Bestand | Urkunden

Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden (Bestand)

Vorwort: Allgemeines zur Familie

Die fürstliche Familie von Schwarzenberg ging aus der adeligen Familie von Seinsheim hervor, deren genealogische Frühdatierungen und Ableitungen bis in das Frühmittelalter jedoch ebenso zweifelhaft erscheinen wie angebliche Turnierteilnahmen im 10.-12. Jahrhundert. Erst seit 1230 lassen sich die urkundlichen Belege gesichert der Familie v. Seinsheim als Dienstleute der Edelherren von Hohenlohe zuordnen.

Als Begründer des "neuen" Hauses ist an erster Stelle Erkinger von Seinsheim zum Stephansberg (1362-1437) zu nennen. Er erwarb zwischen 1405 und 1428 in mehreren Schritten die Burg Schwarzenberg oberhalb von Scheinfeld und wurde 1429 in den Freiherrenstand erhoben, woraufhin er sich nach dem neuen Sitz Schwarzenberg umbenannte. Künftig teilte sich die Familie in die Linien Schwarzenberg zu Schwarzenberg, Seinsheim zu Seehaus und Seinsheim zu (Hohen-) Kottenheim. 1435 erwarben die Schwarzenberg die Burg Hohenlandsberg. Aus den von Seinsheim zu Hohenkottenheim gingen die bayerischen Linien Sünching und Weng hervor.

Der Status der Familie konnte in der Frühen Neuzeit gefestigt und weiter ausgebaut werden. Überregionale Bedeutung erlangte zunächst Freiherr Johann von Schwarzenberg "der Starke" (gest. 1523), der sich durch seine juristischen Arbeiten, insbesondere die Bamberger Halsgerichtsordnung oder sogenannte "Bambergensis" einen Namen machte; sie gilt als Basis für die spätere "Constitutio Criminalis Carolina" Karls V. von 1530/32. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erhielten zwei Häuser des Stammes die Kreisstandschaft in Franken: Schwarzenberg und Seinsheim (wobei zu beachten ist, dass die "Herrschaft Seinsheim" das Stammhaus Seinsheim nicht mehr einschloss, da jenes nun im Besitz der Schwarzenberg war). 1566 wurde die (heute erloschene) fränkische Linie der Schwarzenberg in den Grafenstand erhoben. Die Grafschaft Schwarzenberg wechselte im Erbgang 1588 von der Wässerndorfer auf die bayerische Linie des Hauses, bevor sie am 24. Februar 1642 schließlich an die rheinische Linie abgetreten wurde, deren bis dato bedeutendster Vertreter Adolph von Schwarzenberg (gest. 1600) infolge der Eroberung der Festung Raab in Ungarn 1599 in den Grafenstand erhoben worden war. Sein Enkel Johann Adolph I., der mit dem Straubinger Vertrag vom 10. Juni 1655 auch die Herrschaft Seinsheim erwarb, wurde am 14. Juni 1670 zum Reichsfürsten ernannt und Schwarzenberg am 20. Oktober 1671 zur gefürsteten Grafschaft erhoben. Der Fürstentitel blieb der Familie durch die Aufnahme in die bayerische Adelsmatrikel 1813 über das Ende des Alten Reiches hinaus erhalten.

Die Organisation der Verwaltung

Eine umfassende Verwaltungsgeschichte der schwarzenbergischen Besitzungen in Franken, die beispielsweise in Hübners "Zeitungslexicon" von 1704 auf 10 Quadratmeilen Größe und 24.000 Einwohner beziffert werden (vgl. Berger, Archive, S. 37), ist noch nicht geschrieben und kann auch hier nur in groben Zügen umrissen werden. Die Verwaltung war durch die zahlreichen Abtretungen und Zuerwerbungen insbesondere bis ins 16./17. Jahrhundert naturgemäß einem steten Wandel unterworfen. 1654 erfolgte die Verlegung des Familienwohnsitzes nach Wien, wo nunmehr die gräflich-fürstliche Zentralverwaltung angesiedelt war, während die Regierung im Schloss Schwarzenberg nur noch aus Amtleuten bestand. Diese waren zunächst ein Oberamtmann, ein Rentmeister und ein Kassier samt subalternem Schreibpersonal. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts amtierten abwechselnd ein Oberamtmann oder ein Kanzleidirektor, ergänzt durch einen bzw. mehrere Räte; 1783 wurde der Posten des Oberamtmanns oder Kanzleidirektors durch den Regierungs- und Kammerdirektor abgelöst, der einer handschriftlich überlieferten "Geschichte des Fürstenthums Schwarzenberg vor seiner politischen Aufloesung 1806" zufolge (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2034) zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit drei Regierungs- und Kammerräten und einem stimmberechtigten Regierungs- und Kammersekretär an der Spitze der gefürsteten Grafschaft stand.

