Bestand
Präses Walther Wolff (Bestand)
Form und Inhalt: Friedrich Walther Paul
Wolff (1870-1931) wurde nach einer ersten Pfarrstation in Otzenrath (1895-1901)
1901 zum Pfarrer in Aachen gewählt. Dort gab er neben dem "Evangelischen
Gemeindeblatt" die Zeitschrift "Die Evangelische Gemeinde" heraus, das Organ
der Volkskirchlichen Evangelischen Vereinigung, der sog. Mittelpartei. 1919
wurde er zum Präses der rheinischen Provinzialsynode gewählt, 1923 zum
Superintendenten der Kreissynode Aachen. Stark engagierte er sich auch auf der
Ebene der preußischen Generalsynode. In seine Amtszeit fallen die vielfach
umstrittene Revision der Rheinisch-Westfälischen Kirchenordnung (1923) ebenso
wie die großen Rheinischen Kirchentage (Köln 1924, Essen 1926 und Saarbrücken
1930).
Inhalt: umfängliche Predigtenserie 1892-1931 (25 Einheiten);
Vortragsmanuskripte; Exzerpte aus theologischer Literatur und Mitschriften von
Tagungen (u.a. Bonner Ferienkurs 1913); Korrespondenz (u.a. zum Fall Traub
1912); Zeitungsartikel anlässlich seines Todes 1931.
Literatur: Hans
Helmich: D. Walther Wolff, Präses der Rheinischen Provinzialsynode 1919-1931,
in: MEKGR 36 (1987), S. 185-230.
Ergänzende Archivbestände: 8SL 010
(Sammlung Wolff); Pers. 51 W 062.
Akzessionsdatum: 1980
D. Walther (Friedrich Walther Paul) Wolff (1) (2), wurde am
09. Dezember 1870 in Neuwerk, einem späteren Stadtteil von Mönchengladbach, als
Sohn des Lehrers am Waisenhaus, Friedrich Wolff, und seiner Frau Bertha
geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums Mönchengladbach studierte Wolff
Theologie von 1889 bis 1893 an den Universitäten Greifswald, Marburg und Halle.
Im April 1893 und Oktober 1894 legte er in Koblenz seine theologischen Examina
ab. Wolff war Vikar in Lobberich und leistete seinen Hilfsdienst in
Mönchengladbach. Im Mai 1895 wurde er in Otzenrath ordiniert und übernahm dort
die Pfarrstelle in einer der ältesten reformierten Gemeinden am
Niederrhein.
1901 wurde Wolff auf die 2. Pfarrstelle der
Evangelischen Gemeinde Aachen gewählt. Dieses Amt, das er bis zu seinem Tode
ausübte, gab ihm die Möglichkeit, seine theologische und organisatorische Kraft
und seine literarischen Ambitionen zu entfalten. 1901 gründete Wolff das
"Evangelische Gemeindeblatt für Aachen und Burtscheid" (seit 1916:
"Evangelisches Gemeindeblatt für Aachen und Umgebung") (3). Durch seine
regelmäßigen Beiträge gab er seiner Gemeinde eine Fülle geistiger Anregungen
und schärfte durch mannigfache Aufsätze über Geschichte und Kultur des
Protestantismus das evangelische Gewissen der Diasporagemeinde. Auf Initiative
Wolffs wurde 1904 in Aachen ein Zweigverein des Evangelischen Bundes gegründet,
dem bereits 1906 etwa 7 % der Gemeindeglieder beitraten. Seit 1905 bemühte er
sich um die Gründung einer rheinisch-westfälischen Gruppe der Volkskirchliche
Evangelische Vereinigung - der Mittelpartei - deren stellvertretenden Vorsitz
er 1906 übernahm. Das Organ "Die Evangelische Gemeinde" (4) gab er ab 1909
heraus und leitete es bis Heft 5 des Jg. 11.1919/20 selbst. In jeder Ausgabe
schrieb er die "Chronik" als Umschau über das kirchliche Leben, fast jedes Heft
enthielt einen größeren Beitrag über eine Hauptfrage kirchlicher Arbeit.
Auf der 34. Rheinischen Provinzialsynode in Barmen wurde Wolff am 06. März
1919 zum Präses gewählt. Wolff veranlasste die Wahl eines Ausschusses, der mit
der Umarbeitung der rheinisch-westfälischen Kirchenordnung beauftragt wurde.
