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Zur "Kausalität'" von Geldmenge und Sozialprodukt

Exogenitätstests stellen empirische Verfahren dar, mit denen wechselseitig vermutete Abhängigkeiten zwischen zwei oder einer kleinen Zahl von Variablen auf ihre empirische Richtigkeit überprüft werden können. Sie gehen von der Überlegung aus, daß die Zukunft nicht die Vergangenheit beeinflussen kann ("post hoc ergo propter hoc"). Die Anwendung und Auswertung von Exogenitätstests ist allerdings nicht unproblematisch. Trotz zahlreicher Schwierigkeiten sind Exogenitätstests in der letzten Zeit häufig auch für die Bundesrepublik auf die Zusammenhänge zwischen Geldmenge und Einkommenentwicklung angewendet worden, allerdings bisher noch nicht für die Zentralbankgeldmenge, die von der Deutschen Bundesbank als monetäres Zwischenziel verwendet wird, und ebenfalls nicht für geschlossene Zeiträume, in denen eine aktive Geldmengensteuerung von der Deutschen Bundesbank betrieben wurde. Die hier vorgestellten Testergebnisse deuten darauf hin, daß in der Untersuchungsperiode (1973 – 1984) Schwankungen in der Geldmenge entsprechenden Änderungen im Sozialproduktverlauf vorausgingen und für Prognosen der Sozialproduktentwicklung geeignet waren; die Hypothese eines "umgekehrten" Zusammenhangs konnte in der Mehrzahl der Fälle für diese Stützperiode falsifiziert werden. Weiter abgegrenzte Geldmengenaggregate wie die Zentralbankgeldmenge und M3 zeigten bei diesen Tests bessere Zwischenzieleignung als die enger definierte Geldmengengröße M 1. Die . Geldmenge M2 scheint demgegenüber nach den hier durchgeführten Untersuchungen als Zwischenzielgröße ungeeignet zu sein. Die Exogenität der Geldmenge im Sinne einer simplen "monetaristischen" Interpretation des monetären Transmissionsprozesses läßt sich allerdings bei interdependenten ökonomischen Zusammenhängen ohne theoretische Deduktion bzw. ohne Rückgriff auf Strukturmodelle mit weitgehenden a priori-Restriktionen letzten Endes nicht begründen. Von daher sollten die Ergebnisse derartiger Tests als Vorstudien für weitergehende Untersuchungen angesehen werden, aber nicht als Verfahren zur Überprüfung von wirtschaftstheoretischen Konzeptionen.

Sprache
Deutsch

Erschienen in
Journal: Kredit und Kapital ; ISSN: 0023-4591 ; Volume: 19 ; Year: 1986 ; Issue: 3 ; Pages: 325-339

Klassifikation
Wirtschaft

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Geisler, Klaus-Dieter
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Duncker & Humblot
(wo)
Berlin
(wann)
1986

DOI
doi:10.3790/ccm.19.3.325
Letzte Aktualisierung
10.03.2025, 11:43 MEZ

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Objekttyp

  • Artikel

Beteiligte

  • Geisler, Klaus-Dieter
  • Duncker & Humblot

Entstanden

  • 1986

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