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Soziologische Grenzbeobachtungen: die Markierung von Differenzen durch Staatsgrenzen

Ist die Rede von sozialer beziehungsweise kultureller Ungleichheit, so kommt man an einer Betrachtung von Grenzen im allgemeinen und Staatsgrenzen im besonderen nicht vorbei - sind es doch Grenzen, die Differenzen (sowohl kulturelle als auch soziale) erst sichtbar werden lassen. Um Grenzen sowohl in institutionentheoretischer als auch in handlungstheoretischer Perspektive betrachten zu können, muss der Begriff der Grenze nicht nur mit angemessenen Inhalten gefüllt, sondern auch in einen geeigneten analytischen Rahmen gestellt werden; Grenze also nicht nur verstanden in militärischer, politischer, kultureller und sprachlicher Hinsicht, sondern auch als institutionalisierter Prozess von Exklusion und Inklusion. Auf dieser Grundlage eröffnet sich dann die Möglichkeit, Erfahrungen und Handlungen der von Grenzziehungsprozessen Betroffenen zu analysieren und darauf aufbauend die unterschiedlichen Formen politischer, kultureller und ökonomischer Handlungschancen aufgrund von Grenzen zu verstehen. Hierüber lassen sich schließlich auch Aussagen darüber treffen, warum welche Grenzen wann gezogen werden, weswegen sie von den Menschen akzeptiert oder attackiert werden und schließlich warum und in welcher Form Prozesse der Grenzperforierung und des Grenzabbaus stattfinden. Welchen analytischen Gewinn eine solche Grenzbetrachtung darstellt, wird im Folgenden anhand des Beispiels der europäischen Außengrenze gezeigt. So wird in einem ersten Schritt zunächst der Prozess der Herausbildung der Institution 'europäische Außengrenze' beschrieben, welcher fast kontradiktorisch mit der Entwicklung der Leitidee eines grenzfreien Binnenraums beginnt. Der zweite Schritt betrachtet sodann die heutige praktische Grenzsicherung an den Außengrenzen der EU, die zweifelsfrei eine der medienwirksamsten und aufwendigsten in der Geschichte der Grenzsicherung der europäischen Staaten ist. Die Ausführungen machen deutlich, dass Staatsgrenzen nicht im Abbau begriffen sind und keinen Bedeutungsverlust erlitten haben. Vielmehr sind sie, wie die Beobachtungen von der europäischen Außengrenze zeigen, einem Bedeutungswandel unterlegen, sowohl in ihrer Erscheinung als auch in ihrer Funktion. Vielleicht mehr als je zuvor dienen Staatsgrenzen heute der Markierung von Differenzen, sowohl in kultureller, als auch und insbesondere in sozialer, wirtschaftlicher oder politischer Hinsicht. (ICG2)

Soziologische Grenzbeobachtungen: die Markierung von Differenzen durch Staatsgrenzen

Urheber*in: Eigmüller, Monika

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Sociological boundary observations: marking of differences by state boundaries
ISBN
3-593-37887-6
Umfang
Seite(n): 4127-4134
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004

Erschienen in
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2

Thema
Politikwissenschaft
Europapolitik
Grenzgebiet
Migration
Handlungstheorie
politische Faktoren
politische Funktion
kulturelle Faktoren
Europa
soziale Faktoren
europäische Sicherheit
Einwanderung
Grenzschutz
EU
Grenznutzen
Staatsgrenze
Institutionstheorie
Exklusion
soziale Ungleichheit
Institutionalisierung
deskriptive Studie

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Eigmüller, Monika
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-142270
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Eigmüller, Monika
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2006

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