Bestand
Grafschaft Tecklenburg, Landstände (Ritterschaft) / Urkunden (Bestand)
Insbesondere Privilegien
1451-1798; kaiserliche Privilegien für die Grafschaft
Tecklenburg 1475, 1577; Vereinbarungen mit den Landesherrn über
Steuern, Schatzungen und Landesschulden 1469-1694; Abwehr gegen
die Spanier 1599, 1605; preußisches Besitznahmepatent
1707.
Bestandsgeschichte: Die
Ritterschaft erwuchs aus der Ministerialität des
Hochmittelalters und war einziger Stand der Grafschaft
Tecklenburg; sie trat vermutlich seit dem 15. Jahrhundert
zusammen. Zugehörig waren nur Besitzer landtagsfähiger
Güter.
Form und Inhalt: Der
Bestand wurde am 20. April 1884 von Frau von Diepenbrock-Grüter
auf Haus Marck erworben. Er umfasst die Restüberlieferung zum
Archiv der Ritterschaft der Grafschaft Tecklenburg, den sog.
"Ritterkasten". Die Ritterschaft war faktisch der einzige Stand
in der Grafschaft, da mit dem adligen Fräuleinstift Leeden es
nur ein Kloster und keine Städte gab.
Landtagsfähig
waren durchgängig die Besitzer der adligen Häuser Cappeln,
Cronenburg, Hülshoff, Ladbergen, Langenbrück, Marck, Meesenburg,
Velpe und Vortlage. Abweichend davon beurkunden vor allem vor
1600 Besitzer anderer landtagsfähiger Güter.
Die
Ritterschaft ging aus Ministerialen und Burgmannen hervor, deren
hochmittelalterlichen Ursprünge gut erforscht sind, die in
diesem Bestand aber nicht belegt sind. Der Bestand setzt im
späteren 16. Jahrhundert ein und spiegelt nachreformatorische
Zustände. Ältere Urkunden sind nur durch Abschriften des 17. und
18. Jahrhunderts erhalten. Zwei 1756 abschriftlich noch im
Ritterkasten vorhandene Reversale von 1355, die laut damaligen
Inventar landständische Funktionen der Burgmannen belegen,
fehlen heute im Urkundenbestand, der mit einer Abschrift des
Jahres 1451 (Urkunde Nr. 1) einsetzt. Sie ist als Abschrift im
Anhang veröffentlicht.
Die Bedeutung der Landstände
ist wegen des mehrfachen Wechsels der Landesherrn im 16. bis 18.
Jahrhundert nicht hoch genug einzuschätzen. Der Bestand enthält
deshalb zentrale Quellen für die Geschichte der Grafschaft
Tecklenburg, ihrer adligen Häuser und deren Eigenhörige. Der
Bestand hätte deswegen eine stärkere Berücksichtigung in der
wissenschaftlichen Literatur verdient. In der neu anlaufenden
Forschung zu den Landständen der Frühneuzeit hat die Grafschaft
Tecklenburg keine Rolle gespielt; Kuhna (1963) beschränkt sich
auf Kleve-Mark trotz des weitergefaßten Titels.
Für
statistische und familienkundliche Zwecke sind die
Schatzungsregister und sonstigen fiskalischen Unterlagen zu
benutzen (vgl. Leesch, Personenlisten). Eine besonders dichte
Überlieferung fällt zum Dreißigjährigen Krieg an, die leider bei
den jüngsten Publikationen zur 350. Wiederkehr des Westfälischen
Friedens unberücksichtigt blieb.
Lücken im Bestand
gegenüber der Überlieferung im mittleren 18. Jahrhundert lassen
sich leicht feststellen anhand des Inventars, das 1756 nach dem
Tod von Landrat Grote angelegt wurde (Nr. 24). Ein älteres
Inventar des Ritterkastens von 1685 ist unter der gleichen
Signatur erhalten. Beide Inventare des Ritterkastens mit
Nachweis der heutigen Signaturen sind im Anhang
veröffentlicht.
