Industrieanlage
Deutsche Niles Werkzeugmaschinen-Fabrik & AEG-TRO; Berlin, Treptow-Köpenick
Das Fabrikgelände an der Wilhelminenhofstraße 83-85, Edisonstraße 1-8 ist der zweitgrößte Industriestandort an der Oberspree. (1) Großbanken und Industriebetriebe unter Beteiligung der AEG gründeten 1898 die Deutsche Niles-Werkzeugmaschinenfabrik, um die nationale Werkzeugmaschinenfertigung zu stärken und amerikanische Produkte vom Markt zu verdrängen. Die Aktiengesellschaft siedelte sich auf einem Grundstück zwischen Wilhelminenhofstraße und Spree an, das unmittelbar an den alten Wilhelminenhof grenzte. Die Rüstungsproduktion im Ersten Weltkrieg erforderte einen deutlichen Ausbau der Kapazitäten. Das Unternehmen entschloss sich daher, die Fabrikation vollständig nach Berlin-Weißensee zu verlagern. Die AEG erwarb die leer stehende Anlage und bildete 1921 aus der Hochspannungsfabrik, bisher in Berlin-Wedding am Humboldthain, die AEG-Transformatorenfabrik Oberschöneweide (AEG-TRO). Das Transformatorenwerk belieferte Kraftwerke und Elektrizitätsgesellschaften in der ganzen Welt. Die Fertigung von Transformatoren und Hochspannungsanlagen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg vom VEB Transformatorenwerk Oberschöneweide "Karl Liebknecht" (VEB TRO) fortgeführt. Nach 1990 kehrte die AEG an ihren alten Standort zurück. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang der Aktiengesellschaft musste das Transformatorenwerk jedoch 1995 geschlossen werden. Heute befindet sich hier das Kultur- und Technologiezentrum Rathenau. ° Das Fabrikgelände umfasst Gebäude vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die letzten Jahre der DDR. Die Produktionshallen und Verwaltungsbauten, die vor dem Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden, bieten einen anschaulichen Überblick über die Industriearchitektur zwischen Historismus und Moderne. Das Werk wurde in mehreren Stufen ausgebaut. Die ältesten Bauten von 1898/99 gehen auf Paul Tropp zurück. Der Baumeister, der gleichzeitig für das Kabelwerk Oberspree arbeitete, wurde wahrscheinlich von der AEG an die Deutsche Niles-Werkzeugmaschinenfabrik vermittelt. Die modernen Eisenskelettbauten wurden mit historisierenden Backsteinfassaden verkleidet. Für die Bauten Tropps sind schlichte Bogenfenster und gotisierende Dekorationen typisch. Der Baumeister bevorzugte gelben Backstein, so dass die Industriebauten an der Wilhelminenhofstraße mit hellgelben Fassaden ein einheitliches Bild bieten. Den grundlegenden Aufbau der Fabrikanlage hatte man bereits 1898 festgelegt. Im Unterschied zum Kabelwerk bildete man keinen Werkhof mit Hallen und umliegenden Geschossbauten aus. Das Werkstor an der Wilhelminenhofstraße führt auf eine werksinterne Straße, die als Hauptachse das Fabrikgelände erschließt. Westlich dieser Straße erstreckt sich die großflächige Maschinenhalle. Die Hallenschiffe gehen von der Montagehalle ab, die mit ihren späteren Erweiterungen einen geschlossenen Blockrand an der Wilhelminenhofstraße ausbildet. Das Fabrikgelände östlich der zentralen Erschließungsachse zeigt hingegen eine offene Struktur. Verwaltungsgebäude und Beamtenwohnhaus sind auf die Hauptstraße ausgerichtet, dahinter liegen Kantine, Werkstätten und Versorgungseinrichtungen. Die parallel angeordneten Bauten werden durch Querstraßen getrennt. Die Oberschöneweider Güterbahn konnte über Drehscheiben in die großen Montagehallen einfahren. ° Die AEG konnte nach der Übernahme 1920 bedeutende Architekten für den Ausbau des Transformatorenwerks gewinnen. Während Jean Krämer die monumentale Bauweise seines Lehrers Peter Behrens weiterführte, trat Ernst Ziesel für eine moderne, sachliche Industriearchitektur ein. Noch bevor das alte Areal vollständig überbaut war, erwarb die AEG vorausschauend den benachbarten Wilhelminenhof. Das älteste Gebäude in Oberschöneweide musste der Industrie weichen. Die beräumte Fläche wurde allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg mit Produktionshallen bebaut. Ein dritter Bauabschnitt setzte 1938 ein. Paul Sellmann, ein Architekt aus Oberschöneweide, errichtete am östlichen Rand des Fabrikgeländes mehrere Hallenbauten und Werkstätten, die sich an die Großtransformatorenhalle anschließen und entlang der Edisonstraße eine geschlossene Baugruppe ausbilden (TRO 10, 120, 1, 2, 3, 4, 5, 6).° ___________________ ° 1) Deutsche Niles-Werkzeugmaschinenfabrik Oberschöneweide bei Berlin. Katalog ** Angaben[Exemplar der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Zentrum für Berlin-Studien]; AEG Transformatorenfabrik Oberschöneweide. [Berlin um 1925]. [Exemplar im Deutschen Technikmuseum Berlin, AEG-Archiv, Signatur AEG 705a]; Führer durch die Transformatorenfabrik. Berlin 1930 [Exemplar im Deutschen Technikmuseum Berlin, AEG-Archiv, Signatur AEG 712a]; Heideck 1930; BusB IX, S. 68, 101; Sieber, Wilfried: Wir sind mit unserer Republik gewachsen. VEB Transformatorenwerk "Karl Liebknecht" Berlin. Berlin 1981; Rühle 1987, S. 47-51; Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 317; Schmidt/Theile 1991, S. 185-186; Dehio Berlin 2000, S. 236-237
- Standort
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Wilhelminenhofstraße 83 & 85 / Edisonstraße 1, Oberschöneweide, Treptow-Köpenick, Berlin
- Klassifikation
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Gesamtanlage
- Letzte Aktualisierung
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04.06.2025, 11:55 MESZ
Datenpartner
Landesdenkmalamt Berlin. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Industrieanlage