Archivbestand

Nachlaß des Grafen Georg Friedrich zu Hohenlohe-Weikersheim (*1569, +1645) (Bestand)


Inhalt und Bewertung
Nach ausgedehnten Reisen und Militärdienst in Frankreich sowie gegen die Türken trat Georg Friedrich in sächsische und kaiserliche (Militär-)dienste. Durch seine erste Heirat wurde er 1607 Mitglied der böhmischen Stände. Bei der Teilung der Linie Hohenlohe-Neuenstein fiel ihm 1610 die Herrschaft Weikersheim zu. 1618 wurde er wegen militärischer Verdienste zum Generalobristleutnant der böhmischen Truppen ernannt. Er nahm im böhmischen Aufstand auf Seiten der Aufständischen an der Schlacht am Weißen Berg teil. Die Niederlage zog die Ächtung durch den Kaiser nach sich. 1631 schloß Georg Friedrich sich König Gustav Adolf von Schweden an, dessen Generalstatthalter er 1632 für den Schwäbischen Reichskreis wurde. Nach der Schlacht bei Nördlingen verfiel er 1634 erneut der Reichsacht. Seine Herrschaft wurde sequestriert und 1637 dem Deutschen Orden geschenkt. Bis 1638 lebte er zurückgezogen im Exil, danach führte er als Vormund seiner Neffen die Regierung in Langenburg. Nach seinem Tod wurde die Herrschaft Weikersheim zurückgegeben und unter seine Neffen aufgeteilt. - Ergänzende Unterlagen können sich in den Beständen La 40 Kammer I und La 30 Regierung I, vereinzelt auch im Partikulararchiv Öhringen und im Archiv Weikersheim befinden.
Gliederung: 1. Private Angelegenheiten; 2. Militaria; 3. Herrschaft Weikersheim; 4. Vormundschaften; 5. Rechnungen; 6. Sonstiges.

1. Zur Person Georg Friedrichs: Am 5.9.1569 wurde Georg Friedrich als ältester Sohn des Grafen Wolfgang in Neuenstein geboren. Nach sorgfältiger Erziehung, ausgedehnten Reisen - so weilte er 1594 in Königsberg - und Militärdienst in Frankreich (1592) und als Oberst des Fränkischen Kreiskontingents gegen die Türken (1595) wurde er 1601 kursächsischer, 1603 kaiserlicher Obrist, 1604 Generalwachtmeister und Kriegsrat. Durch Heirat (1607) mit der verwitwete Gräfin Eva Hassenstein von Lobkowicz, geborene von Waldstein, wurde er als Besitzer der Herrschaften Jungbunzlau, Cosmanos und Krulich Mitglied der böhmischen Stände. Nach dem Tode des Vaters 1610 fiel ihm in der Erbteilung mit seinen Brüdern Kraft und Philipp Ernst die Herrschaft Weikersheim zu. 1618 wurde Georg Friedrich wegen seiner militärischen Verdienste zusammen mit dem Grafen Thurn zum Generalobristleutnant und Kriegsrat der böhmischen Truppen ernannt. Er kämpfte im Böhmischen Aufstand mit wechselndem Erfolg gegen die kaiserlichen Truppen unter Bucquoy und kommandierte den linken Flügel in der verlorenen Schlacht am Weißen Berg. 1621 wurde er daraufhin vom Kaiser geächtet. Den Verlust der Herrschaft Weikersheim konnten seine Brüder verhindern. Nach seiner 1623 erfolgten Begnadigung lebte Georg Friedrich zurückgezogen und heiratete 1633 nach dem Tode seiner ersten Gattin (1631) Maria Magdalene, die Witwe des Grafen von Solms-Sonnewalde, eine geborene Gräfin von Oettingen. Aus dieser Ehe ging die 1635 geborene Tochter Eleonore Magdalene hervor. 1631 schloß sich Georg Friedrich dem König Gustav II. Adolf von Schweden an und wurde 1632 sein Generalstatthalter in Schwäbischen Reichskreis mit Sitz in Augsburg. Nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 verfiel der Graf erneut der Reichsacht und wurde aus dem Prager Frieden 1635 ausgeschlossen. Seine Herrschaft wurde sequestriert und 1637 dem Deutschen Orden geschenkt. Georg Friedrich lebte seitdem im Exil in Emden und Straßburg und kehrte erst nach seiner persönlichen Begnadigung 1638 nach Langenburg zurück. Hier führte er die Regierung als Vormund der beiden Söhne seines 1628 verstorbenen Bruders Philipp Ernst. Hochbetagt starb der persönlich integre, tiefgläubige Regent am 7.7.1645 in Langenburg und wurde in der Stadtkirche beigesetzt. Seine Herrschaft wurde 1648 im Westfälischen Frieden dem Haus Hohenlohe zurückgegeben und unter seinen Neffen nach jahrelangen Streitigkeiten aufgeteilt.

