Bestand

Zimmermann, Eugen (Dep.) (Bestand)

Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.

Bestandsbeschreibung: Lebensdaten: 1872 - 1951

Der schriftliche Nachlass des Journalisten und Generaldirektors des Scherl-Konzerns, Eugen Zimmermann, wurde dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin 1983/84 in zwei Etappen von der Familie v. Oertzen als Depositum übergeben [Depositalvertrag vom 11. 04. 1984, Tgb.-Nr. A 861/84, Akz. 108/1984].
Die erste Teilabgabe der Aktenbündel bzw. Mappen Nr. 1-8 erfolgte im Oktober 1983 [Tgb.-Nr. A 2348/83] und im November 1983 die Mappe Nr. 9 [Tgb.-Nr. A 2448/83]. Bei der Übergabe wurde eine Liste mit groben Inhaltsangaben erstellt, die Bestandteil des Depositalvertrages ist.
Zugleich wurde ein Teil der wenigen, noch im Familienbesitz befindlichen Korrespondenz vom letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. aus Doorn an Eugen Zimmermann dem Geheimen Staatsarchiv PK zur Fotokopierung und anschließender Deponierung derselben überlassen [30 Blatt Fotokopien, Tgb.-Nr. A 400/84, Akz. 111/1988 vom 12.07.1988].
Im März 2003 entschloss sich die Familie v. Oertzen zum Austausch der dem Archiv seinerzeit überlassenen Fotokopien gegen die Originale der Kaiserbriefe sowie zur Abgabe der restlichen Unterlagen aus dem Nachlass Eugen Zimmermann, darunter ein Bronze-Relief von Eugen Zimmermann. [Tgb.-Nr. 1919/03 und 2398/03, Akz. 23/2003].
Der bis 1998 unbearbeitete Nachlass umfasste 9 Mappen und 30 Blatt Fotokopien mit insgesamt 0,6 lfm Schriftgut. Die Mappen waren von 1-9 durchnummeriert, aber ohne Aufschriften (ausgenommen Mappe 7) und enthielten unterschiedliche Materialien bezüglich der Schriftgutart und der Formate, mit überwiegend losen Unterlagen.
In der beschrifteten Mappe 7 befand sich als Ausnahme bereits fest formiertes Schriftgut, unterteilt in vier Heftern, ein ungedrucktes maschinenschriftliches Manuskript, die Biographie über den "Zeitungskönig" August Scherl. Diese Biographie wurde im Zuge der Bearbeitung in der Restaurierungswerkstatt buchbinderisch zu einem Band zusammengefasst.
Ferner enthielten zwei Mappen nur fotografische Abbildungen, u. a. farbige Porträtzeichnungen, Postkartendrucke und Fotografien von Mitgliedern des königlichen Hauses sowie von Personen des öffentlichen Lebens. Daneben befanden sich in mehreren Mappen ausgewählte Zeitungsausschnitte mit Bezug zum Nachlasser sowie eine Ansammlung von Zeitungen von 1915, 1918 und Illustrierte aus den späteren Jahren 1950 und 1958, deren Inhalt (Serienabdrucke) wiederum einen Zusammenhang mit seinen Korrespondenzpartnern erkennen lässt.
Einen breiten Raum nimmt die Sammlung von Personenstandsnachweisen zur Stammfolge der Familie Zimmermann (Genealogie) ein, die auch das Familienwappen einschließt (Mappe 5). Mit den vorliegenden Kopien aus Kirchenbuch- und Standesamtsregistern konnte die anliegende Verwandtschaftstafel [Stammbaum] erstellt werden. Persönliche Unterlagen von Eugen Zimmermann sind jedoch sehr spärlich überliefert. Das nachgelassene Schriftgut enthält nur zwei Fotografien von ihm, keinen Schriftwechsel mit der Familie oder Dokumente, die Aussagen zu seinem Lebensweg, der Kadettenausbildung sowie der anschließenden Arbeitsaufnahme als Berichterstatter im Verlagshaus Scherl beinhalten. Von seiner erfolgreichen beruflichen Laufbahn bis zum Generaldirektor im Scherl-Verlag zeugen nur einzelne, erst im Jahre 1911 einsetzende Verträge und Vereinbarungen. Im Gegensatz zu privaten Unterlagen fanden sich in fast allen Mappen Aufzeichnungen vorwiegend aus seiner journalistischen Tätigkeit im August-Scherl Verlag, u. a. Presseartikel, Manuskripte, Berichte und Ausarbeitungen verschiedenster Art.

