Bestand

Herrschaft Schwarzenberg, Bauverwaltung (Bestand)

Vorwort: Die Schwarzenberger Bauverwaltung

Die Grafen bzw. Fürsten Schwarzenberg verfüg(t)en über zahlreiche Bauten, unter welchen die Schlösser in Österreich und Böhmen zweifellos die prächtigsten waren - die Schlösser in Wien oder Prag, die Burg in Böhmisch Krumau (tsch. Cesky Krumlov), Worlik (tsch. Orlik nad Vltavou) oder die historistische Anlage von Frauenberg (tsch. Hluboka nad Vltavou) sind hier die bekanntesten. Demgegenüber stehen die Bauten in den fränkischen Stammlanden - voran die namengebende Burg Schwarzenberg in Scheinfeld (Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim)- zurück, obwohl die Fürsten sie nie aus dem Blick ließen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden an den Schwarzenberger Besitzungen in Franken umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt, an deren Spitze zumindest in der Außenwirkung die Renovierung des Schwarzenberger "Stammschlosses" in Scheinfeld stand. Im Archiv der Herrschaft Schwarzenberg, das sich seit 2012 im Staatsarchiv Nürnberg befindet (siehe Archivnachrichten Nr. 61/2011, S. 4 f. und Nr. 62/2012, S. 3 f.), sind hierzu zahlreiche Bauakten erhalten geblieben, zu deren Einordnung ein Blick auf die Organisation des fürstlichen Bauwesens in Franken hilfreich ist.

Die Organisation der Bauverwaltung im 19. und frühen 20. Jahrhundert

Die ältesten derzeit als "Bauakten" anzusprechenden Unterlagen betreffen Schloss Schwarzenberg und stammen aus der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, jedoch ist noch keine eigenständige Organisation als Baubehörde o.ä. fassbar. Bis zu einer näheren Analyse der umfangreichen Aktenbestände (v.a. Akten der Zentralverwaltung zu Schwarzenberg) kann zur Organisation der fürstlichen Bauverwaltung im Alten Reich wenig ausgesagt werden, doch geben Personalakten erste Hinweise: 1787 wurde der Bauinspektor Joseph Brockard (gest. 1807) zur Besorgung des herrschaftlichen Bauwesens angestellt, welcher zum Baudirektor aufstieg und diese Stellung kurz vor seinem Tod an den Sohn Franz Brockard (1776-1847) weitergab.

Am Hof zu Schwarzenberg bestand als "Localbauorgan" eine "fürstliche Bauverwaltung" (auch "fürstliches Bauamt"). Dieses Bauamt erhielt am 20. April 1822 eine eigene, ausführliche Instruktion. Es bildete sich spätestens im 19. Jahrhundert eine Hierarchie aus Baudirektion am Ort der Zentralverwaltung und nachgeordneten Bauämtern heraus. Dies scheint aber vor allem eine Nachordnung in baufachlicher Hinsicht gewesen zu sein, denn nach den bislang bekannten Akten hatte auch die "örtliche" Domanialkanzlei zu Schwarzenberg eine gewisse Aufsichtsfunktion. Für das Bauschaffen in der Herrschaft Schwarzenberg zwischen 1875 und 1890 ist der fürstlich schwarzenbergische Baumeister Wenzel Hinke als wichtige Person hervorzuheben, der eine Vielzahl an Plänen (unter-)zeichnete. Etliche Pläne tragen Revisions- oder Billigungsvermerke der vorgesetzten fürstlichen Baudirektion, so dass der Instanzenzug ablesbar ist. Es ist daher davon auszugehen, dass hinsichtlich der Baumaßnahmen eine wichtige weitere Überlieferung an zentralbehördlicher Stelle, d.h. zu Wien und später zu Krumau, vorhanden war. Als 1877 Fürst Johann Adolph II. zu Schwarzenberg die Anfertigung von Baukatasterplänen sämtlicher Gebäude anordnete, sollten diese in Kopie zur Baudirektion (nach Krumau) eingesendet werden. Hinsichtlich der Terminologie im 19. Jahrhundert ist bemerkenswert, dass u.a. die Pläne oft in einer Kopfzeile mit "Fürstentum Schwarzenberg" bezeichnet wurden, obwohl es sich um Besitzungen der mediatisierten Standesherren im Königreich Bayern handelte.

