Bestand
Männergesangverein Liederkranz 1844 Tauberbischofsheim e.V. (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Vier sangesfreudige Männer aus Tauberbischofsheim - Rektor Johann Adam Schmitt, Ratschreiber und Geometer Anton Brugier, Cyriak Prailes und Michael Werr - gründeten am 16. Juli 1844 nach dem Vorbild benachbarter Vereine einen "Bürgergesangverein". Doch bereits nach wenigen Jahren musste der Verein wohl im Umfeld der Revolution 1848/49 seine Aktivitäten einstellen. Am 7. Januar 1859 wurde ein neuer Anfang gemacht, aus dem Rest des ehemaligen Bürgergesangvereins bildete sich der "Liederkranz". Interne Streitigkeiten führten am 30. September 1878 dann zur Gründung eines Konkurrenzvereins, der "Liedertafel". Nach deren Auflösung 1896 übernahm der "Liederkranz" sowohl deren Noten und Schriftgut als auch einen Teil der Sänger.
Nach Gleichschaltung 1933 erhielt der Verein im November 1945 die Erlaubnis der Militärregierung zur Wiederaufnahme des Chorgesangs. Die entgültige Genehmigung zur Weiterführung des Vereins datiert vom 25. Juli 1946.
Inhalt und Bewertung
Das Depositum enthält das v.a. aus Korrespondenzen bestehende Vereinsschriftgut, eigene und fremde Vereinsfestschriften sowie die ältesten Noten. In der Obhut des Vereins belassen wurden die vom Chor abonnierten Zeitschriften sowie das im Gebrauch befindliche Notenmaterial.
Bei der Ordnung des Bestands konnte auch Schriftgut des 1922 gegründeten Main-Taubergaus des Badischen Sängerbundes aus der Amtszeit des ersten Gauvorsitzenden Rechtsanwalt Jaeck aus Wertheim ermittelt werden.
Zur Geschichte des Liederkranzes: Vier sangesfreudige Männer aus Tauberbischofsheim - Rektor Johann Adam Schmitt, Ratschreiber und Geometer Anton Brugier, Cyriak Prailes und Michael Werr - gründeten am 16. Juli 1844 nach dem Vorbild benachbarter Vereine einen "Bürgergesangverein". Erstes Probelokal des neuen Vereins war die Wohnung des zugleich als Chorleiter wirkenden Rektors im westlichen Flügel des Riedernhofs. Doch bereits nach wenigen Jahren musste der Verein wohl im Umfeld der Revolution 1848/49 seine Aktivitäten einstellen. Das 1851 neu erlassene badische Gesetz über das Vereins- und Versammlungsrecht sicherte den Staatsbürgern zwar das Recht zu, Vereine zu gründen, doch waren diese mancherlei Restriktionen unterworfen. Insbesondere Vereine "welche eine Einwirkung auf politische Angelegenheiten bezwecken" - und dazu gehörten vielerorts auch Gesangvereine, die eine politische Einheit der Deutschen Staaten befürworteten - wurden von den Polizeibehörden überwacht. Am 7. Januar 1859 wurde ein neuer Anfang gemacht, man wollte wieder im Verein singen. Aus dem Rest des ehemaligen Bürgergesangvereins bildete sich der "Liederkranz". Gute und schlechte Zeiten wechselten sich in den nächsten Jahrzehnten ab. Interne Streitigkeiten führten am 30. September 1878 dann zur Gründung eines Konkurrenzvereins, der "Liedertafel". Nach deren Auflösung 1896 übernahm der "Liederkranz" sowohl deren Noten und Schriftgut als auch einen Teil der Sänger. Der Gesangverein, Mitglied in den regionalen Sängerbünden, war in vielen Bereichen aktiv. Man beteiligte sich an Sängerfesten und Jubiläen anderer Chöre, an Feiern der Tauberbischofsheimer Vereine, man veranstaltete eigene Liederabende und Konzerte bis hin zu Opernabenden und pflegte mit Faschingsveranstaltungen und Weihnachtsfeiern das gesellige Beisammensein. 1933 wurde der Liederkranz "gleichgeschaltet", d.h. den Nationalsozialisten genehme Personen übernahmen die Vereinsführung. Jüdische Vereinsmitglieder wurden spätestens mit Verabschiedung der neuen Satzung 1935 aus dem Verein ausgeschlossen. Diese ließ als Mitglieder nur "unbescholtene Volksgenossen, deren Eltern und Großeltern arischer Abstammung sind", zu. Während des Zweiten Weltkrieges konnten die Singstunden schließlich nur noch unregelmäßig durchgeführt werden, da sowohl der Chorleiter als auch viele Sänger zum Kriegsdienst eingezogen worden waren. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Verein im November 1945 die Erlaubnis der Militärregierung zur Wiederaufnahme des Chorgesangs. Die entgültige Genehmigung zur Weiterführung des Vereins datiert vom 25. Juli 1946. Eine Aufweitung erfuhr das Spektrum des Männergesangvereins durch die Gründung eines Kinder- und Jugendchores. 