Nachforschungen zu gedruckten Veröffentlichungen in der Fachbibliothek des Geheimen Staatsarchivs PK bzw. in der Staatsbibliothek PK nach Aussagen zu seinem Leben blieben bislang ergebnislos. Eine Anfrage beim Axel Springer Verlag in Hamburg, der 1958 die Firma August Scherl Nachf. mitsamt aller Rechte erwarb, brachte gleichfalls keine Hinweise. Der nachgezeichnete Lebenslauf Eugen Zimmermanns basiert deshalb nur auf dem von ihm nachgelassenen Schriftgut und den beiliegenden Presseartikeln.
Den größten Anteil am Nachlass nehmen die Korrespondenzen an Eugen Zimmermann ein, wobei als Besonderheit auch seine verfassten Schreiben bzw. Antwortschreiben an ausgewählte Korrespondenzpartner als Abschrift oder aber Vermerk auf dem Originalschreiben des Absenders vorliegen.
Die Aktengruppe "Korrespondenzen" gibt Einblicke in das Wilhelminische Zeitalter und die nach dem Zusammenbruch der Monarchie entstandene Weimarer Republik mit einer demokratischen Staatsform und der sich herausbildenden Parteienlandschaft. Dabei kommt dem über zwei Jahrzehnte währenden, vor allem politischen Schriftwechsel mit dem Reichskanzler Fürst Bülow durchaus eine besondere Bedeutung zu (Mappe 2: 1909-1929). Aus der hier überlieferten Korrespondenz des Fürsten Bülow könnten sich neue Ansatzpunkte für die wissenschaftliche Forschung zu seinem Nachlass ergeben, der seit 1956 im Bundesarchiv verwahrt wird.
Des Weiteren ist die private Korrespondenz mit Hermine von Preußen, 2. Gemahlin des Kaisers Wilhelm II., mit gelegentlichen politischen Äußerungen von ihr überliefert (Mappe 3 und 9: 1925-1943). Unter diesem Briefwechsel befanden sich zudem wenig aussagekräftige persönliche Schreiben, meist Postkarten und Telegramme, vom letzten deutschen Kaiser Wilhelm II. aus Doorn an Zimmermann, die jetzt eine eigene Korrespondenzgruppe bilden. Dennoch könnten die Unterlagen aufgrund einiger Aussagen von historischem Interesse sein.
In seinen Korrespondenzen aus dem Doorner Exil spiegelt sich die Hoffnung Wilhelms II. nach einem Ruf des deutschen Volkes für seine Rückkehr und Rekonstituierung der Monarchie wider, dem er in die Verantwortung folgen wollte (Signatur: GStA PK, BPH, Rep.192 Nl Eugen Zimmermann, Nr. 75). Von besonderer Bedeutung ist ein Zeitungsartikel des "Daily Telegraph" anlässlich des Todes von General Stuart Wortley, der einen Rückblick auf das von Kaiser Wilhelm II. dem Generalmajor Montagu-Stuart-Wortley im Herbst 1908 gegebene berühmte "Daily Telegraph" Interview gibt (Signatur: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Eugen Zimmermann, Nr. 115 vom 25.03.1934). Der Artikel geht auf das Ziel sowie das Zustandekommen des Interviews ein, bringt ausführliche Äußerungen Wilhelms II. und beleuchtet seine Wirkung und das Ergebnis auf die Innen- und Außenpolitik der europäischen Länder, insbesondere für Deutschland.
Erwähnenswert ist auch die in der Aktengruppe "Fotografien" vorhandene, farbige Porträtzeichnung Kaiser Wilhelms II., mit einer an einem den kaiserlichen Farben entsprechenden rot-weiß-schwarzem Band anhängenden Baumscheibe, beschriftet mit der Zahl "4000", zur Erinnerung an den 4000. gefällten Baum, seine Freizeitbeschäftigung als "Holzfäller" in Doorn. Darüber hinaus beschäftigte sich Wilhelm II. auch mit Ausgrabungen und archäologischen Studien auf seinen Ländereien auf der Insel Korfu. Eine Niederschrift mit seinen Studienergebnissen "Über den Ursprung des Sonnensymbols, wie es sich in der von Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. in Korfu gefundenen Darstellung darbietet" befindet sich unter seinen Korrespondenzen (Signatur: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Eugen Zimmermann, Nr. 76, Schreiben vom 15.04.1925).
Die Korrespondenz mit dem Kaiserpaar aus Doorn ergänzt die hier verwahrten Personalreposituren im BPH Rep. 53 Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) und Familie sowie BPH Rep. 54 Kronprinz Wilhelm von Preußen und bereichert zudem die Bildersammlung im GStA PK, IX. Hauptabteilung Bilder.

