Bestand
Konferenz deutscher evangelischer Arbeitsorganisationen (Bestand)
Konferenz zum Zwecke des Austausches
der freien Arbeitsorganisationen. Ziele der Konferenz waren: die Hebung
der Sittlichkeit, Vertretung kirchlicher Forderungen bei den
Reichtstagswahlen, Vertretung der freien Vereine bei den Kirchentagen und
Eingliederung der freien ev. Vereinigungen in die neugestaltete
Kirche.
Vorwort: Konferenz Deutscher ev.
Arbeitsorganisationen
Am 12. Juni 1915 schickte
der Central-Ausschuß für die Innere Mission ein allgemeines Schreiben an
zehn freie Arbeitsorganisationen verschiedener kirchlicher Richtungen der
ev. Kirche. Es lud zu einem Treffen privaten Charakters.
Das
Ziel war: "... die größeren, mit ihrer Arbeit über den Umkreis einzelner
Landeskirchen hinausreichenden Vereinigungen, die deutsches ev. Leben in
unserem Volke auf dem Wege praktischer Betätigung zu wecken, zu fördern
und zu vertiefen bestrebt sind, derartig miteinander in Fühlung zu
bringen, daß sie über ihr gedeihliches Zusammenwirken an der
Verwirklichung dieser Aufgabe in regelmäßig wiederkehrenden Verhandlungen
Verständigung suchen."
An dem Treffen am 5. Juli 1915 nahmen
teil:
- Ev.-Sozialen Kongreß
- Freie
kirchlich-soziale Konferenz
- Konferenz für ev.
Gemeindearbeit
- Ev.-kirchlicher Hilfsverein
- Ev.
Bund zur Wahrung der deutschen protestantischen Interessen
-
Deutscher Ev. Volksbund
- Deutscher Verband für Ev.
Gemeinschaftspflege und Evangelisation
- Verband der deutschen
ev. Pfarrvereine
- Ev. Verein der Gustav-Adolf-Stiftung
- Deutsche Ev. Missionshilfe
Diejenigen
Verbände, die im weiteren Sinne zur Inneren Mission gehörten, waren nicht
hinzu gezogen worden, weil sonst die Teilnehmerzahl zu groß geworden
wäre. Auch nahm man an, daß sie sich einverstanden erklärt hätten. Das
Ergebnis der Versammlung war die einstimme Annahme des Antrags "... zur
Bildung einer Deutschen Evangelischen Arbeitsgemeinschaft (oder einer
andere Nennung)..." (ADW, CA 165 II).
Am 22.
Februar 1916 wurde in Berlin, Hotel Prinz Albrecht, die "Konferenz
Deutscher ev. Arbeitsorganisationen" begründet. Zum Vorsitzenden wurde
gewählt: Direktor Albert Spiecker (Central-Ausschuß für die Innere
Mission); zu Schriftführern Direktor August-Wilhelm Schreiber (Dt. Ev.
Missionshilfe) und Wilhelm Schneemelcher (Ev.-Sozialen Kongress) (ADW,
EREV 170). Der Geschäftsort wurde Berlin-Steglitz, Humboldtstraße 14
I.
Zu den zehn schon gewonnenen Verbänden kamen
noch weitere hinzu. Den linken Flügel des deutschen Protestantismus
vertraten der Allgemeine ev.-protestantische Missionsverein und der Bund
deutscher Jugendvereine. Die übrigen Verbände standen bereits in mehr
oder weniger enger Verbindung zum CA.
Im Herbst 1916 setzte
sich die Konferenz aus folgenden Mitgliedern zusammen:
I. Vereinigungen für Innere Mission:
- Central-Ausschuß
für die Innere Mission
- Konferenz der Vorsteher der deutschen
Brüderhäuser
- Evangelischer Diakonieverein
- Bund
deutscher Jugendvereine
- Ev. Verband zur Pflege der
weiblichen Jugend Deutschlands
- Deutsch-evangelischer Verein
zur Förderung der Sittlichkeit
- Deutscher Bund
ev.-kirchlicher Blaukreuzverbände
- Ev. Preßverband für
Deutschland
II. Vereinigungen für Äußere Mission:
-
Deutsche Ev. Missionshilfe
- Deutsche ev.
Missionsausschuß
- Allgemeiner Ev.-Protestantischer
Missionsverein
III. Vereinigungen für kirchliche
Arbeit:
- Evangelische Bruderunität für Deutschland
- Ev.-kirchlicher Hilfsverein
- Deutscher Ev.
Gemeindetag
- Verband der deutschen ev. Pfarrvereine
IV. Vereinigungen zur Wahrung der
deutsch-protestantischen Interessen:
- Ev. Bund zur Wahrung
der deutschen protestantischen Interessen
V.
Vereinigungen für ev. Diasporapflege:
- Ev. Verein der
Gustav-Adolf-Stiftung
- Verein für deutsch-evangelisches Leben
in den Schutzgebieten und im Ausland
VI.
Vereinigungen für Soziale Arbeit:
- Ev.-Sozialer Kongreß
- Freie kirchlich-soziale Konferenz
- Deutscher Ev.
Volksbund
- Gesamtverband ev. Arbeitervereine
Deutschlands
- Deutsch-evangelischer Frauenbund
Zur Mitarbeit in einzelnen Fällen:
-
Allgemeine Evangelisch-Lutherische Konferenz
-
General-Konferenz der Diakonissen-Mutterhäuser
- Deutscher
Verband für Ev. Gemeinschaftspflege und Evangelisation
-
Nationale Vereinigung der ev. Jünglingsbündnisse Deutschlands
1923 hatte die Konferenz 75 Mitglieder (ADW, EREV
170).
