Bestand
Schmoller, Gustav von (Dep.) (Bestand)
Findmittel: Datenbank; Findbuch, 1 Bd.
Bestandsbeschreibung: Lebensdaten: 1838 - 1917
Der erste Teil des Nachlasses von Gustav von Schmoller mit überwiegend literarischem Inhalt wurde im Jahr 1920 (Akz. 123/1920) von der Witwe Schmollers dem Geheimen Staatsarchiv übergeben. Er wurde als Nr. 1-96 von Johannes Schultze verzeichnet. Im Jahr 1925 (Akz. 62/1925) erfolgte ein weiterer Zugang (Nr. 98-110), dessen Verbleib unbekannt ist (detaillierte Angaben zum Inhalt siehe unten). Der Briefnachlass folgte im Jahr 1926 (Akz. 2/1926) und erhielt von Ludwig Dehio die Nr. 111-209. Teil 3 des Nachlasses wurde 1996 aus dem Bestand I. HA Rep. 182 Akademie der Wissenschaften (abgegeben an das Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften) ausgegliedert. Er wurde von Frau Dietsch als Nr. 211-418 dem Nachlass angegliedert.
Es handelt sich bei den Nummern 10-94 fast ausschließlich um Materialien, die Schmoller für seine Vorlesungen und wissenschaftlichen Arbeiten gesammelt hat. Auf eine systematische Ordnung wurde vorerst verzichtet. Es wurden daher die einzelnen von Frau Schmoller übergebenen Pakete der Reihe nach mit der Angabe ihres wesentlichen Inhaltes verzeichnet und nur kleinere Umpackungen vorgenommen. Daher liegen die einen Gegenstand betreffenden Materialien meistens unter mehreren Nummern.
Unter den Nummern 111-209 ist der Briefnachlass verzeichnet. Auch er ist wesentlich in dem Zustand geblieben, in dem er abgegeben wurde. Für die Benutzung bedeutet dies, dass Korrespondenz nicht nur unter dem jeweiligen Namen (03.01), sondern auch in den Gruppenverzeichnungen (03.02 und 03.03) gesucht werden muss.
Beim dritten Teil [unter dem Klassifikationspunkt 4] handelt es sich um Akten, die v.a. Schmollers Tätigkeit als Mitglied der Akademie der Wissenschaften speziell bei der Herausgabe der "Acta Borussica" widerspiegeln. Die "Acta Borussica" waren als Quellenwerk für die gesamte innere Verwaltung Preußens im 18. Jahrhundert konzipiert. Das Unternehmen wurde 1888 begonnen, die Leitung der zu diesem Zwecke gegründeten Kommission war den Akademiemitgliedern Schmoller, Sybel und Lehmann übertragen worden. In einer ersten Reihe erschienen die Bände der "Behördenorganisation". Bearbeiter dafür waren neben Schmoller auch Otto Krauske, Victor Loewe, Wilhelm Stolze, Martin Haß, Wolfgang Peters, Ernst Posner und August Skalweit.
In einer zweiten Reihe erschienen ab 1892 Arbeiten über die preußische Seidenindustrie, das Münzwesen, die Zoll-, Handels- und Akzisepolitik und die Wollindustrie.
Diese Reihung spiegelt sich in der Gliederung des Nachlassteils wider. Im Wesentlichen handelt es sich beim Inhalt der Bände um Aktenabschriften aus Beständen des GStA, falls aus anderen Archiven, wurde dies vermerkt.
Die hier verwahrten Unterlagen wurden dem Geheimen Staatsarchiv von der Witwe Schmollers 1919 übergeben "mitsamt dem Schranke, in dem sie verwahrt wurden" (vgl. I. HA Rep. 178, 7. Reg. Nr. 1082, Schreiben der Akademie-Bibliothek vom 21.11.1919 an das GStA).
In diesem Schrank befand sich auch die Akademiekorrespondenz und ein Teil des Schriftwechsels über die Herausgabe der "Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg". Diese Quellen wurden dem Nachlass Schmoller ebenfalls angegliedert. Aus der Laufzeit der Akten ist ersichtlich, dass Abschriften auch nach Schmollers Tod angefügt wurden. Sie wurden im Bestandsteil belassen.
Dieser Bestandsteil wurde im Jahre 1977 im GStA von dem Archivangestellten Harald Reissig verzeichnet. Diese Verzeichnung wurde bei der Angliederung an den Nachlass im Wesentlichen beibehalten, lediglich die Laufzeit der Bände wurde korrigiert und die Daten der Abschriften in den Aktentitel genommen. Oft konnte die tatsächliche Laufzeit der Akten nicht aus den in den Bänden vorhandenen Schriftstücken ermittelt werden. In den Fällen, in denen es sich nur um die Zusammenstellung von Abschriften für einzelne Bände der Acta Borussica handelt, scheint dies auch nicht erforderlich.
