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Bremse statt Motor: Armut und soziale Ungleichheit behindern eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung

"Investieren bedeutet unter anderem, Ressourcen nicht zu konsumieren, sondern so einzusetzen, dass sich daraus zu einem späteren Zeitpunkt ein größerer Nutzen ziehenlässt. Intertemporale Wirtschaftsentscheidungen, wie die, ob vorhandener Weizen verzehrt oder aber der Samen angebaut wird, um Monate später eine größere Menge an Nahrung zur Verfügung zu haben, hängen dabei wesentlich von der aktuellen Güterausstattung ab. Es bedarf eines Überschusses an Ressourcen, um einen Teil davon abzweigen zu können, ohne Mangel dadurch zu erleiden; insbesondere keinen Mangel an Nahrung, aber auch nicht an anderen Gütern, die in einer Gesellschaft zum durchschnittlichen Lebensstandard gehören. Armut und zu hohe soziale Ungleichheit können demzufolge hinderlich für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung sind. Klassiker der Ökonomie wie Eugen von Böhm-Bawerk und Irving Fisher haben bereits den Einfluss von Mangel auf die Unfähigkeit zum langfristig orientierten Handeln beschrieben. Die Bedeutung dieses Zusammenhangs gerät in zeitgenössischen ökonomischen Analysen jedoch wieder aus dem Blick. Dabei könnte ermöglicherweise erklären, warum sich empirisch keine Anzeichen für eine Bestätigung der neoklassischen Konvergenzthese finden lassen. Die These besagt, dass sich langfristig alle Ökonomien auf ein gleich hohes wirtschaftliches Entwicklungsniveau hin bewegen, solange es keine störenden staatlichen Einflüsse gibt. Die Empirie zeigt aber: In der Regel bleiben reiche Staaten reich und arme arm, obwohl viele der reicheren Staaten über ein gut ausgebautes soziales Sicherungssystem verfügen und in den ärmeren Ländern die Wirtschaft oft kaum durch wohlfahrtsstaatliche Eingriffe 'gestört' wird. Aber nicht nur Entwicklungsländer können in einer 'Armutsfalle' feststecken. Der Verfasser wird die These aufstellen, dass sich (relative) Armut und Ungleichheit auch in reichen Industrienationen negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung auswirken können. Die Betonung liegt hierbei auf nachhaltigem Wirtschaften. Zwar können Staaten mit einem größeren Ausmaß an Armut und Ungleichheit hohe Wachstumsraten verzeichnen, jedoch sind hier Investitionen häufiger auf kurzfristige Erfolge angelegt sind und es werden weniger Mittel für den langfristigen Erhalt der Produktionsbasis aufgewendet. Empirische Daten zum nachhaltigen Wirtschaften, wie zum Beispiel der 'Genuine Savings Indicator' der Weltbank, sprechen für diese These." (Autorenreferat)

Bremse statt Motor: Armut und soziale Ungleichheit behindern eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung

Urheber*in: Lantzsch, Jana

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

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Weitere Titel
Brake instead of driving force: poverty and social inequality are hindering sustainable economic development
ISBN
3-593-37887-6
Umfang
Seite(n): 2969-2978
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004

Erschienen in
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2

Thema
Soziale Probleme und Sozialdienste
Soziologie, Anthropologie
Wirtschaftssoziologie
soziale Probleme
Industriegesellschaft
Investition
nachhaltige Entwicklung
Wirtschaftsentwicklung
Armut
Staat
Entwicklungsland
Nachhaltigkeit
soziale Ungleichheit
empirisch
empirisch-quantitativ

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Lantzsch, Jana
Ereignis
Herstellung
(wer)
Rehberg, Karl-Siegbert
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-143252
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Lantzsch, Jana
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 2006

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