2. Zur Geschichte des Bestandes: Der schriftliche Nachlaß des Grafen Georg Friedrich wurde im Archiv in Schloß Langenburg aufbewahrt. Hier hatte Georg Friedrich seit 1638 die vormundschaftliche Regierung für seine minderjährigen Neffen geführt. Hier war er auch 1645 gestorben. Ein Teil der Akten wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt in einem Repertorium verzeichnet, die Akten mit Zeichen, das einen 8 über einen + gleicht, und einer fortlaufenden Zählung versehen. Nach dem Brand von Schloß Langenburg 1963 und seit 1973 kamen die Akten im einem völlig durcheinandergeratenen Verband der älteren Langenburger Überlieferung nach Neuenstein. Im Zuge der Vorordnung dieser Bestände wurden zunächst alle bereits verzeichnet gewesenen Akten des Nachlasses - sowie möglich - rekonstruiert. Über die nicht mehr vorhandenen Akten gibt die Aufstellung im alten Repertorium (Bü 277) Auskunft. Dann wurden weitere unverzeichnete Akten, die in keinem erkennbaren Registraturzusammenhang standen und offensichtlich zu den als privat betrachteten Schriftstücken Georg Friedrichs gehörten, angegliedert. Einige wenige Schriftstücke, die früher dem Nachlaß entnommen und die Langenburger "Privatregistratur" (alte Signatur VII,1 und XVII, 27) sowie in das gemeinschaftliche Hausarchiv als Nachträge (alte Signatur III, 10 und 13; V, 13 und 14; IX, 60) eingereiht worden waren, wurden provenienzgerecht dem Nachlaß zugeordnet. Der neugebildete Bestand umfaßt alle bis 1980 ermittelten Schriftstücke, die von Georg Friedrich selbst und seinen Rechtsnachfolgern offensichtlich als privat angesehen wurden. Natürlich ist die Trennung von privaten und öffentlichen Angelegenheiten bei einer Persönlichkeit wie Georg Friedrich und seinen Verstrickungen in die Wirren der Zeit schwierig. So wird man zu zahlreichen in diesem Bestand belegten Themenbereichen parallele und ergänzende Informationen in den Beständen der Alten Kammer Langenburg und in den Langenburger Regierungsakten des 17. Jahrhunderts finden. Vereinzelt sind auch das Partikulararchiv Öhringen und das Archiv Weikersheim heranzuziehen. Der Bestand wurde 1979/80 von dem Unterzeichnenden verzeichnet und geordnet. Die Regesten der tschechischen Urkunden wurden im Wege der Amtshilfe von Frau Dr. Salabova im Generallandesarchiv Karlsruhe erstellt. Der Bestand umfaßt 18 Urkunden und 277 Büschel mit 5,5 lfd. m und einem Urkundenbehälter. (Nach Umverpackung in Archivboxen im Jahre 2009 beträgt der Gesamtumfang 7,15 lfd. m). Neuenstein, im Dezember 1980 Dr. Taddey Oberststaatsarchivrat

Reference number of holding
Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, La 130
Extent
18 Urkunden, 277 Bü (7 lfd.m )

Context
Landesarchiv Baden-Württemberg, Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein (Archivtektonik) >> Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein >> Archiv Langenburg >> Nachlässe

Date of creation of holding
Vorakten ab 1562, 1603-1645, Nachakten bis 1689

Other object pages
Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
Rights
Last update
13.11.2025, 2:39 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Landesarchiv Baden-Württemberg. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Bestand

Time of origin

  • Vorakten ab 1562, 1603-1645, Nachakten bis 1689

Other Objects (12)