Nach der durch Frau Pistiolis erfolgten Eingabe in die Datenbank, wurden von der Unterzeichnenden die fehlenden Bände und die drei Kartons Unverzeichnetes am Bestandsende (Nr. 455-457) überprüft. Dabei konnten Nr. 11 l, 28 a, 30, 34 Bd. 2, 47, 94 Bd. 2, 111 (Inhalt), 124 a, 124 c, 125 a, 125 b, 126 a, 419 und 420 gefunden werden.
Seit der in Merseburg im Jahre 1950 erfolgten Revision fehlen weiterhin folgende Bestellnummern:
Nr. 7 Zeitungsblätter zu v. Schmoller, 1898 - 1899
Nr. 8 Akten zu Universitäts- und Akademieangelegenheiten. Acta Borussica - Streit Eckert-Wiedenfeld - Sachen Dr. Arons - Landes-Ökonomie-Kollegium
Nr. 9 Kolleghefte und Personalien aus Tübinger Zeit (befindet sich lt. Auskunft eines Benutzers im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden)
Nr. 11 g Krankenkassengesetz (verschiedene Materialsammlungen, Zeitungen)
Nr. 11 k Handelsverträge Deutschlands (verschiedene Materialsammlungen, Zeitungen)
Nr. 11 m Landwirtschaftliche Not, 1880 - 1886 (verschiedene Materialsammlungen, Zeitungen)
Nr. 53 Verschiedene volkswirtschaftliche Fragen (Materialien)
Nr. 67 Gemeinde, Staat, Bevölkerung, Ansiedlung (Materialien); eventuell Teil des 2. unverzeichneten Karton
Nr. 98 Städtegeschichte (Materialien, 6 Pakete)
Nr. 99 Hamburg, Stettin, Königsberg (Materialien)
Nr. 100 Geschichte Straßburgs (Materialien)
Nr. 101 Stapelrecht und Fremdenrecht (Materialien)
Nr. 102 Philosophie und Ethik (Materialien)
Nr. 103 Volkshochschulkurse (Materialien)
Nr. 104 Stumms Angriffe auf den Kathedersozialismus, 1897 (Materialien)
Nr. 105 Preuß. Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Nachschrift zur Einführung Wilhelms II. als Kronprinz durch den Finanzminister
Nr. 106 Kolonialpolitik - Groß- und Kleinindustrie (Materialien)
Nr. 107 Besprechungen des Grundrisses
Nr. 108 Dankschreiben für den Grundriss
Nr. 109 Kritiken zu Schmollers Schriften
Nr. 110 Strafantrag gegen Veröffentlichung eines Studierenden aus dem Kolleg
Nr. 206 a Korrespondenz von Kollegen und Geschäftsleuten, 1914 (nur leerer Umschlag)
Die Nummern 97 und 210 sind nicht belegt worden.
Es waren ferner Manuskripte von Gustav von Schmoller als J Nr. 1-34 im Nachlass von Friedrich Kehr (VI. HA, Nl Kehr) vorhanden und sind nun als Nr. 421-454 dem Nachlass Schmoller angegliedert worden.
Bei der jetzigen Vorworterstellung wurden große Teile der alten Vorworte inklusive des Lebenslaufs von Johannes Schultze, Ludwig Dehio und Ute Dietsch überwiegend wortgetreu übernommen und mit weiteren Angaben und Daten ergänzt.
Laufzeit: 1859 - 1939
Umfang: 17 lfm
letzte vergebene Nummer:
Der Bestand lagert derzeit im Westhafen.
Die Akten sind auf gelben Leihscheinen wie folgt zu bestellen:
VI. HA, Nl Gustav v. Schmoller, Nr. ....
Zitierweise:
GStA PK, VI. HA Familienarchive und Nachlässe, Nl Gustav v. Schmoller, Nr. ....
Berlin, Februar 2018 (Archivoberinspektorin Sylvia Rose)
Lebenslauf zu Gustav von Schmoller
Gustav Schmoller (geadelt 1908) wurde am 24.6.1838 in Heilbronn als Sohn eines württembergischen Kameralverwalters geboren. Er studierte in Tübingen von 1857 bis 1861 Staatswissenschaften und Geschichte (u.a. bei Max Duncker). Neben Geschichte und Philosophie beschäftigte er sich auch mit Physik, Chemie und Maschinenlehre.
1861 wurde er aufgrund einer Preisaufgabe, die der Professor der Nationalökonomie Schüz gestellt hatte, zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert. Gleichzeitig legte er das erste kameralistische Examen ab und absolvierte die erste Stufe der Vorbereitungszeit als Finanzreferendar bei seinem Vater in Heilbronn, die zweite dann beim Statistischen Amt, dessen Leitung sein Schwager Gustav Rümelin innehatte.