Fürst Adolf Joseph zu Schwarzenberg (geb. 1832, gest. 1914) löste mit Wirkung vom 1. Juli 1892 die Baudirektion auf. Zur Leitung und Überwachung des Baudienstes auf seinen Besitzungen wurden stattdessen drei sog. Bauleitungen eingerichtet:

1. Die Bauleitung in Krumau (tsch. Cesky Krumlov) für die Domänen Krumau mit Schwarzbach (tsch. Cerna v Posumav), Winterberg (tsch. Vimperk), Stubenbach-Langendorf (tsch. Prasily bzw. Dlouha Ves) sowie die Besitzungen in Schwarzenberg [Unterstreichung DB], Steiermark, Niederösterreich und Salzburg; bis auf weiteres auch für die Domänen Wittingau (tsch. Trebon), Bry, Cheynow (ehem. Bechiner Kreis), Protiwin (tsch. Protivin), Nittolitz-Libejic (tsch. Netolice bzw. Libejovice), die Tonwarenfabrik Zliw (tsch. Zliv) und die Zuckerfabrik Budweis (tsch. Ceske Budejovice).

2. Die Bauleitung in Frauenberg (tsch. Hluboka nad Vltavou), vorläufig für die Domäne Frauenberg.

3. Die Bauleitung in Zittolieb (tsch. Citoliby) für deren bisherigen Umgriff.

Diese Bauleitungen hatten ihre Aufgaben "selbstständig und diesfalls mit den Befugnissen und Verpflichtungen der bisherigen Baudirektion" zu regeln. "Die zur Besorgung des localen Baudienstes auf den einzelnen Domänen dislocirten Bauorgane werden den betreffenden Bauleitungen unterstellt." Als Vorstand der Bauleitung Krumau fungierte der Bauingenieur Johann Belohoubek, dem als Unterstützung "in die Besorgung des Local-Baudienstes und in den Geschäften der Sectionsleitung" die Bauingenieure Joseph Krippner und Franz Sosna, die Baumeister Wenzel Hinke (s.u.), Holy und Spiess, sowie der Kanzlist Martin Wastl beigestellt wurden.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs mussten größere Baumaßnahmen entfallen. Es ist anzunehmen, dass in der Zwischenkriegszeit nur wenig gebaut oder renoviert wurde - die (reponierten) Unterlagen der Bauverwaltung enden jedenfalls zuvor.

Überlieferung und Bestandsbildung

2011 wurde das Archiv der Herrschaft Schwarzenberg wieder nach Franken zurückgebracht und im Staatsarchiv Nürnberg neu erschlossen (zur Familien-, Verwaltungs- und Archivgeschichte siehe allgemein das Vorwort zum Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Urkunden"!). Unter den 1944 von Schwarzenberg nach Böhmen verbrachten Archivalien befanden sich auch 16 verschnürte Pakete (Nr. 1674-1688) der fürstlichen Bauverwaltung zu Schwarzenberg. Sie bildeten das Ende der verpackten reponierten (d.h. nicht mehr aktuell benötigten) Registraturen, ein erster Hinweis auf eine bis dato separate Lagerung. Tatsächlich fügt sich auch das Schema der Aktenzeichen nicht in das der übrigen Registraturen, die nach einem einheitlichen Aktenplan arbeiteten. Dies sprach dafür, (wieder) einen eigenen Bestand aufzubauen und hierbei möglichst die historische Gliederung nach Generalakten und den einzelnen Domänen (Schwarzenberg, Seehaus, Wässerndorf) zugrunde zu legen. Die Unterlagen umfassen etwa den Zeitraum 1839 bis 1904, wobei ein deutlicher Schwerpunkt in den Jahren zwischen etwa 1852/53 und 1885 liegt. Im Zentrum stehen dabei die Baumaßnahmen an den herrschaftlichen Wirtschaftsgebäuden (Meiereien, Brauereien). Die in Mappen zusammengefassten Pläne waren zusammen mit den Akten verwahrt. Sie wurden aus konservatorischen Gründen 2013/14 von den Akten gelöst, die vielfach gefalteten Pläne plangelegt und einzeln verzeichnet (nun im neuen Selekt "Herrschaft Schwarzenberg, Karten und Pläne").

