Bestand

Finanzamt Heilbronn: Steuerakten jüdischer Bürger (Bestand)

Inhalt und Bewertung
Vorbemerkung
Von Gisela Scharlau
Die 1999 vom Finanzamt Heilbronn übernommenen Steuerakten jüdischer Bürger enthalten Unterlagen zu allen gängigen Steuerarten wie Einkommen-, Vermögen-, Gewerbe- um Umsatzsteuer aus der Zeit von 1913 bis 1943. Daneben enthalten sie Korrespondenzen, Kaufverträge, Unterlagen über Betriebsprüfungen, Steuerprozesse usw. Da es sich bei den Personen ausschließlich um jüdische Bürger Heilbronns handelt, die während des 3. Reiches entweder emigrieren konnten oder deportiert wurden, kommen als Besonderheit noch die seit 1931 bei Auswanderung erhobene Reichsfluchtsteuer, die 1938/1939 in 5 Raten fällige Judenvermögensabgabe und weitere gegen die Juden gerichteter Repressalien wie die Ablieferung von Wertgegenständen und der zwangsweise verordnete Einkauf in jüdische Altersheime hinzu. Am Ende standen die ehemals vermögenden Betroffenen meist mittellos da und waren oft noch auf die Unterstützung von Verwandten im Ausland angewiesen (die Genehmigungen der Devisenstellen über die Auszahlung des Geldes liegen bei), denen die Emigration noch rechtzeitig gelungen war. Die Akten enthalten auch die zur Emigration erforderliche "Steuerliche Unbedenklichkeitserklärung". Sie war meist 6 Monate gültig und wurde mehrfach verlängert, in vielen Fällen war sie völlig nutzlos und rettete die Betroffenen nicht mehr vor der Deportation.
Neben polizeilichen Abmeldungen mit den Daten der Emigration, finden sich auch die Deportationsdaten in den Akten. ("Der Jude ... wurde im Kalenderjahr 1942 ausgebürgert und aus dem Reich abgeschoben" oder "jetzt im Osten".)
Neben Akten von Einzelpersonen enthält der Bestand Firmenakten von jüdischen Firmen, die meist schon den Betrieb eingestellt hatten (bis 1938). Die Personen stammen vorwiegend aus Heilbronn, ein großer Teil kommt aber auch aus anderen Teilen Württembergs, vorwiegend aus Stuttgart . Dabei handelt es sich meist um ältere Personen, die aus Stuttgarter Altersheimen in das jüdische Altersheim Eschenau bei Heilbronn zwangsweise verlegt wurden. Die meisten der betroffenen Personen sind entweder am 01.12.1941 nach Riga oder am 22.08.1942 nach Theresienstadt deportiert und bis auf ganz wenige Ausnahmen ermordet worden.
Bei der Verzeichnung dieser Akten wurde versucht, auch die Lebensdaten der betroffen Familienmitglieder, soweit diese in den Steuerunterlagen vorkommen, zu ermitteln. Neben Lebensdaten und Beruf sollen auch die Wohnorte bzw. Firmensitze Aufschluss über das Schicksal der Menschen geben, ein Ortsregister soll das Auffinden der aus anderen Orten stammenden Personen erleichtern. In der Titelaufnahme stehende Ergänzungen wurden aus den unten angeführten drei Publikationen übernommen und in eckige Klammern gesetzt. Sinngemäße, sich aus den Akten ergebende Ergänzungen stehen in runden Klammern. Ein Abkürzungsverzeichnis erläutert die verwendeten Abkürzungen.
Der Bestand K 26 umfasst 170 Titelaufnahmen; einige Akten sind stark verschimmelt. Die Laufzeit der Steuerakten beginnt im Jahr 1913 und endet 1943. Alle nach 1945 entstandenen Aktenteile beziehen sich auf Wiedergutmachungsverfahren.

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg, K 26
Umfang
170 Büschel (4,4 lfd. m)

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Ludwigsburg (Archivtektonik) >> Reichs-/Bundesbehörden und Reichs-/Bundesorganisationen >> Geschäftsbereich Reichs-/Bundesfinanzministerium >> Geschäftsbereich Reichsfinanzministerium >> Finanzämter

Bestandslaufzeit
1913-1943 (Na bis 1977)

Weitere Objektseiten
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
18.04.2024, 10:40 MESZ

Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1913-1943 (Na bis 1977)

Ähnliche Objekte (12)