Malerei
Singendes Paar
Ein junger Mann bringt mit seinem Messer eine Feuerzange zum Klingen. Er und die Frau neben ihm singen. Das genaue Thema der lebensgroßen Figurengruppe ist unbestimmt. Zwar erinnert sie an traditionelle Darstellungen des Gehörsinns , doch verbildlicht sie auch das niederländische Sprichwort Auf der Feuerzange musizieren , d.h. sinnlos zu handeln. Ein zur angeschlagenen Feuerzange singendes Paar begegnet zudem in der 1617 in Leiden erschienenen Komödie Lichte Wigger des G.C. van Santen, so daß schließlich an eine gemalte Illustration dieser literarischen Szene zu denken ist. - Die Komposition ist durch die Inventorangabe auf einem Stich des Jeremias Falck für Cornelis van Haarlem gesichert, worauf bereits Zschorn im handschriftlichen Verzeichnis seiner Gemälde hinwies (zu Falck vgl. Hollstein V, S. 1, Nr. 1, sowie Logan S. 228 ff., Nr. 2 A m. Abb., und McGee, S. 270, 340 und Abb. 73; zur älteren Fehlzuschreibung der Stichvorlage an Johann Liss vgl. Steinbart S. 172). Da Stich und Gemälde gleichsinnig sind, bestimmten Stechow und Steinbart das Göttinger Bild als gemalte Kopie nach Falcks Reproduktionsstich. Nach der 1955 erfolgten Reinigung und Restaurierung erkannte Stechow jedoch die Eigenhändigkeit Cornelis van Haarlems an (briefl. 1962); in gleichem Sinne äußerten sich Gerson und Thiel (briefl. 1961 bzw. 1965) sowie McGee 1991, S. 270, 340. - Aus stilistischen Gründen schlug Thiel 1972/73 eine Datierung around 1617 vor. Zudem verwies er auf van Samens Lichte Wigger als mögliches Vorbild. Ungeklärt ist vorerst, ob Falcks Stich das Göttinger Original oder bereits eine Kopie reproduziert. Zumindest eine genaue, wenn auch kleinere Wiederholung ist bekannt (Holz, 33 x 27 cm; Auktion Helbing, München, 24./25.2.1931, Nr. 248, und erneut 8./9.11.1932, Nr. 339). Die noch von Steinbart vertretene Meinung, Falcks Vorlage - und damit eventuell das Göttinger Bild - habe sich in der Amsterdamer Sammlung des Gerrit Reynst befunden, konnte durch Elisabeth Reynst und Anne-Marie Logan widerlegt werden (bei Logan auch die ältere Literatur). Eine dritte gemalte Fassung ist durch einen Reproduktionsstich François Huberts überliefert. Sie wiederholt die Figurengruppe als knappes Bruststück im Querformat. Die Frau hält dort in ihrer auf die Schulter des Mannes gelegten Hand ein Glas, in der anderen ein Notenblatt (vgl. Collection de cent-vingt estampes, qui composent le Cabinet de M. Poullain. Paris 1781). -
- Standort
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventarnummer
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GG 020
- Maße
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Höhe: 90 cm (ohne Rahmen)
Breite: 77,5 cm
- Material/Technik
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Leinwand; Ölmalerei
- Inschrift/Beschriftung
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Gravur: Rückseitig: N. 13.
Gravur: Bezeichnet oben links: CvH (ligiert).
- Verwandtes Objekt und Literatur
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Literatur in Zusammenhang: P .J. J. van Thiel, Moeyaert und Bredero: A Curious Case of Dutch Theatre as Depicted in Art, in: Simiolus 6, 1972/ 73, S. 30 ff. (Cornelis van Haarlem).
Literatur in Zusammenhang: Anne-Marie S. Logan, The 'Cabinet' of the Brothers Gerard and Jan Reynst. Amsterdam/Oxford/New York 1979, S. 42, S. 228 ff. Kat.Nr. A 2.
Literatur in Zusammenhang: Julie L. McGee, Cornelis Corneliszoon van Haarlem (1562-1638).
Literatur in Zusammenhang: Gustav Parthey, Deutscher Bildersaal, Bd. 1, S. 677, Nr. 1
Literatur in Zusammenhang: Patrons, Friends and Dutch Humanists. Nieuwkoop, De Graaf 1991, S. 270, 340 und Abb. 74.
Literatur in Zusammenhang: Niederländische Gemälde und Zeichnungen des 17. Jahrhunderts aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Ausstellung Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund 1984, S. 9.
Literatur in Zusammenhang: E. Reynst, Sammlung Gerrit und Jan Reynst. Manuskript (masch.) von 1964 im RKD und in der Kunstsammlung der Universität Göttingen, S. 16, Nr. 5, und S. 30, Nr. 2.
Literatur in Zusammenhang: Kurt Steinbart, Johann Liss, der Maler aus Holstein. Berlin 1940, S. 172.
Literatur in Zusammenhang: Theodor von Frimmel, Kleine Galeriestudien, Bd. 1. Bamberg 1892, S. 25 (Cornelis).
Literatur in Zusammenhang: J. C. Block, Jeremias Falck. Sein Leben und seine Werke. Danzig/Leipzig/Wien 1890, Nr. 157.
Literatur in Zusammenhang: Gemählde Sammlung des Herrn Ober Appellations Secretair Zschorn in Zelle, in: Annalen der Braunschweig Lüneburgischen Churlande, III. Jahrgang, 2. Stück. Hannover 1789, S. 324 ff., Nr. 37 (Cornelis von Harlem).
Literatur in Zusammenhang: Niederländische Gemälde aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Bearbeitet von G. Unverfehrt. Ausstellung Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig 1983, Nr. 10.
Literatur in Zusammenhang: Wolfgang Stechow, Katalog der Gemäldesammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1926, Nr. 36 (sehr gute alte Kopie).
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen, Katalog der Gemälde (Manuskript, begonnen 1887 durch K. Lange), Nr. 182.
Literatur in Zusammenhang: Beschreibung der Gemählde-Sammlung der Universität zu Göttingen. Von Johann Dominicus Fiorillo. Göttingen 1805, S. 82, Nr. 44 (Kopie).
Literatur in Zusammenhang: Kunstsammlung der Universität Göttingen. Die niederländischen Gemälde, mit einem Verzeichnis der Bilder anderer Schulen. Bearbeitet von Gerd Unverfehrt. Göttingen: Kunstsammlung der Universität 1987, Nr. 21.
Literatur in Zusammenhang: Emil Waldmann, Provisorischer Führer durch die Gemälde-Sammlung der Universität Göttingen. Göttingen 1905,Nr. 37 (unter Berufung auf Scheibler: Original).
Literatur in Zusammenhang: Verzeichnis einer Gemählde Sammlung von berühmten mehrenteils Niederländischen Meistern, welche dem Königlichen und Chur Braunschweigischen Rath Johann Wilhelm Zschorn in Celle zugehöret (Manuskript, begonnen 1789), Nr. 71 (Cornelius van Haarlem).
- Klassifikation
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painting (Oberbegriffsdatei)
- Bezug (was)
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Erholung, Entspannung; Unterhaltung, Amusement
Gesang (Volksmusik, U-Musik)
- Ereignis
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Entstehung
- (wer)
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Cornelis Cornelisz. van Haarlem (MalerIn)
- (wann)
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1617?
- Letzte Aktualisierung
-
24.04.2025, 12:58 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Malerei
Beteiligte
- Cornelis Cornelisz. van Haarlem (MalerIn)
Entstanden
- 1617?