Archivbestand

Liederkranz 1922 Wertheim e. V. (Bestand)

Inhalt und Bewertung

Der Bestand des Liederkranzes 1922 Wertheim e. V. enthält die Akten, Chroniken, Rechnungen, Fotos und Drucke sowie Tonaufnahmen des ehemaligen Gesangvereins. Das älteste Archivale ist das Kassen- bzw. Beitragsbuch des Liederkranzes 1922 Wertheim e. V. aus dem Jahr 1922. Die Mehrzahl der Archivalien ist jedoch nach 1945 entstanden.

Vorbemerkung: Das Gründungsprotokoll des Ende 2012 aufgelösten Vereins berichtet, "dass eine Sängerriege des damaligen Handwerkervereins (. . .) in den letzten Dezembertagen des Jahres 1921 sich an einem Probenabend loslöste, um eine selbständige Vereinigung zu bilden". Verstärkt durch weitere Sänger hatte man beschlossen, den kleinen Chor "Arbeitergesangverein Liederkranz" zu nennen. Die eigentliche Vereinstätigkeit begann Anfang 1922. Der erste Vorsitzende war Martin Scheurich, den Dirigentenposten hatte Josef Nenninger übernommen. Ende der 1920er Jahre gehörten bereits an die 90 Mitglieder dem Liederkranz an. Infolge der damals tobenden Weltwirtschaftskrise waren 80 davon arbeitslos, ungeachtet dessen "ein reges Vereinsleben aufrechterhalten werden" konnte, wie es der Vereinschronik von 1982 zu entnehmen ist. Zu Beginn des Jahres 1933 wurde der Chor als erster Wertheimer Verein von den Nationalsozialisten "aufgelöst, verboten und seines Eigentums beraubt", weil er sich nicht habe gleichschalten lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es der Vereinsführung, von der Militärverwaltung in Tauberbischofsheim die Genehmigung zur Neugründung zu erhalten. Zunächst "Volkschor" genannt, hieß der Gesangverein ab 1951 wieder "Liederkranz". Die Geschicke des Vereins lagen über viele Jahre hinweg vor allem in den Händen von drei Männern: Gründungsmitglied Michael Kuch war von 1923 bis 1933 und von 1948 bis 1957 Dirigent des Chors, an dessen Spitze von 1947 bis 1954 und von 1967 bis 1973 Rudi Jung stand. Dazwischen war Christof Diehm Vorsitzender. In der ersten Amtszeit von Rudi Jung wurde die Vereinsfahne angeschafft, unter Christof Diehms Ägide gab es "Neuerungen, die bis dahin für unmöglich gehalten wurden": Die Singstunden wurden in Schulräume verlegt, auf bestuhlten Reihen und "ohne Alkohol- und Nikotingenuss". Doch noch wichtiger war die Gründung eines Frauenchors am 21. Juli 1958, zu der auf Anhieb 62 Sängerinnen kamen. Der Liederkranz verfügte nun also über einen Männer-, einen Frauen- und einen gemischten Chor mit zusammen bis zu 140 Aktiven. Der Verein war, nach der eigenen Chronik, auch der Erste in Wertheim, "der eine Brücke über die Grenze zum ehemals feindlichen Ausland geschlagen hatte". In Holland nahm man Kontakte zum Chor "Sempre Crescendo" in Enschede auf. In seiner 90-jährigen Geschichte hatte der Chor zwölf Vorsitzende, wobei Rudi Jung zwei Mal an der Spitze stand. Die längste Amtszeit absolvierte Alfred Busch von 1987 bis 2011. Ihm folgte mit Rosita Klitsch die erste Frau als Vorsitzende. Elf Dirigenten sorgten seit 1922 für den guten Ton. Michael Kuch schwang den Taktstock von 1923 bis 1933 und von 1948 bis 1957. Fast 30 Jahre lang, seit 1983 war Johannes Dembinski Dirigent.

Literatur: Morawietz, Wolfgang (Bearb.): 60 Jahre Liederkranz Wertheim. 30 Jahre Fahnenweihe. Wertheim 1982. Liederkranz Wertheim. In: "Der Chor" Bundeszeitschrift des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes Ausgabe 2 und 3/1973. S 17-18. Liederkranz Wertheim. In: "Der Chor" Zeitschrift für das Chorwesen IV. Quartal 1966. S. 18-19. Liederkranz Wertheim. In: "Der Chor" Zeitschrift für das Chorwesen IV. Quartal 1967. S. 64.