Eine statistische Arbeit über die zu damaliger Zeit durchgeführte Gewerbezählung, die 1862 im Württembergischen Jahrbuch erschien, bewirkte, dass Schmoller nach Halle berufen wurde; 1864 als außerordentlicher, 1865 als ordentlicher Professor der Staatswissenschaften. Danach, von 1872 bis 1882, forschte und lehrte er an der neugegründeten Universität in Straßburg, von 1882 bis zu seinem Tode wirkte er an der Universität Berlin. Zu seinen bekanntesten Schülern gehörten Werner Sombart und Max Weber.
Schmoller war Mitglied des preußischen Staatsrates (ab 1884), des Herrenhauses (als Vertreter der Berliner Universität, ab 1899) und der Preußischen Akademie der Wissenschaften (ab 1887). 1899 wurde er Mitglied der Friedensklasse des Ordens "Pour le mérite".
Er galt als Kopf der jüngeren historischen Schule der deutschen Volkswirtschaftslehre, die im Gegensatz zur klassischen englischen Ökonomie als Aufgabe der Wirtschaftswissenschaft die historisch beschreibende Einzelforschung sah. Als Vorkämpfer der deutschen Sozialgesetzgebung und Verfechter sozialer Reformen forderte er das Eingreifen des Staates in das soziale Leben. Von seinen Gegnern (u.a. Heinrich Bernhard Oppenheim) wurden er und seine Mitstreiter, u.a. Lujo Brentano und Adolph Wagner (mit diesen gründete er 1872 den Verein für Sozialpolitik), als "Kathedersozialisten" verunglimpft.
Gustav Schmoller war Herausgeber des Jahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich (seit 1877, 1913 Änderung des Titels in "Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft"). Ab 1890 übernahm er den Vorsitz des Vereins für Sozialpolitik.
Noch in Halle heiratet er Lucie Rathgen, die Tochter eines weimarischen Geheimrates. Der Ehe entstammen zwei Kinder. Schmoller starb auf einer Erholungsreise am 27. Juni 1917 in Bad Harzburg.
Literatur:
Werke von ihm (in Auswahl)
- Über einige Grundfragen des Rechts und der Volkswirtschaft, Jena 1875
- Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19.Jh., Halle (Saale) 1870
- Zur Literaturgeschichte der Staats- und Sozialwissenschaften, Leipzig 1888
- Zur Social- und Gewerbepolitik der Gegenwart, Reden und Aufsätze, Leipzig 1890
- Über einige Grundfragen der Sozialpolitik und Volkswirtschaftslehre, Leipzig 1898
- Umrisse und Untersuchungen zur Verfassungs-, Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte bes. des preuß. Staates im 17.u.18.Jh., Leipzig 1898
- Grundriß der allgemeinen Volkswirtschaftslehre, 2 Bde, Leipzig 1900-1904
Biographisches über ihn
- Otto Hintze, Gustav von Schmoller, Nachruf. In: Deutsches Biographisches Jahrbuch. Überleitungsband II 1917-1920, Stuttgart, Berlin und Leipzig 1928. S.124-134 (dort wird auf weitere Literatur verwiesen, u.a. ein autobiographisches Fragment "Meine Heilbronner Jugendjahre" im Kalender "Von schwäbischer Scholle", Heilbronn 1918; Reden und Ansprachen, gehalten zu Schmollers 70.Geburtstag, als Handschrift gedruckt 1908)
- Otto Lehmann, Die Nationalökonomie an der Universität Halle im 19. Jahrhundert. Halle 1935, S. 150-167
- Fritz Hartung, Gustav von Schmoller und die preußische Geschichtsschreibung. In: Schmollers Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reiche, Bd. 62, Berlin 1938, S. 661-668
- Reginald Hansen, Gustav Schmollers Beitrag zur allgemeinen Steuerlehre. In: Beiträge zur Wirtschaftswissenschaft in Berlin. Geschichte und Gegenwart. Berlin 1990
- Jürgen G. Backhaus (Hrsg.), Gustav von Schmoller und die Probleme von heute. Berlin 1993.
Zitierweise: GStA PK, VI. HA, Nl Schmoller, G. v.
- Bestandssignatur
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Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, VI. HA, Nl Schmoller, G. v.
- Umfang
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Umfang: 17 lfm (ca. 494 VE); Angaben zum Umfang: 17 lfm (494 VE)
- Sprache der Unterlagen
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deutsch
- Kontext
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Tektonik >> NICHTSTAATLICHE PROVENIENZEN >> Firmen, Familien und Personen >> Personen >> Wissenschaftliche Beamte >> Universitäts- und Hochschulprofessoren sowie Dozenten >> Nationalökonomen, Staatswissenschaftler
- Bestandslaufzeit
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Laufzeit: 1861 - 1917
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
28.03.2023, 08:52 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- Laufzeit: 1861 - 1917