Bestand

Sindelfingen W (Bestand)

1. Zur Geschichte von Stadt und Amt Sindelfingen: Sindelfingen, vermutlich aus einer in der Merowingerzeit gegründeten Siedlung erwachsen, bildete im 11. Jahrhundert einen der Hauptsitze der späteren Grafen von Calw. Als Graf Adalbert nach Calw übersiedelte, gründete er 1059 an Stelle der ehemaligen Burg ein Benediktinerkloster, das 1066 in ein Chorherrenstift umgewandelt wurde. Über die Welfen kamen der Ort und die Schirmvogtei über das Stift an die Pfalzgrafen von Tübingen. 1263 gründete Pfalzgraf Rudolf der Scheerer aus der Herrenberger Linie des Geschlechts die Stadt Sindelfingen und verlieh ihr die gleichen Privilegien, wie sie schon Tübingen besaß. Diese wurden 1274 durch König Rudolf I. von Habsburg (1273-1291) bestätigt (H 51 Nr. 91). Von den Tübinger Pfalzgrafen wurde Sindelfingen an Ulrich von Rechberg vererbt, von dem die Stadt an seinen gleichnamigen Sohn überging (WR 12077 von 1326 Nov. 21). Dieser verkaufte Sindelfingen an die Grafen Eberhard II. und Ulrich IV. von Württemberg und an seinen Bruder Johann, nach dessen Tod die alleinige Herrschaft über Sindelfingen an Württemberg fiel (WR 12078 von 1351 Nov. 7). Erst 1605 wurde Sindelfingen zum selbständigen Amt erhoben und vom Amt Böblingen abgetrennt. Allerdings blieb das Amt Sindelfingen auf die Stadt beschränkt, ihm wurden keine Amtsorte zugeteilt. 1807 wurde dieser Schritt rückgängig gemacht. Sindelfingen wurde wieder dem Oberamt Böblingen eingegliedert.

2. Zur Geschichte des Bestandes: Entsprechend seiner Eigenschaft als "topographischer Auslesebestand" umfasst der vorliegende Bestand A 400 Schriftgut aus zwei verschiedenen Provenienzgruppen: der erste Teil entstammt dem fürstlichen Archiv, der andere Teil besteht aus Schriftgut des Amtes Sindelfingen. Der Bestand des fürstlichen Archivs geht auf Schriftgut zurück, das aus den Oberbehörden des Hofs erwachsen ist, unter dem Gesichtspunkt der lokalen Pertinenz aus seinem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst und in einem Ämtermembrum zusammengefasst wurde. Diese Selektbildung setzte mit der von Jakob Ramminger (1513-1532) eingeleiteten Neuordnung der Hofregistratur ein und wurde in den nächsten Jahrhunderten weitergeführt. Die Registraturvermerke und Altsignaturen der Pergamenturkunden dokumentieren das Wachsen und die verschiedenen Provenienzen des vorliegenden Selektbestandes. Die ältesten Urkunden tragen alle den Registraturvermerk "Regestata parte/titulo/membro" in verschiedenen Schreibweisen. Die Sindelfinger Stücke wurden dem Teil 3, dem Ämtermembrum, zugewiesen, darin wiederum als Untergruppe (Membrum, hier: Titulus) 28 zusammengefasst (H 51 Nr. 91; WR12077-12079). Die Urkunden betreffen entweder den Übergang der Herrschaftsrechte über Sindelfingen an Württemberg oder sie gelangten aus den Archiven früherer Sindelfinger Herren an Württemberg. Eine weitere Gruppe jüngerer Urkunden entstammt verschiedenen Hofbehörden. Sie beschäftigten sich zumeist mit dem herzoglichen Landbesitz in Sindelfingen (U 10, 14, 17-23). Sie wurden mit dem Archivvermerk "Sindelfingen W(eltlich)" versehen. Eine dritte Gruppe von Urkunden ohne jeglichen Registraturvermerk entstammt vermutlich dem Archiv der Gemeinde Rohr (WR 12087, U 11, 11a, 13, 15), da dieses Dorf immer als Vertragspartner von Sindelfingen auftritt. Am deutlichsten wird dies in einem Vertrag zwischen Sindelfingen und Rohr, der in zwei Ausfertigungen vorliegt (WR 12087 und 12087a von 1478 Nov. 28). WR 12087 trägt keinen Registraturvermerk, dürfte also dem Rohrer Archiv entstammen, WR 12087a trägt hingegen als Altsignaturen die Buchstaben A und Y, die auf eine letzte Provenienzgruppe hinweisen. Am 28. Jan. 1885 wurden vom Oberamt Böblingen 23 Urkunden aus der städtischen Registratur von Sindelfingen dem Kgl. Archiv übergeben, die zuvor zwei Faszikel gebildet hatten. Faszikel 10 umfaßte Urkunden betr. das Mühlwesen, Faszikel 18 Gütersachen (Besteuerung, Käufe, Nutzungen von Wiesen und Wäldern). Diese Stücke trugen als Vorsignaturen Buchstaben, die erst später durch die thematische Faszikelgliederung abgelöst wurden (vgl. WR 12081-12083, 12090-12100, U 1-5, U9, U 12, U 16). Der Amtsbestand Sindelfingen wurde im Januar 1967 vom Staatsarchiv Ludwigsburg dem Hauptstaatsarchiv übergeben (Tgb.Nr. 840, Az. H I 11a). Infolge der angesprochenen Selektbildung enthalten vor allem nachfolgende Bestände Archivalien Sindelfinger Amtsprovenienz: A 44 (Urfehden) U 4201-4234 (Amt Sindelfingen) A 297 (Weltliche Zins- und Haischbücher) A 302 (Altwürttembergische Rechnungen) Bd. 11377-11535 (Amt und Kellerei Sindelfingen) A 304 (Befehls- und Berichtskonzeptbücher) 4 Bd. (Amt und Kellerei Sindelfingen) A 309 (Kriminalakten) Bü 335 H 101 (Lagerbücher weltlicher Ämter) Bd. 1570 Archivalien betr. das Amt Sindelfingen finden sich ebenfalls in den Beständen der Hofbehörden. Auf einen detaillierten Nachweis wird hier verzichtet. Auch die Bestände A 324, A 324 L (Amt Böblingen), A 523, A523 L und A 602 Nr. 12101-12462 (Stift Sindelfingen) sowie A549 L (Universitätskellerei Sindelfingen) enthalten ergänzendes Material.

