Bestand
Domänenkanzlei betr. böhmische Besitzungen (Bestand)
Vorbemerkung: Ähnlich wie andere Standesherren der Zeit verwendeten auch die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg die Ablösesummen, die als Ersatz für die Aufhebung der verschiedenen standesherrlichen Rechte anfielen, zum Erwerb von neuem Grundbesitz. Da die nähere Umgebung der alten Besitzungen allenfalls Gelegenheit zu kleinen Zukäufen bot, richtete sich das Interesse wie bei der Rosenberger Linie des Fürstenhauses schon im 18. Jh. jetzt ebenfalls auf Böhmen, wo die Struktur der Grundherrschaften mit umfangreichen herrschaftlichen Eigengütern, Wirtschaftsbetrieben und Waldbesitz einen guten Kapitalertrag versprach. Nach verschiedenen Sondierungen erwarb Fürst Georg Wilhelm Ludwig zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg am 14.11.1842 für 200 000 fl . das etwa 80 km südöstlich von Prag gelegene zur böhmischen Landtafel gehörige Gut Lucavec und Slavetîn von dem Grafen von Thun-Hohenstein. Zu dieser Herrschaft gehörten neben dem Städtchen Lucavec die sieben Dörfer Theindorf, Großdorf, ¿tedrovice, Bezdekov, Slavetîn, Rîsnice und Zdimerzice, die zusammen im Jahr 1849 ca. 3 000 Einwohner hatten. Herrschaftlicher Eigenbesitz war neben Waldungen und Grundbesitz u.a. Schloß Lucavec, 6 Meierhöfe, 1 Glashütte, 1 Bierbrauerei, 2 Branntweinbrennereien und eine Ziegelhütte. Am 10.12.1877 erweiterte Fürst Wilhelm zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg diese Besitzung durch Ankauf des nahe liegenden Gutes Mezilesi und Thein (Tymova Ves). Das Gut, das er von dem Glasfabrikanten Karl Morawetz kaufte, hatte etwa 1/4 des Umfangs der Herrschaft Lucavec. Beide Herrschaften wurden von Lucavec aus verwaltet. Nach dem Tod des Fürsten Wilhelm (1887) entstanden weitläufige Rechtsstreitigkeiten zwischen den Erben, die auf eine ungenügende Rechnungsführung der fürstlichen Verwaltung über die Erträge der Herrschaft und auf Unklarheiten über den Allodanteil des Fideikommißinhabers und den Fideikommißanteil an der Herrschaft zurückzuführen waren. Im Gefolge davon wurde die Herrschaft Lucavec mit Mezilesî und Thein zusammen am 9. Mai 1904 für 1 001 000 Kronen österreichischer Landeswährung abgegeben. Käufer waren Landschaftsdirektor Hans v. Portatius aus Schwarzwaldau in Schlesien, Majorats- und Fabrikbesitzer Egmont Tielsch aus Reussendorf in Schlesien, Freiherr Rochus v. Lüttwitz zu Brauchitschdorf und kaiserlicher Legationsrat Cuno v. Portatius, Rittersgutsbesitzer auf Güttmannsdorf in Schlesien. Die Herrschaft Pacov wurde durch Fürst Georg Wilhelm Ludwig am 23.8.1843 für 233 150 fl. von Freiherrn Maximilian Friedrich Vorst v. Gudenau erworben. Obwohl sie nur etwa 15 km südlich von Lucavec liegt, behielt sie eine eigene Verwaltung. Die Herrschaft umfaßte neben der Kleinstadt Pacov die Dörfer Sams¿n, Rouckovice, Cetoraz, Bedrichov, Zhor, Zhorec und Salacova - Lotha und hatte 1849 ca. 4 400 Einwohner. Im herrschaftlichen Eigenbesitz waren neben umfangreichen Waldungen und anderem Grundbesitz das Schloß in Pacov mit 80 Zimmern und Sälen, 5 Maierhöfe, 1 Brauerei und 1 Branntweinbrennerei. Pacov wurde nach dem freudenbergischen Hausvertrag von 1850 ein zum Hausfideikommiß gehöriges Paragium des Prinzen Leopold, der Zeitweise auch dort wohnte. Am 18.4.1870 wurde es von Fürst Wilhelm und Fürst Leopold für 400 000 fl. an Freiherrn Hermann v. Pillerstorf verkauft. Der Bestand, der aus Akten der fürstlichen Domänenkanzlei über die böhmischen Besitzungen besteht, umfaßt 242 Faszikel in 3,3 lfd. m. Der vorliegende Bestand wurde im Jahr 1981 von den Archivangestellten W. Engert und O. Kuhnert unter Aufsicht von R. Trunk und R. Rupp verzeichnet. Die Akten wurden neu systematisiert und fortlaufend durchnumeriert. Eine Konkordanz stellt die Verbindung der alten zu den neuen Nummern her. Wertheim, den 31. September 1981 Reinhold Rupp Archivamtmann
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, F-Rep. 151
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Freudenbergisches Archiv >> Jüngere Zentralverwaltung >> Domänenkanzlei
- Verwandte Bestände und Literatur
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Anna Coupcová, Mährisches Landesarchiv Brünn, in: Volker Rödel (Hrsg.), Quellen zur südwestdeutschen Geschichte in Archiven der Tschechischen Republik. Kolloquium am 18. und 19. März 1993 in Ochsenhausen (Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg A 5), Stuttgart 1995, v.a. Kapitel 11: Großgrundbesitz Lesonice/Lessonitz 1586-1946, S. 122.
- Bestandslaufzeit
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(1789) 1842-1924
- Weitere Objektseiten
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- Rechteinformation
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- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- (1789) 1842-1924