Archivbestand
Präses Manfred Kock (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Biografie: Gerhard Heinrich Manfred Kock kam am 14. September 1936 in Burgsteinfurt im Münsterland als ältester Sohn des Justizhauptsekretärs Walter Kock und dessen Frau Emma Erika, geb. Braunschweig, zur Welt. Seine Einschulung erfolgte im Herbst 1942 in die Bismarckschule in Burgsteinfurt, welche später in die ev. Volksschule umbenannt wurde. Ostern 1947 wechselte Manfred Kock dann auf das staatliche altsprachliche Gymnasium Arnoldinum, an welchem er 1956 auch sein Abitur ablegte. Bereits als Jugendlicher war Manfred Kock ein aktives Mitglied der ev. Gemeinde. Seit seiner Konfirmation 1950 gehörte er dem Burgsteinfurter CVJM an. 1951 wurde ihm die Leitung einer Jugendgruppe übertragen. Zusätzlich engagierte er sich in der Ausrichtung von Ferienlagern und in der Bibelarbeit für Jugendgruppen. Der Burgsteinfurter Pfarrer Kamieth bezeichnete Kock als beliebtes Gemeindemitglied: „Dieses hat seinen Grund in seiner bescheidenen und besonnenen Art, in seinem freundlichen und gefälligen Wesen und besonders in seinem geraden und offenen Auftreten“. (1) Die Arbeit mit Jugendlichen war für Manfred Kock dahingehend ausschlaggebend, dass sie in ihm den Berufswunsch weckte, „am Menschen zu arbeiten und mit Menschen umzugehen“. (2) Gleichwohl Kock mit dem Gedanken spielte, Theologie zu studieren, zögerte er, sich endgültig festzulegen. Pfarrer Kamieth sah den Grund dafür in Kocks Auseinandersetzung „mit der sichtbaren Gestalt der Kirche“. (3) Noch vor dem Abitur seien ihm „starke Bedenken gekommen, ob dieses Studium sich für mich eignet, oder besser: ob ich mich für dieses Studium eignen werde“. (4) Kock zog sogar in Erwähnung Medizin zu studieren und Arzt zu werden. Der Mangel an Pfarrern bewog ihn letztendlich, sich für den Pfarrberuf zu entscheiden. Ein Berufswunsch, den seine Eltern zögerlich akzeptierten. Manfred Kock studierte Evangelische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Wuppertal (1956), an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (1957) und an der Eberhard Karls Universität Tübingen (1959). Im Studium in Bethel versuchte Kock Einblick in die diakonische Arbeit zu gewinnen, leitete weiterhin Jugendfreizeiten, besuchte Vorlesungen in Psychologie und Philosophie, wurde in Münster Mitglied der Studentengemeinde und des Studentenparlaments oder engagierte sich in Ausschüssen. Ostern 1958 reiste er sogar als Delegierter auf den durch die britische S.C.M veranstalteten Christian Student Congress in Edinburgh. 1960 kehrte er aus Tübingen nach Münster zurück, um sich auf seine erste theologische Prüfung vorzubereiten, die er schließlich am 17. März 1961 in Bielefeld ablegte. Anschließend trat er am 2. Mai 1961 sein Lehrvikariat als Assistent zunächst von Prof. Dr. Maurer und dann von Prof. Luck in Bethel an. Zum 1. Mai 1962 übernahm er eine Stelle als Gemeindevikar bei Pfarrer Topp in der ev. Kirchengemeinde Bruch in Recklinghausen-Süd. An der dortigen kaufmännischen Berufs- und Handelsschule unterrichtete Kock zudem Religion an 15 Wochenstunden. Mit dem Besuch des Predigerseminars in Dortmund vom 17. Mai bis zum 30. Oktober 1963 schloss Manfred Kock sein Vikariat ab. Nach dem bestandenen zweiten theologischen Examen am 7. Oktober 1963 wurde Kock am 12. Januar 1964 in der Philipp-Nicolai-Kirche zu Bruch ordiniert. Seine Stelle als Hilfsprediger in Bruch nahm Manfred Kock bereits im Oktober 1963 an. Ab dem 17. Januar 1965 übernahm er die fünfte Pfarrstelle in der Kirchengemeinde