1920 wurde er auf einer außerordentlichen Tagung der preußischen Generalsynode
zum Mitglied des Generalsynodalvorstandes gewählt. Dabei hat Wolff besonders
rege am Verfassungsentwurf mitgearbeitet. Sein Bestreben war, dem
presbyterial-synodalen Element den ihm gebührenden Platz und Einfluss im Leben
der verfassten Kirche zu sichern. 1921 promovierte ihn die Bonner Universität
anlässlich der Wormser Jubiläumsfeier zum D. h.c. 1922 wurde Wolff zum
Superintendenten des Kirchenkreises Aachen gewählt und 1923 in sein Amt
eingeführt. Seit 1922 gehörte Wolff dem Evangelischen Kirchenaussschuss an,
1925 wählte ihn die 1. preußische Generalsynode neuen Stils zu ihrem
Vizepräses; als solcher wurde er stellvertretender Vorsitzender im Senat der
Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union. 1929 bestätigte die
Generalsynode Wolff in beiden Ämtern. Bereits 1925 war er von der Rheinischen
Provinzialsynode als Präses wiedergewählt worden. An allen Kirchentagen seit
1919 wirkte Wolff mit, zuletzt als Vizepräsident. Besonders die soziale
Botschaft des Betheler Kirchentages von 1924 ist stark von ihm beeinflusst.
1924 war er Initiator des ersten Rheinischen Kirchentages in Köln, dem weitere
1926 in Essen und 1930 in Saarbrücken folgten. Kurz vor seinem Tod verlieh ihm
1931 die juristische Fakultät der Universität Berlin die Ehrendoktorwürde für
seine Verdienste um das Zustandekommen des Kirchenvertrages zwischen den
evangelischen Landeskirchen Preußens und der Preußischen Staatsregierung.
Präses Wolff verstarb am 26. August 1931 in Aachen. Sein Tod löste auch
außerhalb des evangelischen Rheinlandes große Betroffenheit aus, die sich in
Nachrufen zahlreicher Zeitungen niederschlug (5).
Der Nachlass wurde
im Jahre 1980 von dem Enkel Wolffs, dem in Westfalen tätigen Pfarrer
Paul-Gerhard van Spankeren, angekauft. Das Schriftgut war grob vorgeordnet und
in Archivmappen gelegt worden. Der Bestand enthält v.a. eine umfangreiche
Predigtsammlung, beginnend während des Studiums 1892 bis 1927. Aus Wolffs
letzten Amtsjahren sind nur Kasualien, Andachten und Predigten zu besonderen
Anlässen überliefert. Die Chronologie der Predigten musste erst hergestellt
werden. Die Predigten sind in den ersten Jahren ausformuliert, seit etwa 1900
meist nur thesenartig niedergeschrieben. Ansprachen sind zu verschiedenen
Anlässen dokumentiert; die Kaiserreden und -predigten zeigen die nationale
Prägung Wolffs und seiner Zeit. Den zweiten Schwerpunkt bilden die Vorträge und
Manuskripte, die nach Sachthemen geordnet wurden. Auf die Sammlung der Nachrufe
wurde bereits oben verwiesen. Der Lederband mit kalligraphisch gestalteten
Aussprüchen Wolffs wurde dem Archiv 1994 von Herrn van Spankeren übergeben (Nr.
49). Korrespondenz Wolffs ist nur fragmentarisch überliefert (Nr. 46).
Der Bestand wurde im Oktober 2006 verzeichnet und umfasst 50
Archiveinheiten. Die Laufzeit umfasst 1892 bis 1931 sowie Gedenkbeiträge 1941,
1956 und 1961. Kassiert wurden nur wenige Doppelstücke. Einige Druckschriften
von und über Wolff werden in den Bestand der Archivbibliothek eingereiht.
Hinzuweisen ist auf den Bestand 8 SL 010 (Sammlung Wolff), der die
Materialsammlung zum Aufsatz Hans Helmichs in den "Monatsheften" 1987 (siehe
unter Literaturhinweise) enthält. Hier sind auch die Beiträge Wolffs in den
beiden Kirchenzeitungen als Kopien vorhanden.
Ulrich Dühr,
07.11.2006
(1) Bei dem biographischen Abriss dieser Einleitung
handelt es sich um die überarbeitete Fassung des Textes, den Edgar Reitenbach
dem Findbuch des Bestandes 8 SL 010 (Sammlung Walther Wolff) 1987 vorangestellt
hat
(2) Die Personalakte Walther Wolff befindet sich im Bestand 1 OB
009 (Personalakten der Pfarrer) W 062, 1892-1931
(3) Jg. 1917 u.
1919-1922 in der Archivbibliothek unter ZK 003
(4) In der
Archivbibliothek unter ZK 010
(5) Siehe Nr. 47 u. 48 dieses
Bestandes
- Reference number of holding
-
7NL 053 Präses Walther Wolff
- Extent
-
1 lfd. Meter, lfd. Nummern: 50
- Context
-
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik)
- Related materials
-
Verweis: Helmich, Hans:D. Walther Wolff, Präses der Rheinischen Provinzialsynode 1919-1931 / Hans HelmichIn: Monatshefte für evangelische Kirchengeschichte des Rheinlandes ; 36(1987), S.185-230Signatur ZH 073
- Provenance
-
Wolff , Walther
- Date of creation of holding
-
1892-1961
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
06.03.2025, 6:28 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Wolff , Walther
Time of origin
- 1892-1961