Der unteren Verwaltungsebene zuzurechnen war zunächst der Haus-- oder Burgvogt, der die Haushaltung des Schlosses Schwarzenberg mit den unmittelbar zugehörigen Besitzungen zu regeln hatte und mit eigenen Rechnungen von 1591 bis 1787 greifbar wird. Das übrige Gebiet war unterteilt in Amtsbezirke, in denen je ein Vogt, Schultheiß oder Amtsverwalter die Justiz-, Polizei- und Kameralangelegenheiten führten. Seit 1796 waren in Scheinfeld und Marktbreit die Justiz- und Kameralangelegenheiten zwischen Stadtvogt und Burgvogt (Scheinfeld) bzw. zwischen Schultheiß und Amtskastner (Marktbreit) personell getrennt (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 909/6). Bereits im 17. und 18. Jahrhundert wurden die Ämter Bullenheim, Dornheim und Obernbreit aufgelöst; im Jahr 1782 folgten Burggrub, Erlach, Gnötzheim, Hüttenheim und Unterlaimbach und zuletzt 1793 das Amt Schnodsenbach durch die Übertragung der Amtsgeschäfte an Scheinfeld. Demnach hatten zum Ende des Alten Reiches noch folgende sechs Ämter Bestand (vgl. Johann Kaspar Bundschuh, Geographisch-Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 5, Ulm 1802, Sp. 248):

- Scheinfeld und Unterlaimbach (dazu gehörten v.a. Dornheim, Unterlaimbach, Schnodsenbach, Kornhöfstädt, Hohlweiler, Grappertshofen und Ruthmannsweiler);
- Marktbreit mit dem einverleibten Amt Erlach (dazu gehörten v.a. Obernbreit, Erlach, Kaltensondheim, Buchbrunn);
- Seehaus (dazu gehörten v.a. Markt Nordheim, Weigenheim, Kassolzheim, Herbolzheim, Krautostheim, Ulsenheim und Ermitzhofen);
- Wässerndorf und die einverleibten Ämter Hüttenheim und Gnötzheim (dazu gehörten v.a. Markt Seinsheim, Gnötzheim, Hüttenheim, Iffigheim, Hermsheim, Bullenheim, Nenzenheim, Martinsheim und Großenlangheim);
- Geiselwind (dazu gehörten v.a. Appenfelden, Langenberg, Hohnsberg);
- Michelbach an der Lücke (mit Gailroth und Kühnhard).

Im 19. Jahrhundert erlebten die schwarzenbergischen Besitzungen durch die Mediatisierung weitere Veränderungen: Anstelle des Regierungskollegs wurden infolge königlicher Deklaration vom 19. März 1807 in Scheinfeld eine königlich bayerische fürstlich schwarzenbergische Justizkanzlei für Justizsachen sowie eine fürstlich schwarzenbergische Domanialkanzlei für Administrativsachen und die Verwaltung der eigenen Einkünfte eingerichtet. Die Justizkanzlei wurde bereits zum 7. März 1809 wieder aufgelöst und ihr Geschäftskreis an das Appellationsgericht bzw. das Generalkommissariat des Rezatkreises verwiesen (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 927/5 und 914/6). Mit der unteren Justiz- und Verwaltungsebene wurden ab 1809 zunächst königlich bayerische Landgerichte betraut. Nach der Anerkennung Schwarzenbergs als Standesherrschaft wurden diese Befugnisse restituiert und dazu die Herrschaftsgerichte Schwarzenberg und Hohenlandsberg (ab 1814) sowie das Herrschaftsgericht Marktbreit (ab 1818) formiert; Letzteres erhielt die königliche Genehmigung jedoch erst mit Wirkung vom 23. Oktober 1827 (vgl. Weber, Historischer Atlas von Kitzingen, S. 205). Bezüglich der Gefälleverwaltung wurden die Unterämter ab 1808 reduziert auf die nun so genannten "Kameralämter" Marktbreit (1825 aufgelöst), Scheinfeld (schon 1798 als "Kameralamt" bezeichnet), Wässerndorf und Michelbach. Das Kammerkolleg bestand über das Grenzjahr 1807 hinaus fort und wurde 1850 abgelöst vom fürstlich schwarzenbergischen Rentamt - nicht zu verwechseln mit den königlich bayerischen Rentämtern, an die die schwarzenbergischen Ämter seit der Mediatisierung staatliche Abgaben entrichten mussten. 1848 wurden die Herrschaftsgerichte in Polizeibehörden überführt (RBl 969) und 1850/51 endgültig aufgelöst (RBl 277); die Kameralämter gingen ab 1850/51 in der Domänenverwaltung (Rentamt und Domanialkanzlei) auf, die als solche bis ins 20. Jahrhundert existierte. Daneben blieb für die fränkischen Besitzungen lediglich noch die eigenständige Bau- und Forstverwaltung bestehen.


