Bestand
Rottenburg, Jesuitenkollegium (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Der Jesuitenorden wurde am 15. August 1534 unter anderem von Ignatius von Loyola gegründet. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichten sich die Ordensangehörigen zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Die Bezeichnung Jesuiten war spöttischen Ursprungs, wurde aber später vom Orden selbst übernommen.
Bereits in den Jahren 1623 und 1628 gab es erste Versuche des Landesfürsten, Erzherzog Leopold V. von Österreich, zur Ansiedelung des Jesuitenordens in Rottenburg, die jedoch erfolglos blieben. Mit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurden die Jesuiten aus Tübingen vertrieben und siedelten sich 1649 endgültig in Rottenburg an. 1668 wurde das Haus der Jesuiten zum Kolleg erhoben. Durch viele Stiftungen von Landesherren, Adeligen und Bürgern kam das Jesuitenkolleg zu großem Wohlstand. Ab 1653 übernahm der Orden die Seelsorge der Wallfahrtskirche im Weggental. Die 1653 öffentlich gegründete Lateinschule wurde ab 1668 als Gymnasium fortgeführt.
1666 erwarb das Kolleg für 20.000 Gulden die Herrschaft Dotternhausen mit den Dörfern Dotternhausen und Roßwangen. Das Dorf Bühl wurde ihnen 1675 für 12.000 Gulden verpfändet,1744 wurde es vom Kolleg gekauft. Schon zu Beginn des 18. Jh. war die Mühle und ein Erblehenhof in Niedernau zum Jesuitengut hinzugekommen. 1649 bestand der Konvent aus drei, im Jahr 1668 neun und bei seiner Aufhebung 18 Patres.
Mit der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 kam auch das Ende des Kollegs und des Gymnasiums. Die fähigsten Patres wurden im Schuldienst und in der Pfarrseelsorge weiterverwendet. Das Gesamtvermögen des Kollegs betrug bei der Aufhebung fast 366.900 Gulden, welche dem österreichischen Religionsfonds zuflossen. Die Bibliothek wurde in die Universität Freiburg übernommen. Der restliche Besitz wurde verkauft bzw. versteigert. In die Kolleggebäude zogen Teile der österreichischen Oberamtsverwaltung ein. Auch der Landeshauptmann nahm darin eine Wohnung. Teile des Gebäudes dienten 1795/98 als Militärlazarett. Die Verwaltung des neuen württembergischen Oberamts Rottenburg folgte 1806.
Inhalt und Bewertung
Im Jahr 1827 wurden die Archivalien von Archivrat Lotter beim königlichen Kameralamt Rottenburg ausgehoben und nach Stuttgart in das königliche Haus- und Staatsarchiv gebracht. Zu diesem Hauptbestand kam im Jahr 1884 vom königlichen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten noch eine größere Anzahl von Urkunden. 1957 erweiterte sich der Bestand um weitere 10 Büschel vom Staatsarchiv Ludwigsburg aus der gleichen Provenienz. Der Bestand ist chronologisch geordnet.
Die Retrokonversion des Archivrepertoriums von J. A. Giefel aus dem 19. Jahrhundert (ca. 1885) wurde in der Zeit von Oktober bis Dezember 2017 von den Archivinspektoranwärtern Patric Hoch, Steffen Maisch und Alexander Ploebsch unter Anleitung des Unterzeichneten durchgeführt, der auch die Endredaktion übernahm. Die Titelaufnahmen wurden dabei nur punktuell überarbeitet. Neu erstellt wurde dabei auch der Orts- und Personenindex. Hierbei wurden nach Möglichkeit Normdeskriptoren verwendet. Die 14 Aktenbüschel wurden im Anschluss von Herrn Andreas Mummert neu verpackt.
Weitere Unterlagen betr. die Jesuiten in Rottenburg finden sich u. a. in folgenden Beständen:
B 19 Vormals österreichische Landesteile in Württemberg I
B 37 a Österreichische Zentralbehörden Innsbruck betr. Hohenberg
B 38 I Vorderösterreichische Regierung und Kammer betr. Oberamt Rottenburg
B 38 b Hohenbergische Rechnungen
B 40 Oberamt Rottenburg
Der Bestand umfasst weiterhin 33 Urkunden (U 1-32 mit 13 a) und 14 Büschel mit 1,60 lfd. m.
Stuttgart, im Januar 2018
Johannes Renz
- Bestandssignatur
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, B 489
- Umfang
-
33 Urkunden, 14 Büschel (1,60 lfd. m)
- Kontext
-
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Neuwürttembergische Herrschaften vor 1803/1806-1810 >> Bistümer, Stifte, Klöster und Pfarreien >> Augustinerkloster Kreuzlingen - Restituierte Klöster
- Verwandte Bestände und Literatur
-
E. Stemmler: Rottenburger Klöster. In: Jubiläums-Schrift des Sülchgauer Altertumsvereins. Rottenburg a. N. 1952, 49ff.
D. Manz: Klöster in Rottenburg am Neckar, Rottenburg a. N. 1990.
- Bestandslaufzeit
-
1390-1773
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
-
Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1390-1773