Forschungsbericht | Research report
Die sozioökonomische Entwicklung in Kasachstan: eine Gefahr für den jungen Nationalstaat?
'Der Blickwinkel, unter dem Anfang der neunziger Jahre die innenpolitischen Probleme in Kasachstan thematisiert und charakterisiert wurden, war wesentlich vom 'russischen Problem' bestimmt. Die ethnische und kulturelle Heterogenität in Kasachstan verführte dazu, die postsowjetische Realität zu simplifizieren. Konfliktlinien, -inhalte und -verläufe wurden oftmals eindimensional und monokausal dargestellt. 'Ethnische Barrieren' galten als das dominante Konfliktmuster bei Auseinandersetzungen um Staatssprache, Staatsbürgerschaft und Staatsgrenzen. Die kulturelle und personelle 'Kasachisierung' erschien als maßgebliche Ursache für ethnonationalistische Verlautbarungen und interethnische Zusammenstöße. Wesentliche Faktoren wie der wirtschaftliche Wandel und die soziale Lage der Bevölkerung wurden häufig nicht beachtet. Die vorliegende Analyse soll einen differenzierteren Blick auf die ethnopolitische Situation in Kasachstan zu eröffnen. Im Mittelpunkt stehen die gravierenden sozioökonomischen Veränderungen, mit denen die Bevölkerung seit der Unabhängigkeit konfrontiert ist. Wie in anderen zentralasiatischen Staaten befindet sich das kasachstanische Bildungs- und Gesundheitswesen in einer Krise. Soziale Transferleistungen sowie Löhne, Gehälter und Renten werden kaum bzw. nur noch sporadisch ausgezahlt. Die regionalen und sektoralen Einkommensdifferenzen nehmen zu. Arbeitslosigkeit ist ein Massenphänomen. Die Fähigkeit des kasachstanischen Staates, alle Bevölkerungsschichten zu integrieren, schwindet. Er ist nicht mehr in der Lage, Wünsche und Hoffnungen der Bevölkerung nach Wohlstand und Wachstum zu erfüllen. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen soll in der vorliegenden Arbeit diskutiert werden, welche Formen des sozialen Protests die Kasachstaner gegen die bestehenden Verhältnisse entwickelt haben. Herrscht allgemeine Apathie vor, oder nehmen ethnonationalistische Bestrebungen überhand? Wendet sich der Protest gegen andere Ethnien oder gegen den Staat? Die Antworten zu diesen Fragen eröffnen Perspektiven für die Bestandsfähigkeit des kasachstanischen Nationalstaates. Eine endgültige Beurteilung der innenpolitischen Situation kann und soll jedoch nicht geleistet werden. Es gilt lediglich, Tendenzen herauszuarbeiten, die die innenpolitische Stabilität des Landes in Frage stellen könnten.' (Textauszug)
- Alternative title
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Socio-economic developments in Kazakhstan: a threat to the young nation-state?
- Extent
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Seite(n): 28
- Language
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Deutsch
- Notes
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Status: Veröffentlichungsversion; nicht begutachtet
- Bibliographic citation
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Berichte / BIOst (26-2000)
- Subject
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Politikwissenschaft
Soziologie, Anthropologie
Allgemeines, spezielle Theorien und Schulen, Methoden, Entwicklung und Geschichte der Politikwissenschaft
Soziologie von Gesamtgesellschaften
politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Zentralasien
sozialer Konflikt
Gesundheitswesen
Lebensstandard
Nationalstaat
soziale Differenzierung
postsozialistisches Land
Strukturwandel
sozioökonomische Entwicklung
Wirtschaftsentwicklung
Arbeitslosigkeit
Bildungswesen
Kasachstan
sozialer Wandel
Entwicklungsland
Wirtschaft
UdSSR-Nachfolgestaat
deskriptive Studie
- Event
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Geistige Schöpfung
- (who)
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Gumppenberg, Marie-Carin von
- Event
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Veröffentlichung
- (who)
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Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
- (where)
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Deutschland, Köln
- (when)
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2000
- URN
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urn:nbn:de:0168-ssoar-41661
- Rights
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GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Last update
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21.06.2024, 4:27 PM CEST
Data provider
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Forschungsbericht
Associated
- Gumppenberg, Marie-Carin von
- Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien
Time of origin
- 2000