Gemälde

Interieur mit Jacke auf einem Stuhl

Bei dem an Cornelis Bisschop zugeschriebenen Bild handelt es sich um die sehr ungewöhnliche Darstellung eines holländischen Interieurs. Dem Betrachter wird hier der Ausschnitt eines einfachen bürgerlichen Innenraumes präsentiert. Die bescheidene Holztür, die schlicht gekalkte Wand und der runde Bastteppich vor der Tür deuten auf ein eher kleinbürgerliches und wenig repräsentatives Milieu hin. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der pelzbesetzten Seidenjacke, die nachlässig über einen Stuhl geworfen wurde, bei dem goldgerahmten Stillleben in der Art des Simon Luttichyus und den zierlichen Pantöffelchen um sehr kostbare Objekte. Auch die dargestellten Möbel, ein aufwendig geschnitzter und mit prächtigem Stoff bezogener „spanischer Stuhl“ sowie der am rechten Rand noch erkennbare Ansatz eines üppig geschwungenen Tisches oder Podestes müssen zu den teuren Einrichtungsgegenständen wohlhabender Kreise gezählt werden. Völlig überraschend und entgegen den üblichen Darstellungsformen der holländischen Genremalerei dieser Zeit fehlt zudem die menschliche Figur auf dem Gemälde. Gleichwohl zeigt das Bild Spuren menschlicher Anwesenheit: die Jacke scheint soeben abgelegt, die Schuhe ausgezogen und abgestellt. Durch eine derartige fragmentarische Darstellung wird die Phantasie des Betrachters angeregt und dieser aufgefordert das mögliche Geschehen zu rekonstruieren und in den Kontext des Bildes zu setzen. Die besondere Faszination des Werkes speist sich somit aus der unbefriedigt bleibenden Neugier des Betrachters. Wohl aufgrund des Durchblickes in einen zweiten Raum und den an den Seiten sichtbaren angeschnittenen Motiven des Barocktisches und des Bilderrahmens, ist angenommen worden, dass das Bild ursprünglich Teil eines so genannten Perspektivkastens ausgemacht haben könnte. Dieser Vermutung widerspricht jedoch die Tatsache, dass das Gemälde auf Leinwand gemalt wurde. Zudem verwandte der Maler des Bildes nicht viel Sorgfalt auf eine perspektivisch korrekte Wiedergabe. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass der Eckbereich mit dem Türdurchgang diverse Konstruktionsfehler aufweist und als ein in sich eher unstimmiger Bildbereich zu bezeichnen ist. Statt um eine perspektivisch korrekte Wiedergabe scheint es dem Maler hier vielmehr um malerische Aspekte wie der überzeugenden Darstellung von Materialien, beispielsweise des Goldrahmens oder der Seidenjacke, gegangen zu sein.

Gesamtansicht, freigestellt | Fotograf*in: Jörg P. Anders

Public Domain Mark 1.0

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Material/Technik
Leinwand
Maße
Rahmenaußenmaß: 61,8 x 52,8 x 8 cm
Bildmaß: 45,2 x 37,8 cm
Standort
Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
912D

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1904 Ankauf aus der Sammlung Adolph Thiem, San Remo / Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
Cornelis Bisschop (12.2.1630 - 1.1674), Maler*in
(wo)
Holland
(wann)
1650 - 1670

Letzte Aktualisierung
02.05.2023, 11:25 MESZ

Objekttyp


  • Gemälde

Beteiligte


  • Cornelis Bisschop (12.2.1630 - 1.1674), Maler*in

Entstanden


  • 1650 - 1670

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