Allgemeines zum Archivbestand

Die Geschichte der Archive des fürstlichen Hauses Schwarzenberg bis zum Jahr 1873 ist durch das gleichnamige Druckwerk von Adolf Berger (siehe Literaturverzeichnis) verhältnismäßig gut bekannt und soll im Folgenden nur ausschnitthaft rekapituliert werden.

Das Archiv der Herrschaft Schwarzenberg verfügt über einen sehr umfangreichen Bestand, da es keine schwereren Schicksalsschläge zu erleiden hatte. So überstand es etwa den Schwarzenberger Schlossbrand von 1607 dank der Lagerung in feuerfesten Gewölben. Im 17. Jahrhundert wurde es infolge der Gebietszuwächse um das Archiv der Herrschaft Seinsheim vermehrt. Graf Johann Adolf verwandte auf die Vollständigkeit des Archivs große Mühen: Er ließ "distrahirte" Papiere zurückbringen und alle seinsheimischen Urkunden und Akten ausfolgen. Die zusammengekommene "copia incredibilis actorum" (unglaubliche Menge an Akten; vgl. Berger, Archive, S. 43) ließ er in insgesamt neun Repertorienbänden verzeichnen (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 26-30). Auch bei den Zuerwerbungen der Folgezeit wurde stets Wert auf die Übernahme älterer Unterlagen von den jeweiligen Vorbesitzern gelegt.

Fürst Johann Adolph I. erwarb ausgedehnte Güter in den habsburgischen (österreichischen) Ländern. Es erwies sich als notwendig, ein Zentral- und Hausarchiv am Sitz des Fürsten zu gründen. Generationenlang bestand dieses Zentralarchiv in Wien, bis es 1892 nach Krumau in Böhmen (den Sitz des schwarzenbergischen Herzogtums) transferiert wurde. Aus dem Schlossarchiv zu Scheinfeld wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts regelmäßig Archivalien an das Zentralarchiv abgegeben.

Anfang der 1870er Jahre wurde eine Neuordnung des Gesamtarchivs unter der Kontrolle des Zentralarchivs verfügt und dazu in Franken der Archivar Dr. Anton Mörath (gest. 1910) berufen (vgl. Berger, Archive, S. 52). Unter seiner Ägide erfolgte 1873 die Verlegung des "von Alters her" in drei Räumen im Erdgeschoss des Schlosses gelegenen Aktenarchivs in das ebenfalls ebenerdig situierte, hierzu eigens hergerichtete frühere Rentamtslokal am Schwanenturm (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Karten und Pläne Nr. 1). Bei dieser Gelegenheit erfolgte auch eine teilweise Zusammenziehung der bis dato auf 13 Räume des Schlosses verteilten Archiv- und Registraturbestände (vgl. Berger, Archive, S. 52). So wurden die Hauptregistratur der Domanialkanzlei aus dem ersten Stock des Schlosses, das "alte" Urkundenarchiv aus dem Konferenzzimmer und nicht näher spezifizierte "Handschriften" aus dem ersten Stock in die neuen Archivräume überführt. Die weiterhin ausgelagerten Bestände der Kurrentregistratur (in der Expeditionskanzlei im Erdgeschoss), der Rechnungsregistratur (in drei Räumen im östlichen Flügel des ersten Stocks) und diverser aufgelöster Ämter wurden zumindest explizit unter die Aufsicht des Archivs gestellt - so wie übrigens auch die im zweiten Stock gelegene Bibliothek und die daran angrenzende Antikensammlung (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2000 und 2019).