Zur Journalistik und zur Geschichte einzelner Verlagsunternehmen kann die Aktengruppe "Presse: Zeitungsartikel aus Wissenschaft, Politik und Kultur" beitragen (Signatur: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Eugen Zimmermann, Nr. 34, 111). Sie enthält unter anderem Artikel über den Aufstieg und die Verlagsentwicklung von August Scherl, Leopold Ullstein und Rudolf Mosse (Ruben Moses) im Berliner Zeitungswesen.

Die Ordnung und Verzeichnung des Schriftgutes ist von der Unterzeichnenden in der Zeit von August 1998 bis Dezember 1999 durchgeführt worden. Für die Titelaufnahme wurde die Intensiv- bzw. Einzelblattverzeichnung gewählt. Die in den Zimmermannschen Unterlagen vorkommenden Schriftgutarten bestimmten das zu entwickelnde Ordnungsschema zur Gliederung des Nachlasses. Die frühere Übergabeliste konnte für die Herstellung der Ordnung keine Verwendung finden, da die Zusammenfassung von Schriftstücken, Zeitungen u. a. in den einzelnen Mappen oft ohne erkennbares System erfolgt war. Der Nachlass ist in Hauptgruppen und Gruppen, bei der Gruppe Korrespondenzen, die nach bibliothekarischen Grundsätzen erfasst worden sind, zusätzlich in Untergruppen gegliedert. Die innere Ordnung der Unterlagen erfolgte buchmäßig und chronologisch, bei den Korrespondenzen alphabetisch nach Korrespondenzpartnern und chronologisch.

Das Vorwort für das Findbuch einschl. Inhaltsverzeichnis, die Verwandtschaftstafel und der Lebenslauf von Eugen Zimmermann, wurden im Januar-März 2000 erarbeitet. Die 30 Blatt umfassenden fotografischen Kopien der Kaiserkorrespondenz sind nachträglich im April / Mai 2000 nach dem Abschluss der Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten in den Nachlass Eugen Zimmermann eingearbeitet worden, die dann im Dezember 2003 abschließend gegen die Originale ausgetauscht werden konnten. Zugleich wurden im Dezember 2003 - Januar 2004 die zahlreichen neuen Unterlagen einschließlich dem Bronzerelief von Eugen Zimmermann in den Bestand aufgenommen. Alle bisherigen Vorlagen (Datenbankeingabe, Inhaltsverzeichnis, Verwandschaftstafel, Lebenslauf und Vorwort, dgl. Personenverzeichnis) wurden ergänzt bzw. überarbeitet. Weitestgehend parallel verliefen die magazintechnischen Arbeiten dazu, die etwa im Mai 2004 beendet waren.
Als Ergebnis der Datenbankaufnahme liegt abschließend dieser gedruckte Findbuchband vor.
Der Nachlass ist mit seiner Erschließung uneingeschränkt benutzbar.

Vermerk zur Signatur GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Eugen Zimmermann, Nr. 34:
Das Zitieren aus der vorliegenden ungedruckten Biographie über den Berliner Zeitungsverleger August Scherl ist erlaubt, eine auszugsweise Anfertigung von Reproduktionen ist nicht möglich.
Die Genehmigung zur Drucklegung des Manuskripts oder von Teilen daraus bleibt den Depositaren,
der Familie v. Oertzen, vorbehalten.