Bearbeiterbericht: Die erste fachliche Sichtung des Vereinsschriftgutes wurde am 12. November 2012 vom Stadtarchivar Wolfram Berner und dem letzten Vereinsvorstand, Frau Rosita Klitsch vorgenommen. Die als archivwürdig bewerteten Unterlagen des Vereins Liederkranz 1922 Wertheim gelangten am 19. Dezember 2012 in das Stadtarchiv Wertheim. Ein kleinerer Teil an Unterlagen kam im Frühjahr 2013 dazu. Mit der Verzeichnung der Archivalien des Liederkranz 1922 Wertheim e. V. wurde im März 2013 begonnen. Dabei wurden die Unterlagen getrennt nach Akten, Chroniken, Rechnungen, Fotos, Tonträger und sonstige Schriftstücke erfasst. Innerhalb der Archivaliengattungen wurde nach Bär´schen Prinzip verzeichnet. Die Klassifikation folgt nach den "Richtlinien für die Titelaufnahme und Repertorisierung von Nachlässen" des Landesarchivs Baden-Württemberg. Die Fahne, Wimpel, Spruchbänder und Teller wurden an das Grafschaftsmuseum Wertheim abgegeben. Einige Bücher und Zeitschriften ohne direkten Bezug zum Liederkranz 1922 Wertheim e. V. wurden in Absprache mit dem Vereinsvorstand kassiert. Die Tonträger (Schallplatte, Magnetophon- und Magnetbänder) wurden aus bestandserhalterischen Gründen dem Bestand StAWt-A 84, Tronträger, eingegliedert. Der vor allem für die Stadt- und Kreisgeschichte bedeutende Bestand umfasst 125 Akten, 11 Bände und 153 Fotos, Dias und Drucke sowie 18 Tonträger und eine Daten-CD in 3 lfd. m. Bronnbach, den 17. Dezember 2013 Wolfram Berner

Ergänzung Bearbeiterbericht: Im Juli 2020 wurden von Manfred Busch Unterlagen seines verstorbenen Vaters Alfred Busch abgegeben (vgl. Az.: 8-7511.3-V/182). Alfred Busch war von 1987 bis 2011 Vorsitzender des Vereins Liederkranz 1922 e. V. Wertheim. Seine Unterlagen wurden dem im Stadtarchiv Wertheim bereits vorhandenen Vereins-Bestand StAWt S-V 40 zugeordnet. Zu den abgegebenen Unterlagen gehörten: der 1. Band der Vereinschronik von 1922-1933, Fotos, Bücher, 3 Aktenordner und verschiedene Anstecknadeln. Die Archivalien wurden bei der Verzeichnung in die bereits vorhandene Klassifikation eingeordnet. Fotos und Zeitungsausschnitte wurden aus den Folien entnommen und wenn möglich bei bereits bestehenden Titelaufnahmen einsortiert. Um eine Doppelüberlieferung zu vermeiden, wurden die vorhandenen Vereinsunterlagen auf Vollständigkeit überprüft und gegebenenfalls ergänzt. Überprüft wurden die Protokolle der Jahreshauptversammlungen und Vorstandssitzungen, sowie die Programmhefte und Einladungen für Veranstaltungen. Kassiert wurden mehrfach vorhandene Zeitungsausschnitte, Flyer, Prospekte und Protokolle, 5 Hefte der Vereinssatzung, die Anstecknadeln des Bayrischen Landessportverbandes und bereits vorhandene Bücher bzw. Bücher ohne direkten Bezug zum Liederkranz 1922. Die Anstecknadeln des Wertheimer Sportfischervereins wurden unter StAWt S-S 10 Nr. 8 verzeichnet. Der Bestand umfasst jetzt 150 Titelaufnahmen und enthält 12 Bände, 280 Fotos, Dias und Drucke sowie 18 Tonträger, eine Daten-CD und eine VHS-Kassette in 3 lfd. m. Bronnbach, den 24. September 2020 Dr. Maria Rösler

Reference number of holding
Abt. Staatsarchiv Wertheim, S-V 40

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Stadtarchiv Wertheim >> Vereine, Parteien und Körperschaften (V-Bestände) >> Vereine

Date of creation of holding
1922-2013

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rights
Last update
13.11.2025, 2:40 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand

Time of origin

  • 1922-2013

Other Objects (12)