feldtruppen konnte jedoch nicht mehr gerechnet werden, eine neue republikanische Armee war auf die Schnelle nicht aufzubauen. Deshalb begann man auf Bitte des preußischen Kriegsministeriums hin Anfang Februar 1919 auch in Württemberg mit der Aufstellung von Freiwilligenformationen zum Zweck des Grenzschutzes im Osten. Die Bildung der Freikorps wurde also von der Reichsregierung gewünscht und gefördert. Die württembergischen Freiwilligen-Regimenter wurden auf dem Münsinger Truppenübungs-platz von Generalmajor Haas aufgestellt, sie standen jedoch unter dem Befehl der Reichs-regierung. Die Werbung erfolgte durch Anzeigenkampagnen in den Zeitungen; Annahmestellen für die Freiwilligen gab es bei den Bezirkskommandos, den bestehenden Truppenteilen und der Werbestelle des Kriegsmimisteriums. Ziel war die Bildung einer gemischten Brigade. Der Zulauf erfolgte jedoch nur schleppend, so daß Anfang April nur das 1. Regiment und die Ersatzverbände einsatzfähig waren. Das 2. Regiment bestand nur aus Offizieren ohne Mannschaften, das 3. Regiment wuchs über das Planungsstadium nie hinaus. Der Großteil der Freiwilligen entstammte der Unter- und der unteren Mittelschicht, sie lockte der hohe Sold und die Zuschläge und Prämien, mit denen für das Freikorps geworben wurde. Die Fluktuation innerhalb der Truppe war sehr hoch. Geplant war der Einsatz der Truppe von Anfang zur Verteidigung der Ostgrenze unter dem Schlagwort "Kampf gegen den Bolschewismus". Im April 1919 wurde jedoch die innere Sicherheit immer wichtiger. Als Mitte April die sozialdemokratische Regierung Hoffmann in Bayern um Reichshilfe gegen die Münchner Räterepublik bat, wurde der einsatzfähige Teil der Freiwilligen-Abteilung Haas nach Bayern entsandt. Die Truppen wurden zunächst in den Ostertagen 1919 zur "Befreiung" Augsburgs eingesetzt, bevor sie am 2. Mai bis in die Innenstadt Münchens vordrangen. In der folgenden Zeit waren die württem-bergischen Truppen vor allem mit Sicherungsstreifen und Unterstützung der Polizei bei Hausdurch-suchungen befaßt. Dabei wurden von ihr auch zahlreiche Angehörige der "Roten Armee" und Zivilpersonen erschossen. Nach der Unterzeichnung des Versailler Vertrags am 28. Juni 1919 begann die Auflösung der Freiwilligen-Abteilung Haas. Die Hälfte der Mannschaften und fast alle Offiziere wurden in die württembergische Reichswehr-Brigade 13 übernommen. Haas selbst wurde Kommandeur dieser Brigade.

Literatur: Hannsjoachim E. Koch, Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps 1918-1923, Berlin 1978. Wilhelm Kohlhaas, Die Studentenbataillone der württembergischen Hochschulen als Stützen der Ordnungsmacht in den Jahren 1919/21, in: Jahrbuch 1966 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung (Einst und Jetzt 11), Verden o.J. F.W. von Oertzen, Die deutschen Freikorps 1918-1923, München 31938. Björn Preuß, "Kampf gegen Spartakus". Die Württembergische Freiwilligen-Abteilung Haas, Wissenschaftliche Zulassungsarbeit an der Universität Tübingen, 1995. Robert Thoms, Bibliographie zur Geschichte der deutschen Freikorps 1918-1923, Berlin 1997 (Militärgeschichtliche Blätter, Sonderheft) Ernst Ulrich Vollmer, Die Württembergische Freiwilligen Abteilung - für den Grenzschutz Ost - Haas im Jahre 1919. Ein Beitrag zur Geschichte der Freiwilligeneinheiten am Anfang der Weimarer Republik, Magisterarbeit Universität Tübingen, 1984. Vom Nutzwald zum Truppenübungsplatz: Das Münsinger Hart. Beiträge ... aus Anlaß des 100. Jahrestages der Gründung des Truppenübungsplatzes Münsingen, hg. von Sönke Lorenz und Roland Deigendesch, Leinfelden-Echterdingen 1998 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 23)

Bestandsgeschichte: Die Bestände der Württembergischen Freiwilligen-Regimenter kamen über das XIII. Armee-Kommando in die Reichsarchivzweigstelle Stuttgart. Bei zwei größeren Kassationsaktionen in den Jahren 1944 und 1946 wurden vor allem Rechnungsakten und Brieftagebücher vernichtet (ca. 25% des Bestands). Das Quellenmaterial besteht zum größten Teil aus Verwaltungs-schriftgut, das die tägliche Routine des 1. Württembergsichen Freiwilligen-Regiments nachzeichnet. Die Themenbreite reicht von der Rekrutierung neuer Freiwilliger über Diensteinteilungen und -vorschriften bis zur Auflösung der Formation und die Überführung des größten Teils in die Reichswehr. Der Einsatz gegen die Münchner Räterepublik ist außer über die Befehle nur durch eine Sammelakte über die Verantwortung der Abteilung Haas für Erschießungen in München und Umgebung faßbar.

Bearbeiterbericht: Die Neuverzeichnung des Bestands folgt im Allgemeinen der Gliederung des Regiments in einzelnen Abteilungen, wie sie auch im alten Findbuch Anwendung fand. Bei der Aufteilung des Schriftguts wurde auf die Provenienzen der Abteilungen innerhalb des Regiments geachtet. Darum finden sich teilweise die gleichen Regimentsbefehle in verschiedenen Abteilungen; die dadurch zum Teil entstehende Doppelüberlieferung wird durch die sich wiederum auch ergänzende Überlieferung wett gemacht. Der Bestand umfaßt 52 Nummern und 0,5 m. Er wurde mit Hilfe des Archivprogramms MIDOSA von Staatsarchivreferendarin Regina Keyler im September 1999 verzeichnet.

Abkürzungsverzeichnis:
alph. alphabetisch
Apr. April
betr. betreffend
Bü Büschel
Febr. Februar
gedr. gedruckt
Nov. November
Schr. Schreiben
Sept. September
u.a. unter anderem
v. von
v.a. vor allem
Vorsign. Vorsignatur
z.T. zum Teil

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, M 357
Umfang
52 Bü (0,5 lfd. m.)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Militärische Bestände 1871-ca. 1920 >> Behörden und Formationen >> Nachkriegsformationen >> Freiwilligenformationen

Indexbegriff Sache
Demobilmachung

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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