Wertvolle Erschließungsarbeiten wurden nach dem Wechsel Anton Möraths zum Zentralarchiv um 1886 noch durch den Domanialkanzleidirektor Josef Schwarz geleistet, der v.a. das Urkunden- und das Amtsbuchrepertorium im Jahr 1906 vollendete (siehe unten bzw. im Vorwort zu Herrschaft Schwarzenberg, Amtsbücher). Nach Schwarz Tod im Jahr 1907 wurde das Archiv an den Revierförster Georg Monken und ein Jahr später an den Forstkontrolleur Gustav Lendl übergeben (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 3009; Amtsbücher 2023). Damit scheinen auch die archivischen Ordnungsarbeiten weitgehend zum Erliegen gekommen zu sein, wie die insgesamt 675 Bündel an ungeordnetem und/oder unverzeichnetem Material, die sich bis 1940 unter der Bezeichnung "Perlustranda" (d.h. "noch Durchzusehendes") ansammelten, erkennen lassen. Die letzten Bearbeitungsbelege sind die in zahlreichen Repertorien enthaltenen Revisionsvermerke von Ferdinand Andraschko (geb. 1903, gest. 1992) aus dem Jahr 1934, der damals offenbar als Abgeordneter des Krumauer Zentralarchivs eine Inventarisierung des Gesamtbestands durchführte, bevor er 1955 selbst Leiter der schwarzenbergischen Archive wurde (http://www.kohoutikriz.org/priloha/andra.php, Stand: 18.4.2016). Auch war nach dem Ersten Weltkrieg von einem kriegsbeschädigten Meiereipächters-Sohn ein Zettelkatalog mit Namens- und Sachschlagworten erstellt worden, der nicht mehr erhalten zu sein scheint.

Die Kenntnis über Letzteres ist dem Nürnberger Staatsarchivdirektor Fridolin Solleder zu verdanken, der 1942 in Begleitung des schwarzenbergischen Forst- und Domänendirektors Frank das Archiv besichtigte und über die Situation während des Zweiten Weltkriegs einen schriftlichen Bericht niederlegte. Solleder schreibt: "Das im Stil der Spätrenaissance zwischen 1607 und 1615 erbaute Schloss war mit 100 Lübecker und Rostocker Frauen und Kindern belegt. Ihnen zu Liebe mussten 2 Archivräume geräumt werden, selbst das Vorzimmer zum eigentlichen Archiv war von einer Mutter mit 7 Kindern belegt, ein zweiter Vorraum diente als Bad und Klosett. Die Archivalien waren notgedrungen derart gehäuft und gestapelt, dass eine Archivbenützung, selbst für vordringliche Verwaltungsfälle, nur schwer möglich war. Alle Türen waren mit Kinderwagen verstellt. Der Betreuer des Schwarzenbergischen Herrschaftsarchivs war zur Wehrmacht eingezogen." (Nachlass Solleder).

1944, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das bereits 1939 zur Flüchtung vorbereitete schwarzenbergische Archiv zusammen mit allen Findbehelfen aus Scheinfeld in das schwarzenbergische Zentralarchiv nach Krumau in Böhmen (Cesky Krumlov) verbracht. In Scheinfeld verblieb nur ein zufälliger Rest in Gestalt der 265 Bände fränkischen Kreistagsdictata und -Protokolle, die noch in der rund 3.000 Bände umfassenden Schlossbibliothek standen und beim Umzug des Archivs keine Berücksichtigung fanden (vgl. Archive im deutschsprachigen Raum, Berlin 1974, S. 906).

Die Rückführung der aus Sicherheitsgründen nach Krumau gelangten schwarzenbergischen Herrschaftsarchive war über Jahrzehnte Gegenstand intensiver politischer Verhandlungen. 1996 konnte zunächst das 1915 nach Krumau verbrachte Herrschaftsarchiv Murau an die Steiermärkische Archivverwaltung übergeben werden, die mit dem Haus Schwarzenberg einen Austausch gegen Kostenausgleich vornahm, so dass das Archiv nun wieder in Murau benutzt werden kann.

