Bestand
Ostrach: Urkunden Salemer Oberamt Ostrach (Bestand)
Überlieferungsgeschichte
Die salemische Pflege Ostrach, die 1705 mit den Pflegen Bachhaupten und Pfullendorf zusammengelegt wurde und die 1803 die Bezeichnung Oberamt Ostrach führte, bestand nach dem Übergang der Herrschaft an die Fürsten von Thurn und Taxis unter dieser Bezeichnung weiter. 1806 ging die Landeshoheit an Hohenzollern-Sigmaringen über, während die grund- und lehenherrlichen Rechte den Fürsten von Thurn und Taxis verblieben und vom Rentamt in Ostrach verwaltet wurden.
Über die Archivverhältnisse des Klosters Salem herrscht bisher noch keine völlige Klarheit. Das Hauptarchiv des Klosters befand sich in Salem selbst und ist an seiner logischen Gliederung und dem Signaturenschema der Urkunden nach Schachteln (scatula), Faszikeln und Nummern zu erkennen. Der größte Teil des Klosterarchivs befindet sich heute im Generallandesarchiv Karlsruhe. Daneben sind in den einzelnen Salemer Pflegen ebenfalls Urkunden und Akten erwachsen und aufbewahrt worden (vgl. Findbucheinleitung Pflege Ehingen), die insbesondere aus Lehenreversen, Zinsverschreibungen u.a. den Güterstand betreffenden Urkunden bestanden. Sie tragen größtenteils keine Signaturen, hingegen sind in den meisten Fällen auf der Rückseite Dorsualvermerke zu finden, in denen Nachbesitzer und Güterveränderungen festgehalten wurden.
Nach dem Übergang der Klosterherrschaft Salem an Baden und eines Teiles der Pflegen (Ostrach, Ehingen, Schemmerberg) an Thurn und Taxis wurden die Urkunden des Salemer Hauptarchivs unter die beiden Herrschaften aufgeteilt. Der bisherige salemische Oberamtmann Christoph Stehle in Ostrach übernahm die Prüfung der salemischen Registratur, während von badischer Seite aus der salemische Archivar P. Gabriel Feyerabend die Vorbereitung der Aktentrennung übernahm. An Hand seines Verzeichnisses wurde 1804 die Archivalientrennung vollzogen und die Urkunden und Akten in Ostrach dem Oberamtmann Stehle übergeben. Die von diesem durchgeführte Ordnung der Urkunden tritt noch heute in den alten Lagerorten (Kasten-Lade-Number), denen lediglich später die Repositur hinzgefügt wurde, in Erscheinung.
Die Überführung eines Teiles der ostrachischen Urkunden in das preußische Staatsarchiv (bzw. fürstlich hohenzollernsches Haus- und Domänenarchiv) Sigmaringen im Jahr 1862 brachte eine weitere Zersplitterung des salemischen Archivs. Der Anteil des Staatsarchivs wurde 1956/1957 mit dem Urkunden- repertorium Ho 158 erschlossen. Zu diesem und dem vorliegenden Repertorium wäre ein weiteres Regertorium der im Thurn- und Taxisschen Zentralarchiv in Regensburg liegenden Urkunden (meist des 13. und 14. Jahrhunderts, also der historisch wertvolleren älteren Urkunden, von denen im Staatsarchiv Sigmaringen ein summarisches Zettelrepertorium von Dr. Herberhold vorliegt) notwendig, ehe aus der Sicht des in Karlsruhe liegenden Salemer Zentralarchivs der Versuch unternommen werden kann, den Gesamtüberblick über das Archiv und die Teilarchive der Pflegen zu gewinnen.
Inhalt und Bewertung
Der vorliegende Bestand, der zur Sicherung der Thurn und Taxisschen Patrimonial- und Eigentumsverhältnisse in Ostrach blieb und von dort aus nach Obermarchtal geholt wurde, umfaßt 17 Urkunden des 13./14. Jahrhunderts, 29 des 15. Jahrhunderts, 178 des 16. Jahrhunderts und 27 des 17. Jahrhunderts, insgesamt 251 Urkunden von 1231-1689 (Nachtrag 4 Urkunden). Der größte Teil besteht aus Lehenbriefen und Lehenreversen, die keine altsalemischen Signaturen enthalten, die demnach wohl aus den Registraturen der Pflegen direkt in die Thurn und Taxissche Rentamtsregistratur gelangten. Hingegen tragen die älteren Urkunden des 14. Und 15. Jahrhunderts fast durchweg die salemischen Signaturen und sind im Repertorium P. Gabriel Feyerabends von 1795-1797 im Staatsarchiv Sigmaringen (Repertorium sämtlicher in dem salmansweilischen Archiv, auch Verhörsprotokollen befindlichen Aktenstücke über das Oberamt Ostrach) wiederzufinden. Ebenso befinden sich darin große Teile der heute in Ho 158 befindlichen Urkunden; über die Art der Teilung von 1847-1862 läßt sich wenig erkennen, wenn die Urkunden einzelner Orte (so Günzenhausen) ganz an Hohenzollern, anderer (so Saulgau) ganz an Thurn und Taxis fielen, wieder anderer (so Ostrach) aufgeteilt wurden. Man wird also stets beide Repertorien gemeinsam betrachten müssen.
Das vorliegende Repertorium wurde vom Unterzeichneten im Juli 1964 gefertigt. Die Regesten sind bis 1500 in ausführlicher Form gegeben, bis 1550 nur leicht gekürzt; die Regesten der späten Urkunden wurden auf deren Rechtsinhalt beschränkt. Die Urkunden wurden in chronologischer Reihenfolge gelegt und mit fortlaufender Nummer versehen. Das Register fertigte Frau Kalkuhl.
Sigmaringen, den 24. August 1964.
Dr. H. Schwarzmaier
Staatsarchivassessor
Im Herbst 2011 wurde das maschinenschriftliche Findbuch im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekts zur Retrokonversion archivischer Findmittel digitalisiert. In Zusammenarbeit der Koordinierungsstelle Retrokonversion an der Archivschule Marburg und des Landesarchivs Baden-Württemberg wurde das Findbuch für die Einstellung ins Internet vorbereitet. Franz-Josef Ziwes führte die notwendigen Nacharbeiten durch.
- Bestandssignatur
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Abt. Staatsarchiv Sigmaringen, Dep. 30/4 T 1
- Umfang
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255 Urkunden
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Sigmaringen (Archivtektonik) >> Deposita (ohne FAS - Dep. 39) >> Fürstlich Thurn und Taxissches Archiv Obermarchtal >> Salemer Oberamt Ostrach
- Indexbegriff Ort
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Ostrach SIG; Salemische Herrschaft
- Bestandslaufzeit
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1231-1726
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
-
03.04.2025, 08:37 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Baden-Württemberg. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1231-1726