Bruch. Im Mai 1970 bewarb sich Kock auf eine Jugendpfarrstelle des Kölner Stadtsynodalverbandes. Zur Person Manfred Kocks wurde notiert: „Kock ist bescheiden und besonnen, freundlich und gefällig, hat gerades und offenes Auftreten. Natürliche Autorität in Jugendkreisen“. (5) Zum 30. September 1970 wurde er eingestellt. Damit vollzog sich auch für Manfred Kock der Wechsel von der Westfälischen zur Evangelischen Kirche im Rheinland. Nach sechs Jahren als Verbandspfarrer übernahm Kock ab Januar 1976 die siebte Pfarrstelle der Ev. Kirchengemeinde Bickendorf. Am 15. November 1979 wurde er Synodalassessor des Kirchenkreises Köln-Nord. Ein Jahr später, am 8. Oktober 1980, wurde er zum Superintendenten von Köln-Nord und 1988 sogar zum Stadtsuperintendenten Kölns gewählt. In seiner Pfarrtätigkeit widmete sich Kock auch der Frage nach einer längerfristigen Entwicklung der Kirche, v.a. im Hinblick auf die Probleme, denen sich die Kirche ausgesetzt sah. Darunter verstand er etwa Traditionsbrüche, eine Differenzierung von Lebenswelten, den Emanzipationsprozess von Individuen oder den fortschreitenden Identifikationsverlust mit der Kirche innerhalb der Bevölkerung. Kock gestand: „Seit ich Pfarrer der Kirche bin und noch zunehmend seit meiner Wahl zum Superintendenten beschäftigt mich die Auseinandersetzung mit der Gestalt der Kirche Jesu Christi als theologisches Problem“. (6) Als Präses Peter Beier am 10. November 1996 unerwartet verstarb, wurde Manfred Kock auf der Landessynode am 9. Januar 1997 mit 224 von insgesamt 241 Stimmen zu seinem Nachfolger gewählt. Im November desselben Jahres wählte ihn die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Vorsitzenden des Rates und damit zum Nachfolger des Badischen Landesbischofs Klaus Engelhard. Manfred Kock wirkte bis 2003 als Präses. Seine Amtszeit wurde geprägt durch Fragen des politischen und sozialen Zeitgeschehens, etwa Änderungen des Sozialstaates, Ethik, Gentechnologie, den Anschlag auf das World Trade Center und den Irakkrieg. Präses Kock selber legte den Fokus seiner Arbeit auf die Themen Ökumene, Bioethik, Zuwanderung, Arbeitslosigkeit, dem Verhältnis von Christen und Juden sowie den Dialog der Kirche mit Politik und Wirtschaft. Das Wirken und Engagement von Manfred Kock als Präses der EKiR und als Ratsvorsitzender der EKD wurde mehrfach gewürdigt. 2002 erhielt er von Bundespräsident Johannes Rau das Bundesverdienstkreuz, die Arbeitsgemeinschaft der Ev. Jugend in Deutschland zeichnete ihn 2003 mit dem Goldenen Kugelkreuz aus und 2007 wurde ihm von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Seit dem 27. Juli 1962 war Manfred Kock mit Gisela Kock, geb. Stephany verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Manfred Kock war zudem Mitglied zahlreicher Vereine: •Clarenbachwerk Köln e.V. •Kölnische Gesellschaft für deutsch-jüdische Zusammenarbeit •Verein zur Förderung der Roma in Köln e.V. •Wissenschaftszentrum NRW •Forum Guardini •Ev. Akademie Mülheim/Ruhr (Mitglied des Kuratoriums) •Arbeitskreis Ev. Unternehmer (AEU) •Haus Friedewald e.V. •Volksbund für christliche Kultur e.V. •Trägerkreis „Tag rheinischer Gemeinden“ •Kaiserin Auguste-Victoria-Stiftung •Ev. Stiftung Tannenhof •Luther Zentrum Wittenberg •Stiftung Bibel und Kultur (Vorsitz 2005-2011) 1) 1OB 022 - PA LKA 686 Bd.1, Pfarramtliches Zeugnis der Ev. Kirchengemeinde Burgsteinfurt vom 4. Juni 1956. 2) Ebd., Lebenslauf vom 7. Juli 1956. 3) Ebd., Pfarramtliches Zeugnis der Ev. Kirchengemeinde Burgsteinfurt vom 4. Juni 1956. 4) Ebd., Schreiben Manfred Kocks an das Landeskirchenamt Bielefeld vom 17. Februar 1956. 