Druckgraphik
Der Teppich von Michelfeld
Die Zuschreibung des mehrteiligen, von sechs Stöcken gedruckten und nach 1521 datierten Holzschnitts ist in Hinblick auf den geistigen Schöpfer, Formschneider und Verleger nicht geklärt. Wie Adam von Bartsch (1757-1821) vor ihm, nahm auch Heller das Werk unter der Rubrik "Zweifelhafte Blätter" in seine 1827 erschienene Dürer-Publikation auf (vgl. Heller Dürer 1827 II.783.2059). Das Glücksrad der Fortuna führt die sechs Figurengruppen bzw. Einzelfiguren an. Als Gegenspieler bewegen die Allegorie der Zeit und ein Fuchs das Rad, auf dem symbolisch Tiere sitzen. Alle sind in Textfeldern in Form ausgebreiteter Schriftrollen bezeichnet. Es folgen fünf Ständerepräsentanten, die sich ein gemeinsames Spruchband teilen. Sie bewegen sich auf drei Frauen am Pranger zu. Es handelt sich um die Personifikationen der Gerechtigkeit mit gebundenen Händen, der Wahrheit mit verschlossenem Mund und der Vernunft mit ebenfalls gebundenen Händen. Im wehenden Schriftband über ihnen findet sich das Urteil des nachfolgenden Richters, der stolz ist, sie gebändigt zu haben. Ein Lehrer und ein Kleriker mit Beutelbuch sind dem Richter zugewandt, um von ihm zu lernen. Der Reigen schließt mit dem Jüngsten Gericht in der Personifikation des Weltenrichters. Die Titulatur verweist auf einen gewirkten Teppich aus Schloss Michelfeld am Rhein. (Vgl. Schoch II.525.A 22)
Erhaltungszustand: Bis in die Darstellung beschnitten, fleckig, Ausrisse, partiell kaschiert
- Location
-
Staatsbibliothek Bamberg
- Other number(s)
-
I H 38 (Signatur)
- Measurements
-
Bogen: 36,0 x 48,5 cm
Blatt: 16,4 x 30,6 cm (beschnitten)
- Material/Technique
-
Holzschnitt
- Inscription/Labeling
-
Inschrift: Figurenbezeichnungen in Textfeldern sowie Spruchbändern
Inschrift: Diese Figuren mit ihren darzu gehörigen Reymen/ die von einem alten Tebich/ vor hundert jaren ungefehrlich gewürckt/ || und in dem Schloß Michelfeldt am Rheyn/ zu Mitfasten im Tausent fünffhundert und Vier und zwentzig Jar gefunden/ || abgemalet/ und abgemacht sindt. zaigen an/ was dye alten/ der jetzigen leufft halben/ So sich täglich ereygnen/ In ihrem ver= || standt gehabt/ und heymlich bey sich behalten haben. (Oberhalb des Prangers und Richters)
- Related object and literature
-
dokumentiert in: Heller Dürer 1827 II.783.2059
- Subject (what)
-
Prälaten, z.B. Archidiakon, Kanoniker (römisch-katholisch)
andere Allegorien der Zeit, z.B. bei Ripa: Tempo
Raubtiere: Fuchs
Singvögel: Elster
Greifvögel: Adler
Greifvögel: Falke
Ziervögel: Pfau
Schnepfen- und Watvögel: Reiher
Laufvögel: Fasan
stehende Figur - AA - weibliche Figur
Schlafen; Bewußtlosigkeit
Säugling, Baby
Wiege, Kinderbett
am Pranger; am (Gefangenen-)Block
schlechter, korrupter Richter
Einteilung der Gesellschaft in Klassen
Elementarschule, Volksschule, Grundschule; Schulklasse (+ Lehrer, Professor)
Banderole
Vorbedacht, Vorherdenken, Voraussicht, (planende) Überlegung; Ripa: Previdenza, Providenza
Wahrheit, Wahrhaftigkeit; Ripa: Verità
Verstand, Urteilskraft; Ripa: Ragione
Schicksalswende, Rad der Fortuna, Glücksrad
Betrug; Ripa: Fraude, Inganno
Pietas; Ripa: Pietà
Gerechtigkeit; Ripa: Forza alla giustitia sottoposta, Giusttitia, Giustitia retta, Giustitia rigorosa, Impietà e violenza soggetta alla giustitia
Ungerechtigkeit; Ripa: Ingiustitia
- Event
-
Herstellung
- (when)
-
Frühestens 1522
- Event
-
Provenienz
- (where)
-
Bamberg
- (when)
-
Spätestens 1827-1849
- Last update
-
28.03.2025, 7:54 AM CET
Data provider
Staatsbibliothek Bamberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Druckgraphik
Associated
Time of origin
- Frühestens 1522
- Spätestens 1827-1849