Am 3. Oktober 2011 wurde das "Schwarzenberg-Archiv" der Herrschaft Schwarzenberg und Seinsheim - für das die Familie mit Vergleich vom 10. Mai 1965 von der Bundesrepublik Deutschland finanziell entschädigt worden war - von der Tschechischen Republik an die Bundesrepublik Deutschland übergeben und vom 25.-28. November 2011 aus dem Archivdepot in Schloss Orlik in das Staatsarchiv Nürnberg verbracht, wo es seitdem verwahrt wird. Bei der Übergabe wurde der Umfang auf rund 716 lfm Akten und Bände (ca. 45.000 Archivalieneinheiten) sowie 29,4 lfm Urkunden beziffert. Nach der von 2012 bis 2017 vorgenommenen Erschließung umfasst das Archiv nun 812,77 lfm (zuzüglich 91,6 lfm noch unerschlossener "Perlustranda").


Der Urkundenbestand

Seit wann das Archiv zu Schwarzenberg über einen eigenen Urkundenselekt verfügte, ist nicht bekannt. Im Anhang zu Bergers Archivgeschichte von 1873 wird die Menge mit 1.932 Stück angegeben. Unmittelbar darauf, in den Jahren 1874 bis 1881, erhielt der Selekt eine erhebliche Ausweitung und Überarbeitung durch Anton Mörath.

Möraths Plan vom 8. August 1874, der im Zuge der räumlichen Verlegung des Archivs auch verwirklicht wurde, sah die systematische Herausziehung sämtlicher Urkunden und Urkundenabschriften aus den alten Aktenarchiven ("Schwarzenberger Archiv" und "Seinsheimer Archiv"), ihre Zusammenführung mit dem bisherigen Urkundenselekt, die chronologische Aneinanderreihung, Regestierung, Verschlagwortung sowie die Umlegung in standardisierte Umschläge, neue Holzkisten und neue Schränke vor. Die ursprünglichen Archivprovenienzen wurden bewusst durch entsprechende Signaturangaben auf den Urkundenumschlägen sowie durch Verweise in den Aktenrepertorien festgehalten. Auch aus den "Perlustranda" und anderen Registraturbeständen wurden damals Urkunden dem Selekt hinzugefügt (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2000 und 2016).

Von der großen Zahl an Urkunden, die im Laufe des 19. Jahrhunderts ans Zentralarchiv abgegeben werden mussten - allein in den Altfindmitteln sind ca. 30 Fälle vermerkt -, wurden Abschriften angefertigt; ebenso gezielte Kopien aus anderen Archiven gesammelt (vgl. Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2004).

Die daraufhin in chronologischer Reihenfolge fortlaufend durchgezählten Urkunden wurden zunächst in Form von Zettelregesten erfasst und abschließend durch den schwarzenbergischen Domanialkanzleidirektor Josef Schwarz - hochbetagt - in den Jahren 1897 bis 1906 in die Form eines gebundenen Repertoriums gebracht (Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung 18; bzw. als ungebundene Vorstufe ebd. 22f.).


Bearbeitungshinweise

Als Grundlage für die vorliegende Verzeichnung diente das Schwarzsche Repertorium, das in den Jahren 2011 bis 2015 zunächst buchstabengetreu durch Lena Pechar M.A. elektronisch nacherfasst und von Dr. Daniel Burger sowie von Dr. Nicola Humphreys umfassend korrigiert wurde. Dabei wurde die Transkription zugunsten der Lesbarkeit der modernen Rechtschreibung angepasst, eindeutige Abkürzungen wurden stillschweigend aufgelöst und sprachliche Mängel kommentarlos eliminiert. Bezüglich der Eigennamen wurden die "Richtlinien der staatlichen Archive Bayerns für die Erstellung von Regesten (Stand: August 2010)" angewandt, d.h. die von Schwarz teilweise in der Originalschreibung angegebenen Orts- und Personennamen wurden normalisiert und nur bei stärkeren lautlichen Abweichungen in Anführungszeichen zusätzlich die Originalschreibungen (auf Schwarz basierend) beibehalten. Sämtliche Verzeichnungseinheiten wurden mit Einträgen im Orts- und Personennamenregister versehen. Die Angaben zur äußeren Beschreibung der Urkunden wurden zunächst aus der Schwarzschen Vorlage, die sich diesbezüglich äußerst knapp fasste, übernommen (i.d.R. nur "Kopie" bzw. "Ausfertigung"). Zudem wurde bei der Datenbankerfassung ein weiteres Gliederungsattribut in Form einer stichwortartigen Zusatzklassifikation erstellt, das in der Regel den im Betreff genannten Urkundentypus wiederholt (z.B. "Lehenrevers").

