Bestand
Wilhermsdorf I (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Die dem Ritterort Altmühl inkorporierte Herrschaft befand sich 1667-1698 im Besitz des Grafen Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein, der sie seiner zweiten Gattin Franziska Barbara geb. Welz hinterließ. Über sie, die in zweiter Ehe mit dem Grafen Philipp Ernst von Hohenlohe-Schillingsfürst verheiratet war, gelangte der Besitz an das Haus Hohenlohe-Schillingsfürst, 1759 im Erbweg an den Grafen von Limburg-Styrum und 1769 durch Verkauf an die Freiherren Wurster von Creuzberg. Mit ihrem Aussterben 1839 fiel das eröffnete Lehen an die Krone Bayern.
Im Zuge einer Aktenausscheidung, die sich in mehreren Etappen vollzog, extradierten bayerische Behörden 1846-1860 die vormals hohenlohischen Akten aus dem Schloßarchiv Wilhermsdorf an das fürstliche Archiv in Schillingsfürst. Hier formierte W. Mommsen 1947 aus der Wilhermsdorfer Überlieferung zwei Bestände. Schriftgut der Provenienzen Kammer Neuenstein und Nachlaß Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein gab er als 'Archiv Schillingsfürst in Neuenstein' an das im Aufbau begriffene Hohenlohe-Zentralarchiv ab. Andere Provenienzen überließ der Archiveigentümer dem Staatsarchiv Nürnberg. - Der vorliegende Bestand umfaßt im wesentlichen die 1947 nach Neuenstein abgegebenen Akten.
Gliederung: 1. Haus Hohenlohe; 2. Kameralien der Grafschaft Hohenlohe-Neuenstein; 3. Graf Wolfgang Julius und Gräfin Franziska Barbara; 4. Rheinische Allianz und Türkenkrieg; 5. Forderungen an J. Ochs; 6. Truppenwerbung für Venedig; 7. Vermischte Rechnungen.
1769, beim Übergang der Herrschaft Wilhermsdorf an den Freiherrn Erasmus Wurster von Creuzberg, befanden sich Archivalien unterschiedlicher Provenienz in den Archivräumen des damals noch bestehenden Schlosses Wilhermsdorf. Neben lokaler Herrschafts- und Amtsüberlieferung sowie Material Schillingsfürster Provenienz handelte es sich in größerem Umfang um Akten, Rechnungen und Rechnungsschriftgut der Kammer Neuenstein aus der Zeit des Grafen Wolfgang Julius von Hohenlohe-Neuenstein, der 1667-1698 Besitzer der Herrschaft war, ferner um nachlaßartiges Schriftgut des Grafen über Aktivitäten außerhalb seiner eigentlichen Regententätigkeit. Möglicherweise hatte Wolfgang Julius zeitweilig die Geschäfte von Wilhermsdorf ausgeführt und die entsprechenden Akten waren dort verblieben. Von einem größeren Teil ist jedoch anzunehmen, daß es sich um dasjenige Schriftgut handelt, das seine Witwe Franziska Barbara 1699 von Neuenstein über Nagelsberg nach Wilhermsdorf "verschleppte", um Rechtsansprüche gegen ihren Schwager Johann Friedrich von Hohenlohe-Oehringen und sonstige Schuldner ihres verstorbenen Gatten geltend zu machen. Obwohl schon im 18. Jahrhundert mehrfach hohenlohisches Archivgut aus Wilhermsdorf reklamiert und 1797 durch einen preußischen Regierungssekretär ein sog. Consignationsprotokoll zur Vorbereitung einer Aktenausscheidung angefertigt worden war, unterblieb diese allem Anschein nach aus Kostengründen. Erst 1840 erinnerte man sich auf Seiten Hohenlohes wieder der Wilhermsdorfer Akten, in denen nun wichtiges Material zur Geschichte des Hauses vermutet wurde. Trotz des hinhaltenden Widerstands bayerischer Behörden erfolgte schließlich 1846 eine Aktenausscheidung: etwa 20 Faszikel, wohl lokale Herrschafts- bzw. Amtsüberlieferung, beanspruchte die kgl. Rentenverwaltung Wilhermsdorf, historisch wertvolle Stücke, darunter Akten betr. die venezianische Soldatenwerbung des Grafen Wolfgang Julius, erhielt das kgl. Archivkonservatorium Nürnberg, der große Rest wurde dem Haus Hohenlohe übergeben und nach Schillingsfürst abtransportiert. Anstelle der vorgesehenen Aufteilung unter die einzelnen Linien blieb die Wilhermsdorfer Ablieferung für hundert Jahre unbeachtet im Archiv Schillingsfürst liegen. Übrigens gab das Archiv Nürnberg bis 1860 die die vermeintlich so wertvollen Wilhermsdorfer Akten als für die bayerische Geschichte völlig wertlos an das Haus Hohenlohe-Schillingsfürst ab. 1946/1947 formierte der Archivar W. Mommsen im Zuge seiner Ordnungs- und Erschließungsarbeiten im Archiv Schillingsfürst aus der Wilhermsdorfer Überlieferung zwei Bestände. Er legte über die die Herrschaft Neuenstein betreffenden Akten und Rechnungen sowie über den Nachlaß des Grafen Wolfgang Julius ein Repertorium an und gab den Bestand als "Archiv Schillingsfürst in Neuenstein" an das im Aufbau begriffene Hohenlohe-Zentralarchiv ab. Die übrigen Akten, über die nur ein Ablieferungsverzeichnis von 1846 existierte, überließ der Archiveigentümer auf Anraten von Mommsen wegen des vorwiegend mittelfränkischen Bezugs dem Staatsarchiv Nürnberg. Im Zusammenhang mit der Verlagerung des Archivs Schillingsfürst nach Neuenstein in den Jahren 1971 ff. stimmte die Staatliche Bayerische Archivverwaltung 1973 einer Rückübereignung der im Staatsarchiv Nürnberg verwahrten Wilhermsdorfer Akten an das Haus Hohenlohe-Schillingsfürst und ihrer Abgabe an das Hohenlohe-Zentralarchiv zu. Die nun im Prinzip mögliche Zusammenführung der seit 1947 getrennten Bestände hätte aber einen völlig heterogenen Schriftgutkörper entstehen lassen, sodass der unterzeichnete Bearbeiter es bei der von Mommsen vorgegebenen Zweiteilung beließ. Die von Mommsen im Vorwort zu seinem Repertorium empfohlene Neuverzeichnung erfolgte 1996. Der Bestand, der die Bezeichnung "Sf 35 Wilhermsdorf I" erhielt, umfaßt in 7,4 lfd. m 338 Büschel. Einschlägiges Material ist auch im Partikulararchiv Öhringen zu vermuten. Hingewiesen sei ferner auf den Bestand Oe 205 Rechnungen I im Archiv Öhringen. Neuenstein, im Dezember 1997 Beutter
- Reference number of holding
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, Sf 35
- Extent
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338 Bü (7,4 lfd.m.)
- Context
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Schillingsfürst >> Lokale Verwaltungen vor 1806
- Date of creation of holding
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1650-1719
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Last update
-
2022-02-25T08:54:35+0100
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1650-1719