Für den Bestand gelten die folgenden ausgewiesenen Bestell- und Zitierweisen.

Zu bestellen: BPH, Rep. 192 Nl Zimmermann, E., Zu zitieren: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Eugen Zimmermann (Dep.),

Hausner
Berlin, den 30. 06. 2004 (Archivangestellte)



Lebensbeschreibung (Kurzvita):
Name: Zimmermann
Vorname: Eugen Adolph Jobst
geb.: 14. 08. 1872 in Sprottau
(Kreis Sprottau, Regierungsbezirk Liegnitz, Provinz Schlesien)
gest.: 17. 07. 1951 in Berlin-Zehlendorf

Vater: Georg Konrad Jobst Zimmermann (1834-1919)
Hauptmann und Batteriechef im Niederschlesischen Feld-Artillerie
Regiment Nr. 5
Mutter: Olga Zimmermann, geb. Bandtke, verw. Wendt

Schulausbildung: Kadettenausbildung

Militärdienst: im Füselier-Regiment Prinz Heinrich von Preußen
(Brandenburgisches) Nr. 35 in Brandenburg a. H.
unter Oberst und Regimentskommandeur Ahlemann
Ausbildung: Kadett
22.03.1891 char. Portepeefähnrich, 18.10.1891 Portepeefähnrich,
17.05.1892 Sekondeleutnant
25.08.1898 mit Pension Abschied bewilligt (Redakteur in Berlin)
Berufung: Nov. 1914 Berufung in das Große Hauptquartier des Oberkommando
der Heeresgruppe Deutscher Kronprinz
Nov. 1915 Berufung in das Generalkommando des Generals von François
Beförderung: 1916 Oberleutnant
1917 Hauptmann
Auszeichnung: Januar 1918 Eisernes Kreuz I. Klasse

Berufliche Tätigkeit: - Eintritt in jungen Jahren als Berichterstatter in das Verlagshaus Scherl,
o. D. [September 1898]
- Unternehmensgründer August Scherl förderte den Journalisten und berief ihn im Dez. 1910 von der Redaktion in den Verlag und später in die Geschäftsleitung
- Eugen Zimmermann avancierte rasch zum Geschäftsführer und seit dem Ausscheiden von August Scherl 1914 zum Generaldirektor der Firma A. Scherl GmbH
- Zimmermann hatte die gesamte kaufmännische und redaktionelle Oberleitung des Verlagsunternehmens
- 31.12.1919 Amtsaufgabe als Generaldirektor im Scherl-Konzern
und Wechsel in den Aufsichtsrat der Scherl-Gesellschaft
- Im Jahre 1927 ist Eugen Zimmermann aus dem Koehlerverlag ausgeschieden

Gesellschaftliche Tätigkeit: Gründungsmitglied der "Vereinigung Großstädtischer Zeitungsverleger",
- Geschäftsführendes Vorstandsmitglied

o. D. I. Ehe mit Amalie Korneffel (* 08.06.1874, + 29.07.1927)
[kinderlos, verwitwet]
19.12.1931 II. Ehe mit Hertha Fennimor Elisabeth von Stosch (* 30.04.1895, + 07.10.1983)
in Berlin- Schöneberg, [kinderlos]

Zitierweise: GStA PK, BPH, Rep. 192 Nl Zimmermann, E.

Bestandssignatur
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, BPH, Rep. 192 Nl Zimmermann, E.
Umfang
Umfang: 0,5 lfm (120 VE); Angaben zum Umfang: 0,5 lfm (120 VE)
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Tektonik >> NICHTSTAATLICHE PROVENIENZEN >> Firmen, Familien und Personen >> Personen >> Freiberuflich tätige Personen verschiedener Organisations-, Wirtschafts- und Kulturbereiche >> Unternehmer und leitende Angestellte in den Bereichen Handel und Gewerbe, Wirtschaft, Banken

Bestandslaufzeit
Laufzeit: 1736 - 2003

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Letzte Aktualisierung
28.03.2023, 08:52 MESZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • Laufzeit: 1736 - 2003

Ähnliche Objekte (12)