Bestand
Weltliche Lagerbücher: Amt Großsachsenheim (Bestand)
Inhalt und Bewertung
Erfassung herrschaftlicher Rechte (Gericht und Gerichtsgefälle, Fron, Handlohn, Hauptrecht, Abzug, Steuer, Ungelt, Zehnten, Zoll), herrschaftlicher Güter und Gewässer sowie der Einnahmen aus Zinsen und Gülten für das Amt / Oberamt Großsachsenheim.
Die Güter der "Untertanen" sind durch Angabe der Bezimmerung, der Lage in den Zelgen, der Morgen- bzw. Viertelzahl und durch die anstoßenden Nachbargrundstücke erfasst. Einzechtige Güter sind von geschlossenen unterschieden.
1. Zur Geschichte des Amts Großsachsenheim: Sachsenheim, seit dem 14. Jahrhundert Großsachsenheim, war Sitz der bekannten und reichbegüterten Edelfreien ¿von Sachsenheim¿. Lehensleute der Grafen von Vaihingen, seit Mitte des 14. Jahrhunderts der Grafen von Württemberg, erhoben die von Sachsenheim 1495 den Ort zur Stadt. Nach dem Aussterben der Familie fiel das Lehen 1561 an Württemberg heim. Es entstand (1565) das württembergische Amt Großsachsenheim, zu dem Kleinsachsenheim, Metterzimmern, Sersheim (seit 1589 dann vollständig von Württemberg erworben) und Untermberg gehörten. Untermberg war ursprünglich Burgflecken zur alten Stammburg der von Sachsenheim gewesen, wo Württemberg seit 1481 (in Sersheim seit 1436) einzelne Rechte innegehabt hatte. Die Entwicklung der umliegenden Städte ließ das Stadtrecht für Großsachsenheim in Vergessenheit geraten. Herzog Carl Eugen erkannte es 1747 ausdrücklich wieder zu. Oberamt aber wurde das kleine Amt nicht. 1808 wurde die Stadt Großsachsenheim dann zusammen mit den zugehörigen Orten es Amtes dem Oberamt Vaihingen zugeordnet.
2. Zur Geschichte und Ordnung des Bestands: 2.0 Seit 1422/1423 wurden in Württemberg bei der von der Rentkammer zentral gesteuerten systematischen Aufzeichnung von Besitzungen, Rechten und Einkünften in Lagerbüchern mehrere gleichlautende Reinschriften erstellt: Ein Exemplar verblieb in der Kanzlei der Rentkammer, ein zweites wurde im Archiv hinterlegt, eine dritte Reinschrift erhielt die zuständige Kellerei, die in der Zeit des aktuellen Gebrauchs Nachträge vermerkte. Das heutige Lagerbuchselekt führt verschiedene ältere Reihen zusammen: 2.1 Die altwürttembergische Reihe "weltliche Lagerbücher" Ursprünglich umfasste diese Reihe die Archivexemplare, die häufig den Außen-vermerk "Archiv" tragen. Im Laufe der Zeit wurden diesem Bestand Konzepte, Mehrfertigungen und Lagerbücher der 1806 neu erworbenen Herrschaften hinzugefügt, so dass ein Mischbestand erwuchs, der 1938 anlässlich der Neugliederung der Bestände durch K.O. Müller die Bestandsbezeichnung H 1 erhielt. 2.2 "Dublettenreihe" Seit 1908 wurden unter der etwas irreführenden Bezeichnung "Dublettenreihe" Mehrfertigungen, aber auch Konzepte und Abschriften von Lagerbüchern geistlicher und weltlicher altwürttembergischer sowie neuwürttembergischer Herrschaften zusammengeführt. Der Bestand gelangte ins Staatsarchiv Ludwigsburg und erhielt die Signatur H 6. 2.3 Lagerbuchreihe des Finanzarchivs Im Rahmen der Neuordnung 1806 wurde der überwiegende Teil der altwürttembergischen Lagerbücher aus den Registraturen der Bezirksämter den Kameralämtern übergeben, die - ausgehend von den aktuellen Verwaltungsbedürfnissen - umfangreiche Kassationen und Umordnungen vornahmen. Allmählich gaben die Kameralämter die Lagerbücher an das 1822 eingerichtete Finanzarchiv ab. Nach erneuten Kassationen und uneinheitlicher Ordnung wurden in dieser Zeit für ungefähr die Hälfte der Überlieferung provisorische Verzeichnisse erstellt. Die dabei vergebenen rund 4200 Zahlensignaturen sind mit Blaustift auf der Vorderseite vermerkt. 1924 übernahm das Staatsarchiv Ludwigsburg die Lagerbuchbestände des aufgelösten Finanzarchivs und wies sie der Bestandsgruppe H 6-10 zu. 2.4 "Sonderreihe" des Staatsarchivs Ludwigsburg Bruchstückhaft blieb um 1930 der Versuch, aus der Überlieferung des Finanzarchivs diejenigen Erneuerungen in einer Reihe zusammenzuführen, die in den Stuttgarter Lagerbuchbeständen fehlten. 2.5 Beständebereinigung durch K.O. Müller K.O. Müller löste den von ihm gebildeten Mischbestand H 1 (s. o.) in einer zweiten Verzeichnungsphase auf, indem er die altwürttembergischen Lagerbücher im Bestand A 295 zusammenfasste und die neuwürttembergischen Lagerbücher den Reihen B 1-5 zuwies. Nach Abgabe der in Ludwigsburg befindlichen Lagerbücher an das Hauptstaatsarchiv Stuttgart im Juli 1950 wurde unter der Leitung von F. Pietsch der gesamte Überlieferungskomplex neu gegliedert. Aus pragmatischen Gründen verzichtete man dabei auf die Rekonstruktion der Registraturen der Kanzlei, des Archivs sowie der Kellereien in eigenen Reihen. Vielmehr vereint der heutige Bestand H 101, gruppiert nach Oberämtern, alle überlieferten Exemplare einer Erneuerung - also Konzepte, Reinschriften, Abschriften - in einer Reihe. Dies gilt auch für Freudenstadt, für das Lagerbücher ab 1606 angelegt wurden.