5) Ebd., Schreiben vom 9. Juni 1970. 6) Ebd., Brief Manfred Kocks vom 2. Juli 1986 an Prof. Dr. Mehlhausen. Bestand und Verzeichnung: Die Handakten von Präses Manfred Kock wurden dem Archiv im Februar 2004 von der Präseskanzlei übergeben. Die Abgabe umfasste die Korrespondenz des Präses, Glückwunschschreiben, Handakten aus seiner Zeit als EKD-Ratsvorsitzender (1997-2002) und Materialsammlungen zu unterschiedlichen gesellschaftlichen, politischen und sozialen Themen. 2015 folgte eine kleine Nachreichung im Umfang eines Kartons durch die Pressestelle der EKiR. Es handelte sich hierbei vornehmlich um Fotografien von Präses Manfred Kock. Im Juni 2023 übergab die Präsidialkanzlei dem Archiv Gastgeschenke. Die Geschenke von Präses Manfred Kock wurden dem Bestand beigefügt und im Findbuch nachgetragen. Der Bestand der Handakten lag zunächst in 94 beschrifteten Stehordnern und 37 Archivkartons vor. Nach Durchsicht und Bewertung wurden alle Duplikate, Spendenquittungen, Zeitungsartikeln, Kopien aus populärwissenschaftlicher Literatur, kommerzielle Tonträger (CD, Kassetten), Telefonlisten, Faxe, Flyer und Broschüren kassiert. Ebenfalls als kassabel eingestuft wurden Pressemitteilungen, Beschlüsse und Arbeitsmaterial aus seiner Tätigkeit als Ratsvorsitzender der EKD. Diese Unterlagen dienten Manfred Kock hauptsächlich als Dokumentations- und Informationsmaterial und spiegelten seine Amtshandlungen nicht wieder. Ferner sind Unterlagen zum Amts- und Verwaltungsgeschehen der EKD über Query beim Kirchlichen Archivzentrum in Berlin recherchierbar. Einzig beibehalten wurden Unterlagen mit handschriftlichen Notizen zu EKD-Vorgängen. Der Handaktenbestand von Präses Manfred Kock enthielt zudem einige Unterlagen (ca. drei Kartons) der zwei früheren Präsides Peter Beier und Gerhard Brandt. Diese wurden dem Bestand entnommen und in die jeweiligen Handaktenbestände von Präses Brandt respektive Präses Beier eingegliedert. Der klassifizierte und erschlossene Bestand umfasst nun 30 Archivkartons und 2 Fotoboxen, was ca. 5 lfd. Metern entspricht. Der Bestand besteht aus 145 Archiveinheiten und umspannt die Jahre 1990-2006, wobei der Schwerpunkt auf dem Zeitraum 1997-2003 liegt. Inhaltlich bilden Korrespondenzen, Vorträge und Predigten das Gros des Bestandes. All die Vorträge, die Manfred Kock in seiner Funktion als EKD-Ratsvorsitzender hielt, wurden am Ende der Titelaufnahme mit „(EKD)“ gekennzeichnet. Von nicht unerheblicher Bedeutung sind auch die Unterlagen zur Transformation der Medien- und Pressestelle der EKiR (Nr. 27-29). Anlässlich des Terroranschlages in den USA am 11. September 2001 wurden online verfasste Kondolenzeinträge zusammengetragen. Im Handaktenbestand befindet sich eine gebundene Ausgabe dieser Einträge (Nr.85), die als Quelle insofern von Interesse ist, da sie das gesellschaftliche Empfinden und Denken in Deutschland hinsichtlich dieses Ereignisses dokumentiert. Ergänzende Bestände: 1OB 022 (Personalakten Landeskirchenamt) Nr. 686. Handaktenbestände weiterer Präsides: 6HA 006 Präses Heinrich Held 6HA 034 Präses Lic. Karl Immer 6HA 003 Präses D. Dr. Joachim Beckmann 6HA 038 Präses Gerhard Brandt 6HA 030 Präses Peter Beier Literatur: Veröffentlichungen von Manfred Kock sind im OPAC der Archivbibliothek recherchierbar.
- Bestandssignatur
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6HA 045
- Kontext
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05.11.2025, 13:59 MEZ
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Objekttyp
- Bestand