Gebäude

Heidelberg-Weststadt Goethestraße 8

Das Wohnhaus zählt drei Fensterachsen, zwei Obergeschosse und steht im Westen an der Goethestraße. Zunächst zieht die Nordachse mit ihren Doppelfenstern und dem hohen, leicht geschwungenen Giebel der ausgebauten Dachgaube, vor deren Doppelfenster sich ein auf gerundeten Konsolen sitzender, mit einem schmiedeeisernen Geländer versehener Balkon befindet. Auch der Giebel selbst ist kunstvoll ornamentiert, zwei dreieckig profilierte Wandpfeiler steigen von Konsolen zum Gurtgesims in der halben Giebelhöhe empor, um als Türmchen mit gestaffeltem Abschluss zu enden. Mittig auf dem Gurtgesims sitzt wieder ein dreieckig profilierter Wandpfeiler auf und führt zum Abschluss. Doch es gibt noch Weiteres zu entdecken: Das Baujahr ist hier eingemeißelt! Über dem horizontalen Gewändesabschluss des Doppelfensters im ersten Obergeschoss ist die profilierte Gewandung nach oben erweitert und birgt die Jahreszahl 1906! Als Gegenpart findet man über dem Doppelfenster im ersten Obergeschoss der Südachse die Inschrift "ANNO". In Höhe des oberen Gewändeteils verläuft auch an beiden Achsen ein Gurtgesims. Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass die Südachse verbreitert und leicht aus der Gebäudefassade hervorgehoben ist, allerdings schwerlich als Risalit anzusprechen, da der Betrag nur eine Handspanne beträgt. Der Hauseingang indes trägt ein doppeltes, jeweils spitzbogig zulaufendes Oberlicht und ist mit einem Blend-Stufengiebel geziert. Die mittlere Achse trägt unterteile Dreifach-Fenster, welches im Erdgeschoß von einem weiteren, rundbogig abschließenden Gewande gewissermaßen als Rahmen abgeben ist, auf denen Innenseite eine Ornamentik mit abgerundetem Würfeln im Stil der Spätgotik oder Renaissance verläuft. Am ersten Obergeschoß ist auf zwei einfach ornamentierten und im Halbkreis geführten Konsolen ein Balkon mit schmiedeeisernem Geländer angebracht. Das mittlere der drei Fenster ist um einen geringen Betrag hinter die Flucht der beiden flankierenden Fenster zurückgesetzt. Bei genauer Betrachtung des darüber angebrachten Balkons fällt auf: Dessen südliche Konsole ist an der Südachse angebracht, da die Flucht der mittleren Achse insgesamt um eine Handspanne gegenüber den beiden anderen Achsen zurückversetzt ist, allerdings nur im ersten und zweiten Obergeschoß! Dafür sitzt die nördliche Konsole des Balkons auf einem Pfeiler auf, der an der Nordecke der mittleren Achse bis zum Kranzgesims verläuft, um das Fluchtniveau wieder herzustellen. Man möchte meinen, der Architekt habe sich eine Reihe Details einfallen lassen nach dem Motto: Ihr seht sie nur bei genauem Hinsehen! Der Balkon selbst trägt dann ein schmiedeeisernes Geländer. Unter dem abgetreppten und mit Kugelornamentik gezierten Kranzgesims, welches nur an der mittleren und südlichen Achse verläuft, sitzen aber nur in der mittleren Achse abgestufte Konsolen, die mit Halbrund-Ornamentik verziert sind. Dachseitig schließen über der nördlichen und mittleren Achse drei gleichmäßig verteilte Gauben mit einfach ornamentierter Front ab. Ein interessantes Wohnhaus im Stil des freien Historismus, bei welchem der Architekt Stilelemente der Renaissance wie auch der Gotik und im geringen Maße auch der Romanik die Kugelornamentik betreffend verwendet hat. Dazu kommt noch das ideenreiche Versatzspiel mit den Fluchten der einzelnen Geschosse! (Baujahr: 1906. Bauplanung/Ausführung: Wilhelm Spahn//Gustav Börtlein. Quelle: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland; Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, Kulturdenkmale in Baden-Württemberg; Band II.5.2; Stadtkreis Heidelberg; Teilband 2 von Melanie Mertens; ISBN 978-3-7995-0426-3; 2013 Landesamt für Denkmalpflege, Esslingen am Neckar.) .
Erhaltungszustand: Gut

Urheber*in: Spahn, Wilhelm / Rechtewahrnehmung: heidICON - Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank | Digitalisierung: Pietschmann, Dieter-Robert

Attribution - ShareAlike 4.0 International

0
/
0

Location
Heidelberg
Collection
Städte und Dörfer
Material/Technique
Werkstein; Sandstein; Schmiedeeisen; Mauern; Steinmetz; Schmieden
Inscription/Labeling
Inschrift: ANNO 1906 (Über den Fenstern im ersten Obergeschoss der Südachse ist "ANNO" und in der Nordachse "1906" (Jahr der Fertigstellung) angebracht).)

Related object and literature

Classification
Haus (Gattung)
Historismus (Stilistische Einordnung)
Subject (what)
Architektur
Balkon
Geländer
Ornament
Gurtgesims
Kranzgesims
Konsole
Dachgaupe
Giebel
Wandpfeiler
Pfeiler
Haustür
Oberlicht
Bauinschrift
Zwerchhaus
Risalit

Event
Herstellung
(who)
(when)
1906
(description)
Bauleiter/Unternehmer: Gustav Börtlein.

Sponsorship
Pietschmann, Dieter-Robert
Last update
05.03.2025, 4:25 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Gebäude

Associated

Time of origin

  • 1906

Other Objects (12)