Bestand Urkunden
Herrschaft Wilhermsdorf, Urkunden (Bestand)
Vorwort: Das Ortsadelsgeschlecht der Wilhermsdorfer wird erstmals 1096 mit Regil de Willehalmesdorf erwähnt. Der Sitz lag wohl schon immer an Stelle des abgebrochenen Wasserschlosses im Nordwesten des Ortes Wilhermsdorf (Lkr. Fürth; vor 1972 Lkr. Neustadt a. d. Aisch). 1569 erlosch die Familie mit Wolf von Wilhermsdorf. Die Burg zu Wilhermsdorf wird 1410 als Veste erwähnt. Sie brannte 1560 ab. 1566 erwarben die aus dem Hessischen stammenden Gebrüder Heinrich Herrmann, Kaspar Georg, Kraft Hartmann und Wilhelm Schutzbar gen. Milchling die Rittergüter Wilhermsdorf und Neidhardswinden, wobei der bedeutendste von ihnen, Heinrich Hermann d.Ä. Schutzbar gen. Milchling, das Schloss (nunmehr "Burgmilching" genannt ) in der Folge wieder aufbaute. Er wurde 1569 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und führte in den 1570er Jahren die Reformation in Wilhermsdorf ein. 1597 verlieh Kaiser Rudolf das Münzprivileg für Talerprägung , die von 1605-1611 ausgeübt wurde. 1612 erhielt die Herrschaft die Blutgerichtsbarkeit. 1656 starb die fränkische Linie der Milchling mit Heinrich Hermann d.J. ohne männlichen Nachkommen, worauf die Herrschaft mehrfach den Besitzer wechselte. 1667 erwarb Graf Wolfgang Julius von Hohenlohe-Gleichen und Langenburg (Linie Hohenlohe-Neuenstein) die Herrschaft Wilhermsdorf und ließ 1672-1693 an Stelle der Burg Burgmilching ein neues Wasserschloss errichten. 1671 erhielt Wilhermsdorf von Kaiser Leopold I. das Marktrecht. 1769 verkaufte der Erbe, Philipp Ferdinand Graf zu Limpurg-Styrum, den Besitz an den Fuldaischen Geheimrat Ersamus Freiherr Wurster von Kreuzberg, der mit Dorothea Marie Kreß von Kreßenstein verheiratet war . Der Ritterkanton Altmühl errichtete um 1770 in Wilhermsdorf seine Kanzlei, das so genannte Ritterhaus am Marktplatz. Bedeutend war die im Wilhermsdorf ansässige Judengemeinde, die ein Druckgewerbe betrieb. Im Zuge der Hardenbergischen Revindikationen kam Wilhermsdorf 1796 an das Königreich Preußen und fiel mit dem Fürstentum Brandenburg-Ansbach 1806 an Bayern. Freiherr Johannes Friedrich Wurster von Kreuzberg bezog aus dem Lehen noch eine jährliche Rente. Er starb 1839 als der letzte seines Geschlechts in Nürnberg. 1878/9 wurde das Schloss in Wilhermsdorf abgerissen. Aufgrund der Besitzgeschichte befindet sich ein nennenswerter Überlieferungsstrang zu Wilhermsdorf im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Bestand Sf 35: Wilhermsdorf I, Sf 40: Wilhermsdorf II). Hierzu das Findbuchvorwort des Archivars Wilfried Beutter : "1769, beim Übergang der Herrschaft Wilhermsdorf an den Freiherrn Erasmus Wurster von Creuzberg, befanden sich Archivalien unterschiedlicher Provenienz in den Archivräumen des damals noch bestehenden Schlosses Wilhermsdorf. Neben lokaler Herrschafts- und Amtsüberlieferung sowie Material Schillingsfürster Provenienz handelte es sich in größerem Umfang um Akten, Rechnungen und Rechnungsschriftgut der Kammer Neuenstein aus der Zeit des Grafen Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein, der 1667-1698 Besitzer der Herrschaft war, ferner um nachlaßartiges Schriftgut des Grafen über Aktivitäten außerhalb seiner eigentlichen Regententätigkeit. Möglicherweise hatte Wolfgang Julius zeitweilig die Geschäfte von Wilhermsdorf ausgeführt und die entsprechenden Akten waren dort verblieben. Von einem größeren Teil ist jedoch anzunehmen, daß es sich um dasjenige Schriftgut handelt, das seine Witwe Franziska Barbara 1699 von Neuenstein über Nagelsberg nach Wilhermsdorf "verschleppte", um Rechtsansprüche gegen ihren Schwager Johann Friedrich von Hohenlohe-Oehringen und sonstige Schuldner ihres verstorbenen Gatten geltend zu machen. Obwohl schon im 18. Jahrhundert mehrfach hohenlohisches Archivgut aus Wilhermsdorf reklamiert und 1797 durch einen preußischen