Einige inhaltlich herausragende Urkunden wurden nach modernen Gesichtspunkten neu regestiert, was an umfangreicheren Angaben zur äußeren Beschreibung sowie an der gesonderten Ausweisung der Siegler und Bürgen kenntlich ist - wenn auch um den Preis einer geringeren Einheitlichkeit der Verzeichnung. Bezüglich der Masse der weitgehend unverändert von Josef Schwarz übernommenen Urkundenregesten ist festzuhalten, dass sie zwar wohl den wesentlichen Rechtsinhalt, nicht aber alle vorkommenden Detailbestimmungen und Eigennamen der Urkunden enthalten, mithin nicht in jeder Hinsicht modernen Richtlinien entsprechen dürften. Illustrierend hierzu sei der oben erwähnte Plan Anton Möraths aus dem Jahre 1874 zitiert, die Regesten "so kurz als möglich zu machen, da der Benützer des Urkundenarchives ohnehin die Originale zur Hand nehmen muss" (Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2000). Dies betrifft auch die Schreibung der Eigennamen, von deren buchstabengetreuer Wiedergabe bei Josef Schwarz nicht durchgehend ausgegangen werden kann. Eine Überprüfung der Regesten in dieser Hinsicht muss allerdings künftigen Bearbeitern überlassen bleiben.

Eine Rückführung der Urkunden in die Aktenbestände erschien aus verschiedenen Gründen (Aufwand, Übersichtlichkeit, Problem der ungeklärten "Reste") nicht angeraten. Ebenso wurde von einer Herauslösung der bloßen Abschriften - 1118 Urkunden sind lediglich als Kopie erhalten, hinzu kommen zahlreiche den Ausfertigungen beiliegende Kopien - Abstand genommen. Auch einige Grenzfälle ("versiegelte" Register und Güterbeschreibungen) wurden im Urkundenselekt belassen, im Amtsbuchselekt aber mit einem entsprechenden Hinweis verknüpft. Ferner wurde der Urkundenbestand noch durch einzelne Archivalieneinheiten aus den Reihen der Amtsbücher, Rechnungen und Perlustranda ergänzt. Diese wurden - wie schon Ende des 19. Jahrhunderts praktiziert - durch Zusatzbuchstaben an der entsprechenden Stelle der Chronologie eingereiht (z.B. "Nr. 1977 a") und ihre Herkunft durch entsprechende Nachweise im Feld "Archivische Altsignatur" gekennzeichnet.

Im Herbst 2015 erfolgte die Umlegung der Archivalieneinheiten aus den bisher 42 hölzernen Urkundenkisten in moderne Aluminiumkästen und in säurefreie Umschläge. Dabei wurden mehrere lose Siegel aufgefunden, von denen zwei keiner Urkunde eindeutig zugeordnet werden konnten und als neue Nr. 3451 dem Bestand angehängt wurden.

2017 wurden durch Dr. Nicola Humphreys die erwähnten Altsignaturen von den alten Urkundenumschlägen in die Datenbank übernommen (Feld "Registratursignatur/AZ"). Als Ursprungsprovenienzen kristallisierten sich dadurch folgende Teilfonds heraus: "Schwarzenberger Archiv" (2075 AE), "Seinsheimer Archiv" (964 AE), "Registratur" (529 AE), "Amt Geiselwind" (3 AE), "Amt Scheinfeld" (2 AE), "Amt Schnodsenbach" (2 AE) sowie das sonst (noch) nicht mit Unterlagen greifbare "Astheimer Klosterarchiv" (89 AE, möglicherweise im Zusammenhang mit dem 1805 erfolgten Erwerb der Klostergebäude durch die Fürsten von Schwarzenberg stehend; siehe Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden 3007; vgl. auch die Akten in Herrschaft Schwarzenberg, Registratur 2164 und 3551).

