Tektonik

Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden

Überlieferungsgeschichte
Das Schriftgut dieser Beständegruppe entstammt teilweise den topographisch gegliederten Ämtermembra des fürstlichen Archivs, teilweise den Registraturen der lokalen Behörden.
Inhalt und Bewertung
Die Ämtermembra des fürstlichen Archivs wurden zu Beginn des 16. Jahrhunderts aus Urkunden und ausgewählten Akten der gräflich-herzoglichen Zentralkanzlei gebildet, soweit sie einzelne Orte oder Ämter betrafen und nach lokaler Pertinenz abgelegt wurden. Um 1550 bis um 1634 gab vor allem die Hofkanzlei ganze Korrespondenzen ab, und Oberrat, Rentkammer und Kirchenrat lieferten auserlesene Schriftstücke und Urkunden ein, während sich seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert die Zugänge verminderten. Vom 16. bis zum 20. Jahrhundert erhielten mehrfach auch die Oberämter und Gemeinden Anweisung, ihre Urkunden einzusenden, doch kam es wohl nur im 16. Jahrhundert zu größeren, später nur noch zu sporadischen, kleineren Ablieferungen (E 61 Bü 284 Nr. 6 fol. 17b). Die Ämtermembra lassen sich demnach definieren als topographisch bestimmte Auslesebestände, deren Schriftgut vermischter Herkunft ist und überwiegend zentralen Behörden entstammt. Zeitlich gehörten sie einst in ihrer Masse dem 14.-17. Jahrhundert an, bis im Zusammenhang mit der Bildung des Bestandes ¿Württembergische Regesten¿ (A 602) die Achivalien vor 1500 ausgesondert wurden.
Im 19. Jahrhundert löste man aus dem ¿Archiv des Innern¿ lokale Akten heraus und gliederte sie ebenfalls den Ämtermembra ein, und schließlich wies man ihnen auch Verträge, Gesetze und Erlasse des 19. und 20. Jahrhunderts zu. Diese beiden Maßnahmen wurden jedoch größtenteils bereits wieder rückgängig gemacht, da sie den heute gültigen Ordnungsprinzipien widersprechen.
Das Schriftgut der altwürttembergischen Bezirksbehörden war 1806 entweder an die Nachfolgestellen, die Oberämter und Kameralämter, oder an städtische Stellen gekommen. Die Registraturen der Stadt- und Bezirksverwaltungen waren ja vielfach nicht klar getrennt, da die Vögte, die Stadt- und Amtsschreiber und die Stadt- und Amtspfleger städtische und staatliche Funktionen in Personalunion wahrgenommen hatten. Die Ober- und Kameralämter lieferten, vor allem seit 1904 und 1911, ihre Vorakten allmählich an das Archiv des Innern, das Finanzarchiv oder das Staatsfilialarchiv Ludwigsburg ab. Nach dem Anschluss beider Ministerialarchive an das Staatsfilialarchiv Ludwigsburg im Jahre 1921 bildete man aus diesen Abgaben eine eigene, geschlossene Reihe altwürttembergischer Ämterbestände. Diese Bestände folgen dem Registraturprinzip, sind im allgemeinen einheitlicher Provenienz und durchweg lokaler Herkunft. Sie enthalten vorwiegend Akten des 17. und 18. Jahrhunderts, doch handelt es sich meist nur um Teile oder gar nur um Reste oder zufällig erhaltene Splitter der ehemaligen Registraturen (deren andere Teile noch bei den Behörden oder in Kommunalarchiven liegen oder verloren und zugrunde gegangen sind). Obwohl sich diese Bestände von den Ämtermembra des Hauptstaatsarchivs, die ja Ausleseschriftgut zentraler Stellen enthaltne, grundlegend unterscheiden, gab ihnen K. O. Müller 1937 dennoch dieselben Signaturen. Im Jahre 1969 kamen die Ludwigsburger Ämterbestände ins Hauptstaatsarchiv und wurden, den Signaturen entsprechend, den betreffenden Ämtermembra angeschlossen. Um sie beim Zitat noch voneinander unterscheiden zu können, fügte man den Signaturen der ehemaligen Ludwigsburger Bestände ein ¿L¿ hinzu.
Im fürstlichen Archiv gab es zwei Reihen von Ämterabteilungen, eine unter dem ersten Titel (¿geistlicher Stand¿) mit Schriftgut über die Pfarreien und die Verwaltung des Kirchenguts, die andere unter dem dritten Titel (¿Landschaft¿) mit Archivalien über Angelegenheiten und Verwaltung der ¿weltlichen¿ Bezirksämter. Später, wahrscheinlich im 19. Jahrhundert, teilte man die geistliche Gruppe, indem man die Repertorien der geistlichen Verwaltungen zwischen die der weltlichen Ämter stellte, während die der Klosterverwaltungen weiterhin eine eigene Gruppe bildeten. K. O. Müller gliederte die Ämter nach ihrer staatsrechtlichen Stellung und unterschied folgende Gruppen: weltliche, der Landschaft inkorporierte Ämter, Rentkammerämter, Kammerschreibereiämter, abgetretene Orte und Amtspflegen. Die Bestände der ¿geistichen Verwltungen¿ blieben versehentlich bei den weltlichen Ämtern, obwohl sie nach dem Behördenaufbau eigentlich zur Gruppe der dem Kirchenrat unterstehenden Ämter (A 468-548) gehörten. Da jedoch in kleineren Ämtern weltliche und geistliche Verwaltung in Personalunion ausgeübt wurden und hier auch in der Überlieferung nicht zwischen beiden Bereichen unterschieden wird, ist eine Zuordnung zu dieser Gruppe nur bedingt möglich. Die vorhandene Ordnung soll deshalb bestehen bleiben.
Die meisten Repertorien der Ämtermembra wurden von W. F. L. Scheffer, C. F. Pfaff und Chr. L. F. Lotter um 1780-1830 bearbeitet. Sie sind im allgemeinen topographisch nach Orten und innerhalb der Ortsbetreffe chronologisch im Serienprinzip angelegt. Die Bestände des Staatsarchiv Ludwigsburg ordnete und verzeichnete großenteils K. O. Müller 1924-1932 in vorläufiger Weise. Er begann auch um 1945 mit einer Neuverzeichnung der Bestände des Hauptstaatsarchivs, die zur Zeit weitergeführt wird.
Aus Gründen der Zweckmäßigkeit löste man erst in den letzten Jahrzehnten bestimmte Archivaliengruppen nach inhaltlichen oder formalen Gesichtspunkten aus den Ämterbeständen heraus und vereinigte sie zum Teil mit gleichartigen Stücken anderer Bestände. Soweit diese ¿Selekte¿ vorwiegend nur altwürttembergische Ämter betreffen, sind sie den Ämterbeständen vorangestellt (A 297-309), die anderen stehen am Ende der A-Gruppe oder unter den ¿vermischten¿ Beständen der H-Gruppe. Zins- und Haischbücher in A 297, 468
Leibeigenenbücher in A 298, 468 a
Ämterrechnungen in A 302, 303
Reskripten- und Berichtsbücher in A 304
Amtsprotokolle in A 306
Kriminalakten in A 309
Urkunden bis 1300 in A 601
Urkunden und Akten von 1301-1500 in A 602
Lagerbücher in H 101-118

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv

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Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 15:09 MEZ

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