1994 wurden die "Mini-Maxis" unter der Leitung von Mechthild Geiger ins Leben gerufen und 1998 offiziell in den Liederkranz eingegliedert. Liste der Vorsitzenden 1844-1849 Johann Adam Schmitt 1849-1850 Anton Brugier 1850-1859 Keine Vereinstätigkeit 1859-1871 Rechtsanwalt Hoerst 1871-1874 Rentamtmann H. Heilig 1874-1875 Karl August Kopp 1875-1876 Rentamtmann H. Heilig 1876-1878 Franz Riegel 1878 Lieutenant Mainhard 1878-1880 Heinrich Bitzel 1880-1899 Karl Weinmann 1899-1910 Emil Weihrauch 1910-1911 Carl Mainhard 1911 Otto Pfeiffenberger 1911-1913 Erhard Kuhn 1913-1924 Eugen Greulich 1924-1927 Anton Kohler 1927-1931 Leopold Geier 1931-1933 August Haun 1933-1945 Hans Ziegler 1945-1952 August Haun 1952-1966 August Schäffner 1966-1968 Albert Benz 1968-1980 Karl Krug 1980-1990 Herbert Rabatzky 1990-2000 Josef Hofmann 2000-???? Lothar Ries seit ???? Wolfgang Väth Liste der Chorleiter 1844-1849 Johann Adam Schmitt 1849-1850 Anton Brugier 1850-1859 Keine Vereinstätigkeit 1859-1877 Friedrich Emmert 1877-1880 Wendelin Röttinger 1880-1882 Andreas Münch 1882-1889 Wendelin Röttinger 1889-1890 Lehrer Hügelmann 1890-1894 Hauptlehrer Pfeiffenberger 1894-1899 Franz Zureich 1899-1911 Hugo Lutz 1911-1922 Friedrich Schlager 1922-1929 Albert Bruder 1929-1970 Paul Julier 1970-1971 Heinz Auner 1971-2000 Julius Baßler Seit 2000 Mechthild Geiger
Zur Geschichte des Bestandes: Die frühere Unterbringung des Vereinsarchivs ist nur für die Zeit seit Ende des Zweiten Weltkriegs bekannt. Ab 1947 befand sich das Vereinsschriftgut im Gasthaus Schwanen, ab 1953 dann im alten Gymnasium Tauberbischofsheim. Seit 1962 lagerte das Archiv schließlich in der Grundschule West, der alten Volksschule, am Schlossplatz. Ein erster Kontakt des Liederkranzes zum Kreisarchiv in Bronnbach kam 2005 zustande. Damals sollten die Räume in der alten Volksschule Tauberbischofsheim, in denen der Liederkranz seine Übungsstunden abhielt und das Vereinsarchiv aufbewahrte, renoviert werden, weswegen nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten für das Schriftgut gesucht wurde. Zwar fanden sich diese dann in Tauberbischofsheim, der Gedanke an eine Hinterlegung und dauerhaft sichere Verwahrung des Vereinsarchivs wurde allerdings wieder akut, als auch das Zwischendomizil bereits nach kurzer Zeit geräumt werden musste. Nach Besichtigung des Vereinsarchivs durch die Kreisarchivarin wurde vereinbart, das Vereinsschriftgut, eigene und fremde Vereinsfestschriften sowie die ältesten Noten (möglichst in jeweils einem Exemplar pro Stimmlage) ins Kreisarchiv zu verbringen. Nicht für eine Hinterlegung in Frage kamen die vom Chor abonnierten Zeitschriften sowie das nach wie vor im Gebrauch befindliche Notenmaterial. Im Februar 2006 wurde das Archiv dann in drei Umzugskartons in Bronnbach angeliefert (Z 2006/07) und unter der Signatur StAWt-K V 10 in die Systematik des Kreisarchivs eingegliedert. Ein kleiner Nachtrag wurde 2014 angefügt. In Vorbereitung des Hinterlegungsvertrags wurde das Schriftgut zur besseren Übersicht geordnet und im April/Mai 2006 verzeichnet. Dabei konnte auch Schriftgut des 1922 gegründeten Main-Taubergaus des Badischen Sängerbundes im Bestand ermittelt werden. Über den Weg der aus der Amtszeit des ersten Gauvorsitzenden Rechtsanwalt Jaeck aus Wertheim stammenden Unterlagen nach Tauberbischofsheim lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise sind sie zum Bestand gekommen, als nacheinander der ehemalige Vorsitzende des Liederkranzes August Haun und der ehemalige zweite Vorstand Franz Schönleber das Amt des Vorsitzenden des Sängerkreises Badisch-Franken (der Nachfolgeorganisation des Main-Taubergaus) innehatten. Der Hinterlegungsvertrag mit dem Männergesangverein "Liederkranz" 1844 Tauberbischofsheim konnte im August 2006 unterzeichnet werden. Die Nutzung des Bestands durch Dritte ist möglich und erfolgt nach den Bestimmungen des Landesarchivgesetzes von Baden-Württemberg. Der Bestand umfasst derzeit insgesamt 159 Nummern im Umfang von 2,5 lfd.m. Claudia Wieland Wertheim-Bronnbach, im Mai 2014
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim, K-V 10
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Wertheim (Archivtektonik) >> Kreisarchiv Main-Tauber-Kreis >> Vereine, Parteien und Körperschaften
- Verwandte Bestände und Literatur
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125 Jahre Männergesangverein "Liederkranz 1844" Tauberbischofsheim, Kreisliederfest des Sängerkreises Badisch-Franken, Tauberbischofsheim 1969; Tauberbischofsheim - Aus der Geschichte einer alten Amtsstadt, Tauberbischofsheim, 1955; Franz Gehrig, Hermann Müller, Tauberbischofsheim - Beiträge zur Stadtchronik, Tauberbischofsheim, 1997
- Indexbegriff Ort
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Tauberbischofsheim TBB; Männergesangverein Liederkranz
- Bestandslaufzeit
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1842-2001
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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25.03.2024, 13:33 MEZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1842-2001