Gewebe <Textilien>
Seidendamast mit Glück verheißender Symbolik
Bei dem komplexen Fragment eines Seidengewebes handelt es sich um einen »Lampas«. Der Damast ist unter dem Begriff »jigarami kinran« bekannt und bezeichnet ein Gewebe, dessen Musterschüsse mit den Grundkettfäden gebunden sind. Die Kette besteht aus feinen Seidenfäden in strahlendem Mittelblau. Die Musterschüsse hingegen sind aus grüner und rotorangefarbener Seide mit vergoldeten Papierlamellen.
Das Stoffmuster beherrscht ein Blumenarrangement aus symbolträchtigen Päonien, Lotusblüten, Chrysanthemen, Pflaumenblüten und eine weitere Blütenart, vermutlich die Clematis. In dieser Blütenpracht tummeln sich zwischen Ranken und Blättern die sogenannten »Fünf Gifttiere«. Dazu zählen die Schlange, der Skorpion, der Tausendfüßler, die Kröte und der Gecko bzw. die Eidechse oder der Salamander. Die genannten Blumen verheißen Glück, während den »Fünf Gifttieren« ein Unheil abwehrende Kraft zugesprochen wird.
Die »Fünf Gifttiere« versinnbildlichen die üblen Einflüsse, die dem Menschen schaden können. Einmal im Jahr werden sie deshalb ausgetrieben. Etliche Amulette nennen den genauen Tag, an dem die Austreibung stattfinden soll, nämlich am fünften Tag des fünften chinesischen Monats. In der Kunst werden die Gifttiere oft zusammen mit dem Dämonenjäger Zhong Kui (japanisch Shoki) oder einem Tiger dargestellt, der diesem beim Austreiben hilft. Textilien mit dieser symbolbeladenen Bemusterung wurden deshalb bevorzugt für die Kleidung von Kindern und Frauen verwendet.
Die frühesten Funde von China-Seide stammen aus der Indus-Zivilisation um 2800 v. Chr. Die Chinesen domestizierten den Seidenspinner vor etwa 5000 Jahren. Der Legende nach soll der chinesische Urkaiser (und Urahn der Menschen) Fu Xi die Domestizierung initiiert haben, dessen Mythen in der frühen Zhou-Zeit (11. Jh. - 771 v. Chr.) aufkamen. Ungefähr im 1. bis 2. Jahrhundert vor Christus gelangte chinesische Seide zunächst über den Indischen Ozean, Ägypten und Alexandria nach Italien, bevor sie um 200 n. Chr. über die Seidenstraße in den Mittelmeerraum exportiert wurde. Dort wurde sie im Römischen Reich zum Luxusgut und verdrängte hergebrachte Stoffe. Der Export von Seidenraupen war den Chinesen bei Androhung der Todesstrafe verboten. Der Legende nach sollen zwei persische Mönche im Jahr 555 zwei Eier nach Konstantinopel geschmuggelt haben, wodurch die Produktion nach Europa (Lucca, später Venedig) gelangte.
- Standort
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Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
- Sammlung
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Global Art History
- Inventarnummer
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T 913
- Maße
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Breite: 18.5 cm, Länge: 28.0 cm (Gesamt)
- Material/Technik
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Seidengewebe; Lampas; Weben
- Ereignis
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Herstellung
- (wo)
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China
- (wann)
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Ming-Dynastie (16. Jh.)
- Rechteinformation
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Badisches Landesmuseum
- Letzte Aktualisierung
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12.07.2024, 10:56 MESZ
Datenpartner
Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Gewebe <Textilien>
Entstanden
- Ming-Dynastie (16. Jh.)