Eine ausführliche Geschichte der
tecklenburgischen Ritterschaft aus deren eigener Feder ist beim
Übergang an das Großherzogtum Berg 1807/08 verfasst worden und
in den Akten Nr. 60 zu finden. Der Bestand wurde im Mai 1884
durch Friedrich Philippi summarisch aufgenommen. Seine
Verzeichnung wurde seitdem nur durch Änderung der Signaturfolge
korrigiert.
Die teilanalytische Erschließung 1999
erfolgte während der Revision der Bestände durch den
Unterzeichnenden.
Münster, den 18.07.1999
Wilfried Reininghaus
Die Übernahme der Daten in das Verzeichnungsprogramm VERA
erfolgte 2006 durch Nadine Förster und Thomas Reich. Nicht
übernommen wurden hierbei 2 Anhänge. Es wird diesbezüglich auf
das Findbuch von 1999 im Bestand AR (Alte Repertorien)
verwiesen.
1.) Transkription der Urkunde Nr. 1 (1453
XII 13)
2.) Verzeichnisse der Urkunden und Akten im
Ritterkasten 1685, 1756/66
2a.) Verzeichnis des
Ritterkastens auf Haus Meesenburg 1685 durch Adolph Arnold
Weidbusch [StAMS, Grafschaft Tecklenburg, Landstände
(Ritterschaft) - Akten Nr. 24]
2b.) Inventar des
Ritterkastens, aufgestellt nach dem Tod von Landrat Grote durch
Christoph Eggeding, 22. August 1756, fortgeführt durch Syndikus
Hüllesheim bis 1766
Vorliegendes Findbuch
wurde im Oktober 2006 von Nadine Förster unter der Betreuung von
Thomas Reich mit dem Verzeichnungsprogramm VERA
abgeschrieben.
Dr. Thomas
Reich
- Bestandssignatur
-
D 704u
- Umfang
-
25 Urkunden.; 25 Urkunden, Findbuch D 704u.
- Sprache der Unterlagen
-
German
- Kontext
-
Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (Archivtektonik) >> 1. Territorien des Alten Reiches bis 1802/03 einschließlich Kirchen, Stifter, Klöster, Städte u.ä. >> 1.4. Preußisches Westfalen (D) >> 1.4.6. Grafschaften Tecklenburg und Lingen >> 1.4.6.1. Verwaltungsbehörden und Landstände >> Grafschaft Tecklenburg, Landstände (Ritterschaft)
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Friedrich Ernst Hunsche, Rittersitze, adelige Häuser, Familien und Vasallen (...), 2 Bde., Tecklenburg 1988/89; Wilfried Reininghaus, Die ältesten Privilegien der Tecklenburger Ritterschaft (...), in: Westfälische Zeitschrift 150 (2000), S. 9-20.
Holsche, August Karl: Historisch-topographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Tecklenburg ..., Berlin/Frankfurt 1788
Merten, Friedrich Wilhelm: Entstehungs- und Rechtsgeschichte der Burgmannschaften in Westfalen, Diss. Bonn 1911
Hunsche, Friedrich Ernst: 250 Jahre Landkreis Tecklenburg 1707-1957, Lengerich 1957
Hunsche, Friedrich Ernst: Rittersitze, adelige Häuser, Familien und Vasallen der ehemaligen Obergrafschaft Lingen, Amt Bevergern und weitere Tecklenburger Lehensträger, Bd. 2, Tecklenburg 1989
Leesch, Wolfgang: Personenlisten der Grafschaften Tecklenburg und Lingen bis 1815, in: Beiträge zur westfälischen Familienforschung 19 (1961), S. 12-82
Berger, Eva: 1648-1998. Dem Frieden die Zukunft. Sozialgeschichtliche Beiträge aus dem Kreis Steinfurt: Der Dreißigjährige Krieg und die Hoffnung auf Frieden, Steinfurt 1998
Vierhaus, Rudolf: Die Landstände in Nordwestdeutschland im späteren 18. Jahrhundert, in: Dietrich Gerhard (Hrsg.), Ständische Vertretung in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, 2. Aufl. Göttingen 1974, S. 72-93
Kuhna, Rainer: Die ständische Verfassung in den westfälischen Landesteilen Preußens und im Fürstbistum Münster 1780-1806, Diss. Münster 1963
- Bestandslaufzeit
-
1451-1798
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Westfalen. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1451-1798