Die Mehrzahl an Akten (und Plänen) nimmt das Bauwesen in der Domäne Schwarzenberg ein. Hierzu gehörten die Restaurierungsarbeiten am Stammschloss mit Kapelle (siehe Abb.), die Beamtenwohnungen, die dem Schloss vorgelagerten Wirtschaftsgebäude mit der Meierei und dem Brauhaus sowie die ebenfalls im Vorburghof untergebrachte Schule, dann das Gasthaus und andere Gebäude. Ebenfalls zur Domäne Schwarzenberg zählten die Meiereien Fischhof (Gde. Iphofen, Lkr. Kitzingen) und Schnodsenbach (Gde. Scheinfeld, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim) (zu letzterem siehe Nachrichten 65/2013, S. 29-31) sowie verschiedene Forstgebäude. In Scheinfeld selbst gab es Bauten im herrschaftlichen Gericht, Arrestgebäude und im Spitalbereich.

Die Domäne Seehaus spiegelt sich in Bauakten zum dortigen Schloss samt Kapelle, Schule und Meierei, dann den Meiereien Wüstphül und Herbolzheim wider (alle Gde. Markt Nordheim, Lkr. Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim). Auch zur Ruine der Burg Hohenlandsberg (zerstört im Zweiten Markgrafenkrieg 1554) existiert ein einzelner Bauakt über den Bau und Unterhalt eines historistischen Aussichtsturmes 1870-1886.

Die Domäne Wässerndorf (Gde. Seinsheim, Lkr. Kitzingen) ist ganz analog wiederum mit Bauakten über das Schloss (1945 ausgebrannt; als Auslagerungsort des Staatsarchivs Würzburg mit besonders schwerwiegenden Verlusten für die bayerische Archivlandschaft) und die Meierei Wässerndorf vertreten, weiterhin mit Akten über die Meiereien Winkelhof (Gde. Seinsheim, Lkr. Kitzingen) und Gnötzheim (Gde. Martinsheim, Lkr. Kitzingen).

Nicht in das Schema der Domänen fallen Akten zu Bauten in Marktbreit (Lkr. Kitzingen) und im ehemaligen Kartäuserkloster Astheim (Gde. Volkach, Lkr. Kitzingen). Letzteres, eine Gründung der Seinsheim-Schwarzenberg, hatte einst als Familienbegräbnis gedient, und die Gebäude waren nach der Säkularisation von der fürstlichen Familie erworben worden.

Die Anzahl von lediglich 162 Akten (und 145 Plänen) muss am kurzen Zeitraum 1822 bis 1904 gemessen werden, zumal es sich um die Überlieferung der reponierten Akten handelt, d.h. es dürfte noch eine unbekannte Anzahl an "laufenden" Akten gegeben haben. Insgesamt spiegelt sich in den Akten der Bauverwaltung die hohe Stellung der Landwirtschaft für die fürstliche Verwaltung deutlich wider, mit klarem Bestreben zur Modernisierung. Dies wirft ein interessantes Licht auf die Rolle des Adels im Königreich Bayern.

Die in Mappen zusammengefassten Pläne waren zusammen mit den Akten verwahrt, sie wurden aus konservatorischen Gründen von den Akten gelöst, die vielfach gefalteten Pläne plangelegt und einzeln verzeichnet (siehe nun Selekt "Herrschaft Schwarzenberg, Karten und Pläne").

Nürnberg, im Dezember 2014
Dr. Daniel Burger

Nachtrag: 2016 wurden 5 Kopierbücher (Ein- und Auslaufstagebücher) der Bauverwaltung aus dem Bestand "Herrschaft Schwarzenberg, Rechnungen" dem Bestand "Bauverwaltung" angefügt.

Reference number of holding
Staatsarchiv Nürnberg, Herrschaft Schwarzenberg, Bauverwaltung
Extent
163
Language of the material
deutsch

Context
Staatsarchiv Nürnberg (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Staatsarchivs Nürnberg >> IV. Nichtstaatliches Archivgut >> B. Archive des Adels, adelige Standesherrschaft und Jurisdiktion >> 1.) Adelsarchive >> Schwarzenberg, Fürsten >> Herrschaft Schwarzenberg

Date of creation of holding
1839-1904
Provenance
Herrschaft Schwarzenberg, Bauverwaltung

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Last update
18.10.2023, 9:31 AM CEST

Data provider


Object type


  • BestandAkten

Associated


  • Herrschaft Schwarzenberg, Bauverwaltung

Time of origin


  • 1839-1904

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