Regierungssekretär ein sog. Consignationsprotokoll zur Vorbereitung einer Aktenausscheidung angefertigt worden war, unterblieb diese allem Anschein nach aus Kostengründen. Erst 1840 erinnerte man sich auf Seiten Hohenlohes wieder der Wilhermsdorfer Akten, in denen nun wichtiges Material zur Geschichte des Hauses vermutet wurde. Trotz des hinhaltenden Widerstands bayerischer Behörden erfolgte schließlich 1846 eine Aktenausscheidung: etwa 20 Faszikel, wohl lokale Herrschafts- bzw. Amtsüberlieferung, beanspruchte die kgl. Rentenverwaltung Wilhermsdorf, historisch wertvolle Stücke, darunter Akten betr. die venezianische Soldatenwerbung des Grafen Wolfgang Julius, erhielt das kgl. Archivkonservatorium Nürnberg, der große Rest wurde dem Haus Hohenlohe übergeben und nach Schillingsfürst abtransportiert. Anstelle der vorgesehenen Aufteilung unter die einzelnen Linien blieb die Wilhermsdorfer Ablieferung für hundert Jahre unbeachtet im Archiv Schillingsfürst liegen. Übrigens gab das Archiv Nürnberg bis 1860 die die vermeintlich so wertvollen Wilhermsdorfer Akten als für die bayerische Geschichte völlig wertlos an das Haus Hohenlohe-Schillingsfürst ab. 1946/1947 formierte der Archivar W. Mommsen im Zuge seiner Ordnungs- und Erschließungsarbeiten im Archiv Schillingsfürst aus der Wilhermsdorfer Überlieferung zwei Bestände. Er legte über die die Herrschaft Neuenstein betreffenden Akten und Rechnungen sowie über den Nachlaß des Grafen Wolfgang Julius ein Repertorium an und gab den Bestand als "Archiv Schillingsfürst in Neuenstein" an das im Aufbau begriffene Hohenlohe-Zentralarchiv ab. Die übrigen Akten, über die nur ein Ablieferungsverzeichnis von 1846 existierte, überließ der Archiveigentümer auf Anraten von Mommsen wegen des vorwiegend mittelfränkischen Bezugs dem Staatsarchiv Nürnberg. Im Zusammenhang mit der Verlagerung des Archivs Schillingsfürst nach Neuenstein in den Jahren 1971 ff. stimmte die Staatliche Bayerische Archivverwaltung 1973 einer Rückübereignung der im Staatsarchiv Nürnberg verwahrten Wilhermsdorfer Akten an das Haus Hohenlohe-Schillingsfürst und ihrer Abgabe an das Hohenlohe-Zentralarchiv zu. Die nun im Prinzip mögliche Zusammenführung der seit 1947 getrennten Bestände hätte aber einen völlig heterogenen Schriftgutkörper entstehen lassen, sodass der unterzeichnete Bearbeiter es bei der von Mommsen vorgegebenen Zweiteilung beließ.||Die von Mommsen im Vorwort zu seinem Repertorium empfohlene Neuverzeichnung erfolgte 1996. Der Bestand, der die Bezeichnung "Sf 35 Wilhermsdorf I" erhielt, umfaßt in 7,4 lfd. m 338 Büschel. Einschlägiges Material ist auch im Partikulararchiv Öhringen zu vermuten. Hingewiesen sei ferner auf den Bestand Oe 205 Rechnungen I im Archiv Öhringen." Dr. Daniel Burger (2014)
- Reference number of holding
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Staatsarchiv Nürnberg, Herrschaft Wilhermsdorf, Urkunden
- Extent
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172
- Language of the material
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ger
- Context
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Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> I. Altbestände (Territorien und Institutionen des Alten Reichs) >> Fürstentum Ansbach >> Fürstentum Ansbach, revindizierte Herrschaft Wilhermsdorf
- Related materials
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Ergänzende Hinweise: in EDV komplett erfasst; Online-Findmittel in Bearbeitung
- Provenance
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Herrschaft Wilhermsdorf, Urkunden
- Date of creation of holding
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1443 - 1838
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
18.10.2023, 9:31 AM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand; Urkunden
Associated
- Herrschaft Wilhermsdorf, Urkunden
Time of origin
- 1443 - 1838