3. Zur Verzeichnung des Bestands: Nach der Zusammenführung der Lagerbuchbestände im Hauptstaatsarchiv Stuttgart 1950 war die anschließende Neuordnung, um 1960 im wesentlichen abgeschlossen. Damit konnte eine Neuverzeichnung in Angriff genommen werden. Angesichts der zu bewältigenden großen Mengen entwarfen H.-M. Maurer und H. Natale 1974 "Richtlinien zur Kurzverzeichnung von Lagerbüchern" und trieben die Erschließung der Lagerbuchselekte mit den bestehenden geringen Personalressourcen unter Einbeziehung von Auszubildenden und Aushilfskräften voran. Inzwischen liegen für den kompletten Bestand H 101 Konzeptverzeichnungen vor, die allerdings nur sehr eingeschränkt benutzt werden können. Bei der laufenden Überarbeitung dieser Konzeptverzeichnungen wird auf die in den Richtlinien vorgesehene Erfassung von Reskripten und Notizen verzichtet. Auf vorhandene Reskripte wird allerdings weiterhin im "Enthält-Vermerk" hingewiesen. und die Laufzeit in die Gesamtlaufzeit des Bandes aufgenommen. Der Verzeichnung liegt folgendes Schema zugrunde: 1. Bandnummer, 2. Titel, 3. Genetische Stufe und Behördenprovenienz, 4. eventuelle Register, 5. Renovator(en), 6. Inhalte und Darstellungsweise, 7. Orte, 8. Urkunden, 9. äußere Bandbeschreibung, 10. enthaltene Beilagen oder Reskripte, 11. Vorsignaturen, 12. Umfang, 13. Jahr der Anlage. Die Angaben zum Titel entsprechen soweit als möglich den auf den Vorsatzblättern der Bände zu findenden Innentiteln, was durch Anführungszeichen verdeutlicht wird. Weiterhin erfolgte eine Neusignierung entsprechend dem gängigen Signaturenschema der Lagerbuchselekte: Die bestehende Durchnummerierung wird durch Zwischennummern für die einzelnen Ämter (H 101/1 Altensteig bis H 101/64 Winnenden) mit jeweiliger Neuzählung der einzelnen Bände ersetzt. Alte und neue Signaturen können der Konkordanz entnommen werden. Die Bearbeitung der vorhandenen Titelaufnahmen des Bestandes H 101/21 schloss der Unterzeichnete im Mai 2007 ab. Der Bestand umfasst 20 Bände (in denen 29 verschiedene Urkunden aus der Zeit zwischen 1408 bis 1747 - oft mehrfach - in Abschriften überliefert sind). Die belegten Regale umfassen 1,4 m. Überlieferung zu (Groß-) Sachsenheim im Hauptstaatsarchiv Stuttgart ist über H 101/ 21 hinaus v.a. in folgenden Beständen zu finden: A 206 Oberrat: Ältere Ämterakten A 213 Oberrat: Jüngere Ämterakten A 249 Rentkammer: Ämterakten A 297 Weltliche Zins- und Haischbücher A 396 (Groß-) Sachsenheim W A 397 (Groß-) Sachsenheim G A 456 b Amtspflege (Groß-) Sachsenheim Stuttgart, im Juni 2007 Franz Moegle-Hofacker
Literatur: Bachteler, Kurt: Geschichte der Stadt Großsachsenheim, Großsachsenheim 1962. Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Hrsg. von dem Königlich statistisch -topographischen Bureau. Mit 3 Tabellen, 1 Karte, 1 Titelbild, 1 Ansicht. Stuttgart: Hallberger 1856, 253 Seiten Fritz Krohmer: Sachsenheim ¿ das Tor zum Stromberg. Sersheim (Hartmann) 1997, 63 S. (Hrsg. Stadt Sachsenheim) Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. III: Regierungsbezirk Karlsruhe, Stuttgart 1978. Maurer, Hans-Martin (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Sonderbestände (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg, 35), Stuttgart 1980, S. 122-125. Richter, Gregor: Lagerbücher- oder Urbarlehre. Hilfswissenschaftliche Grundzüge nach württembergischen Quellen. (Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg 36), Stuttgart 1978.
- Bestandssignatur
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, H 101/21
- Umfang
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20 Bände
- Kontext
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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Selekte >> Altwürttembergische Lagerbücher >> Hauptreihen des Kammer- und Kirchenguts >> Weltliche Lagerbücher der Oberämter (gesamt)
- Bestandslaufzeit
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1561-1771
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rechteinformation
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Es gelten die Nutzungsbedingungen des Landesarchivs Baden-Württemberg.
- Letzte Aktualisierung
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20.01.2023, 15:09 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1561-1771