Forschungsbericht | Research report

Klassen, Schichten, Lagen und die Deutung sozialer Ungleichheit: zum weberianischen Aufbruch in der Ungleichheitsforschung

Die jüngere Diskussion in der Ungleichheitsforschung zeichnet sich durch die Bereitschaft aus, alte Kontroversen zurückzustellen und neue Begriffe, Methoden und Daten auszuprobieren, um die Erklärung sozialer Ungleichheit den fortgeschrittenen Realitäten der modernen Gesellschaft anzupassen. In diesem Zusammenhang lautet die arbeitsleitende These des Beitrages, dass man die dabei erreichten Fortschritte so zusammenfassen und arrangieren kann, dass - trotz aller mit gutem Grund verbleibenden Kontroversen - auch neue Gemeinsamkeiten entstehen, die soziologische Theoriebildung, Datenkonstruktion und Umfrageforschung miteinander verbinden. In einem ersten Schritt wird zunächst die um die Begriffe Klasse, Lagen, Schichten und Milieus sich zentrierende Diskussion auf diese Gemeinsamkeiten hin zugespitzt. Auf dieser Grundlage wird in einem zweiten Schritt die These entwickelt, dass die Ungleichheitsforschung heute auf dem Weg ist, Webers auf die Deutung der sozialen Welt zielendes Erklärungsideal neu zu entdecken. Der Maßstab, mit dem die Diskussion über Klassen, Schichten, Lagen und Milieus vermessen wird, liegt folglich in Webers Auftrag, soziologische Regeln zu erforschen, was in einem dritten Schritt dargelegt wird. Die dabei zutage tretenden Gemeinsamkeiten führen in einem vierten Schritt zu der Frage, wie die theoretischen Fortschritte auch in der empirischen Forschung umgesetzt werden können. Wenn in jüngerer Zeit, so der Autor abschließend, mehrere Forscher so entschieden für eine weberianische Ungleichheitsforschung plädieren, dann wird auch die Kontroverse zwischen Klasse und Schicht, selbst die zwischen Klasse, Schicht, Lage und Milieu in gewisser Hinsicht überholt, denn Webers Modell einer soziologischen Erklärung bezeichnet Klassen, Schichten und Lagen nur als Randbedingungen des typischen sinnhaften Verhaltens in sozialen Beziehungen außerhalb von Arbeitsorganisationen, während sie die arbeitsorganisatorische Beziehung selbst sinnhaft typisieren. (ICG2)

Klassen, Schichten, Lagen und die Deutung sozialer Ungleichheit: zum weberianischen Aufbruch in der Ungleichheitsforschung

Urheber*in: Nollmann, Gerd

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Classes, strata, situations and the interpretation of social inequality: Weber's awakening in inequality research
Umfang
Seite(n): 26
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion

Erschienen in
Duisburger Beiträge zur soziologischen Forschung (5/2004)

Thema
Soziologie, Anthropologie
Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Forschungspraxis
soziales Netzwerk
soziales Verhalten
Forschungsumsetzung
Forschungsstand
soziale Lage
empirische Sozialforschung
Weber, M.
soziale Beziehungen
soziales Milieu
soziale Schicht
Theoriebildung
soziale Klasse
soziale Ungleichheit
deskriptive Studie

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Nollmann, Gerd
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, Fak. für Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie
(wo)
Deutschland, Duisburg
(wann)
2004

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-118020
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Forschungsbericht

Beteiligte

  • Nollmann, Gerd
  • Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg, Fak. für Gesellschaftswissenschaften, Institut für Soziologie

Entstanden

  • 2004

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