3. Ordnung des Bestandes: Der Bestand A 400 war bisher durch ein von W.F.L. Scheffer erstelltes Repertorium aus dem Jahr 1794 erschlossen. Für die vom Staatsarchiv Ludwigsburg abgegebenen Akten des Amts Sindelfingen (A 400 L) lag ein älteres, maschinenschriftliches Findbuch vor. Sie werden jetzt - zusammen mit Vorar-beiten von Volker Schäfer und Gerhard Taddey für ein neues Repertorium - im Bestand A 605 Ältere Repertorien verwahrt. Bei der Neuverzeichnung wurde der Bestand - wie bisher schon in der Lagerung - nach Urkunden und Akten gegliedert. Die Urkunden sind in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Mitverzeichnet wurden auch die Urkunden, die bei der Bildung des Bestands "Württembergische Regesten" (A 602) und des Kaiserselekts (H 51) aus A 400 herausgelöst worden waren. Die Akten wurden in die beiden Provenienzgruppen I Akten des Fürstlichen Archivs II Akten des Amts Sindelfingen getrennt. Konkordanzen zu den alten Nummern sind beigefügt. Die Ordnung und Verzeichnung des Bestands erfolgte 1990/91. Die Titelaufnahmen der Sachakten, deren Gliederung nach Sachrubriken, sowie die Regesten zu den Urkunden nach 1500 fertigte Elisabeth Rudolf auf der Grundlage von Vorarbeiten von Petra Schad. Die Vollregesten zu den WR-Urkunden erstellte der Unterzeichnete im Rahmen der Ausbildung zum höheren Archivdienst im Sommer 1991. Die Gesamtleitung der Verzeichnung lag bei Dr. Günter Cordes, seit April 1991 bei Dr. Konrad Krimm. Stuttgart, im August 1991 Wolfgang Zimmermann

Abkürzungsverzeichnis: A. Aussteller abg. (abgeg.) abgegangen Ausf. Ausfertigung bez. bezeichnet Bl. Blatt Bü Büschel H Horin (Golden) H Heller Jh. Jahrhundert Lb librum (Pfund) Perg. Pergament Rv. Rückvermerk ß Schilling s. siehe Sign. Signatur Sr. Siegler U. Unterschrift verst. verstorben Z. Zeuge(n)

1. Konkordanz zu den Urkunden nach 1500: alte Nr. neue Nr. U 1 U 10 U 2 U 14 U 3 U 17 U 4 U 18 U 5 U 22 U 6 U 8 U 7 U 19 U 8 U 20 U 9 U 21 U 10 U 23 U 11 U 6 U 12 U 11 U 12a U 11a U 13 U 13 U 14 U 15 U 15 U 7 U 16 U 1 U 17 U 2 U 18 U 3 U 19 U 4 U 20 U 5 U 21 U 9 U 22 U 12 U 23 U 16 U 24 U 24

2. Konkordanz zu den Akten: Teil 1: Fürstliches Archiv alte Nr. neue Nr. Bü 1 Bü 2 Bü 2 Bü 4-7 Bü 3 Bü 8 Bü 4 - Bü 5 Bü 1, 14 Bü 6 Bü 12 Bü 7 Bü 3 Bü 8 - Bü 9 Bü 12a Bü 10 Bü 10, 11 Bü 11 Bü 1 außerdem: A 324 Bü 4 Bü 14 Teil 2: Amt Sindelfingen Bü 1 Bü 15, 28 Bü 2 Bü 15, 32, 33 Bü 3 Bü 16 Bü 4 Bü 17 Bü 5 - Bü 6 Bü 21 Bü 7 Bü 45 Bü 8 Bü 45 Bü 9 Bü 15 Bü 10 Bü 15, 38, 41 Bü 11 Bü 45 Bü 12 - Bü 13 Bü 22 Bü 14 Bü 23 Bü 15 Bü 25 Bü 16 Bü 35 Bü 17 Bü 31 Bü 18 Bü 26, 42

Bestandssignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 400
Umfang
26 Urkunden, 45 Büschel

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart (Archivtektonik) >> Altwürttembergisches Archiv >> Topographische Auslesebestände und Bezirksbehörden >> Oberämter, Kellereien und Geistliche Verwaltungen >> Heimsheim - Winnenden

Bestandslaufzeit
(1274-) 1502-1805

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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
09.01.0001, 00:12 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • (1274-) 1502-1805

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