Im Mittelpunkt der Arbeit standen die Hebung
der Sittlichkeit, Vertretung kirchlicher Forderungen bei den
Reichstagswahlen, Vertretung der freien Vereine auf den Kirchentagen und
Eingliederung der freien ev. kirchlichen Vereinigungen in die
neugestaltete Kirche (ADW, EREV 170).
Am 29.
Februar 1924 hatte die Konferenz zu einer "sozialen Besprechung"
eingeladen. Nach der Hebung der Sittlichkeit sollten jetzt die sozialen
Fragen angesprochen werden. Dieser Wunsch wurde lebhaft angenommen und am
3. März 1924 wurde die ersten Sitzung des Sozialen Ausschusses der
Konferenz abgehalten. Zum Vorsitzenden wurde Wilhelm Schneemelcher, zum
Stellvertreter Friedrich Mahling und zum Schriftführer August-Wilhelm
Schreiber gewählt (ADW, CA 165 A).
Auf der internationaler
Ebene arbeitet der Soziale Ausschuß unter Prof. Arthur Titius. Für die
Soziale Fragen auf Reichsebene war Wilhelm Schneemelcher zuständig (ADW
CA/AC 280).
Schriftführer war bis 1927 Friedrich
Sigmund-Schultze, danach bis zur Auflösung der Konferenz 1933 Herbert
Jagow (Reinhard Mumms Mitarbeiter vom Kirchlich-Sozialen Bund) (ADW,
KDEAO 3).
1928 kam es u.a. durch den Tod Wilhelm
Schneemelchers zu teilweisen Neuwahlen für die Konferenz. Das Amt des
stellvertretenden Vorsitzenden Schneemelcher wurde an Professor Arthur
Titius vergeben, zum Schrift- und Kassenführer (davor Pastor Flumme)
wurde Herbert Jagow gewählt. Die Geschäftsstelle wurde nach
Berlin-Spandau in das Johannesstift (Stoeckerhaus) verlegt (ADW, CA 165
VI).
1933 wurde die Konferenz auf Druck der
Nationalsozialisten aufgelöst.
Bestandsgeschichte:
Die Akten
wurden nach der Auflösung der Konferenz 1933 wohl weiterhin im
Johannesstift in Berlin-Spandau aufbewahrt. Wahrscheinlich wurden sie
zusammen mit den dort lagernden Akten der Apologetischen Centrale des CA,
der Sozialen Geschäftsstelle und des Kirchlich-Sozialen Bundes am 10.
Dezember 1937 durch die Gestapo beschlagnahmt, gelangten nach 1945 als
Teil des von der Roten Armee beschlagnahmten Gestapo-Archivs in ein
Sonderarchiv nach Moskau und wurden von dort Mitte der 1950er Jahre dem
Zentralen Staatsarchiv der DDR übergeben.
Von den Akten erfuhr
das Archiv des Diakonischen Werkes der EKD erst im Juli 1999, als das
Bundesarchiv Berlin die Splitterüberlieferung der Konferenz Deutscher
Evangelischer Arbeitsorganisationen mit einer Nachlieferung von Akten der
Apologetischen Zentrale des CA an das Evangelische Zentralarchiv in
Berlin abgab. Von dort wurden die Akten sogleich an das Archiv des
Diakonischen Werkes der EKD in Berlin-Dahlem weitergeleitet. Im ADW
wurden sie 2004 von Friederike Mischke mit dem Archivprogramm AUGIAS
verzeichnet. Dabei wurde eine Akte der Konferenz, die nur aus der Schrift
"Vorlage des Deutsch-Evangelischen Vereins zur Förderung der Sittlichkeit
an die Konferenz Deutscher Evangelischer Arbeitsorganisationen über die
Sittlichkeitsfrage", Berlin 1916, bestand, an die Bibliothek des DW
abgegeben.
Weitere Archivalien im Archiv des Diakonischen Werkes der EKD zur
Konferenz:
ADW, CA 165 I - V "Konferenz Deutscher
ev. Arbeitsorganisationen" (1915-1941)
ADW, CA 165 A "Sozialer
Ausschuß der Konferenz Deutscher ev. Arbeitsorganisationen"
(1924-1931)
ADW, CA/AC 280 "Sozialer Ausschuß der Konferenz
Deutscher ev. Arbeitsorganisationen" (1927-1929)
ADW, EREV 170
"Konferenz Deutscher ev. Arbeitsorganisationen" (1916-1937)
ADW, KSB 305 "Konferenz Deutscher ev. Arbeitsorganisationen"
(1927-1931)
Literaturhinweise:
Gerhardt, Martin: Ein
Jahrhundert Innere Mission, Die Geschichte des Central-Ausschusses für
die Innere Mission der Deutschen Ev. Kirche, Teil II, Gütersloh
1948.
Häusler, Michael: August-Wilhelm Schreiber -
eine Pastorenkarriere, in: Kaiser, Jochen-Christoph (Hrsg.): Soziale
Arbeit in historischer Perspektive, zum geschichtlichen Ort der Diakonie
in Deutschland, Stuttgart 1998.
- Bestandssignatur
-
KDEAO
- Kontext
-
Archiv für Diakonie und Entwicklung (Archivtektonik) >> Zentrale und übergeordnete Organisationen >> Übergeordnete und internationale Organisationen
- Bestandslaufzeit
-
1915 - 1927
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
22.04.2025, 11:01 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1915 - 1927