Nach der Aufnahme der alten Aktenzeichen konnte der bislang lediglich chronologisch zugängliche Urkundenselekt mit einer Sachgliederung versehen werden, der eine virtuelle Trennung nach Provenienzen ("Urkunden aus dem Schwarzenberger Archiv" usw.) vorgeschaltet wurde. Die Sachgliederung orientiert sich (mit Ausnahme gelegentlicher Ergänzungen und unter Weglassung der nicht belegten Gliederungsrubriken) an den Aktenplänen der jeweiligen Ursprungsfonds. Die Zuordnung der Einzelobjekte innerhalb der Provenienzen wurde nicht unbedingt nach altem Aktenzeichen, sondern nach inhaltlicher Schlüssigkeit getroffen. Diejenigen Urkunden, die aufgrund ihrer Provenienz den historischen Registraturschnitt zwischen dem Schwarzenberger bzw. Seinsheimer Archiv und der Gemeinsamen Registratur im Jahr 1783 über- oder unterschritten, wurden mit einem zusätzlichen Verweis-Datensatz auch in demjenigen Abschnitt nachgewiesen, in dem sie den Laufzeiten zufolge eigentlich zu erwarten waren. Sofern keine Provenienz auf dem alten Urkundenumschlag stand, wurden die Stücke nach Ermessen in die Gliederung eingeordnet. Dieses Vorgehen schien vertretbar, da es nur 93 Urkunden betraf (zu erkennen an fehlenden Angaben im Feld "Registratursignatur/AZ").


Bilanz

Aktuell umfasst der Bestand die Nummern 1-3.451 aus den Jahren 1315 bis 1899 und beläuft sich auf 3.665 Archivalieneinheiten (zzgl. 6 Fehlnummern und 85 Hinweis-Datensätzen). Von den Fehlnummern wurden zwei bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als solche bemerkt.

Eine größere Zahl von gebundenen Urkundenabschriften ist im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Amtsbücher" unter der Rubrik "Kopialbücher" zu finden. Weitere Sammelfaszikel mit Urkundenkopien befinden sich im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Schwarzenberger Archiv" unter 3.51[c]. Viele Urkunden dürften nach wie vor auch in den Akten liegen.

Als systematische Findmittel seien schließlich einige handschriftliche Indices des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts empfohlen, die sich im Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Archivverwaltung" befinden:

- Archivverwaltung 6: Auszüge aus den Repertorien des Archivs in Schwarzenberg über die wichtigsten Erwerbsurkunden von 1343 bis 1812;
- Archivverwaltung 8: Sachthematisches Register zum Urkundenselekt (Konzept);
- Archivverwaltung 16: Verzeichnis Schwarzenberger Urkunden von besonderem Interesse für die fürstliche Familie;
- Archivverwaltung 19: Register zum Urkunden-Repertorium des Schwarzenberger Archivs (= Sachregister über diejenigen Urkunden, welche Reichsgeschäfte und sonstige Interessen der fürstlichen Familie betreffen);
- Archivverwaltung 20: Register der im fürstlich schwarzenbergischen Archiv zu Schwarzenberg befindlichen Urkunden (= Orts-, Personen- und Sachregister, betrifft nur die ca. 50 ältesten Urkunden);
- Archivverwaltung 24: Urkunden des Archivs in Schwarzenberg, die in Hinsicht auf den Gegenstand oder Inhalt, die Schrift oder Unterschrift oder die Siegel von besonderem Interesse sind (betrifft einige der Urkunden Nr. 1-1466a).


Nürnberg, 2. Juni 2017
Dr. Nicola Humphreys
(unter Vorarbeit von Dr. Daniel Burger)

Reference number of holding
Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden
Extent
3665
Language of the material
deutsch

Context
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> IV. Nichtstaatliches Archivgut >> B. Archive des Adels, adelige Standesherrschaft und Jurisdiktion >> 1.) Adelsarchive >> Schwarzenberg, Fürsten >> Herrschaft Schwarzenberg
Related materials
Zu bestellen unter:
Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden + Bestellnummer

Provenance
Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden
Date of creation of holding
1315-1899

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
23.05.2025, 9:30 AM CEST

Data provider

This object is provided by:
Staatsarchiv Nürnberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand
  • Urkunden

Associated

  • Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden

Time of origin

  • 1315-1899

Other Objects (12)