Collection article | Conference paper | Konferenzbeitrag | Sammelwerksbeitrag
Bewerbungsgespräche: Anmerkungen zur sprachlichen Konstruktion eines westlichen Aktivitätstyps in Ostdeutschland
"Das DFG-Forschungsprojekt 'Alltagsrhetorik in Ost- und Westdeutschland' untersucht Unterschiede in den Selbstdarstellungsstrategien von Ostdeutschen und Westdeutschen in Bewerbungsgesprächen. Bewerbungsgespräche sind gekennzeichnet durch Formalität, Asymmetrie und Zweckgerichtetheit. Die Ziele der Beteiligten divergieren u.U. stark: Während der Einstellende zwecks Entscheidungsfindung u.a. die Schwächen des Gesprächspartners zu ergründen sucht, bemüht sich der Bewerbende um eine möglichst positive Selbstdarstellung. Das erfolgreiche Absolvieren eines Bewerbungsgesprächs verlangt ein hohes Maß an interaktivem Geschick. Ostdeutsche Bewerberinnen und Bewerber haben nicht nur weniger Routine im Umgang mit dem Aktivitätstyp, da Bewerbungsgespräche für die ostdeutsche Gesellschaft eine neue 'kommunikative Gattung' darstellen. Sie stecken darüberhinaus in dem Dilemma, einerseits mit dem westlichen Kommunikationsstil für eine positive Selbstdarstellung - der die Norm für ihre Beurteilung liefert - nicht vertraut zu sein, andererseits aber nicht auf die - wenig erfolgversprechenden - ostdeutschen Mittel zurückgreifen zu wollen. In der Begegnung einer ostdeutschen Bewerberin oder Bewerbers mit dem in aller Regel westdeutschen Personalchef prallen zwei Kommunikationskulturen und -gewohnheiten aufeinander, was auf beiden Seiten Irritationen auslösen kann. Die linguistische Forschung zu den politischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen in Ostdeutschland war bisher im wesentlichen auf Lexik beschränkt; die Untersuchung des sprachlichen Handelns ermöglicht die Beschreibung weiterer Merkmale ostdeutschen Sprechens. Natürlich hat sich die ostdeutsche Kommunikationskultur in den sechs Jahren seit der Wende durch die Integration westlicher Elemente verändert; auf der Folie einer gemeinsamen Sprache und einer nun gemeinsamen Staats- und Wirtschaftsstruktur ist ein Mischstil entstanden aus Versatzstücken östlicher und westlicher Stilelemente, der für alle Beteiligten durch eine gewisse 'Fremdheit' gekennzeichnet ist. Der Vortrag stellt Ergebnisse der Untersuchung von Stilmerkmalen ostdeutscher Alltagsrhetorik und Selbstdarstellungsstrategien in simulierten und authentischen Bewerbungsgesprächen vor." (Autorenreferat)
- Weitere Titel
-
Job interviews: comments on the linguistic construction of a west German type of activity in east Germany
- ISBN
-
3-531-12836-1
- Umfang
-
Seite(n): 535-539
- Sprache
-
Deutsch
- Anmerkungen
-
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Gesellschaften im Umbruch". Halle, 1995
- Erschienen in
-
27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie - Gesellschaften im Umbruch: Sektionen und Arbeitsgruppen
- Thema
-
Soziologie, Anthropologie
Kommunikationssoziologie, Sprachsoziologie, Soziolinguistik
Bundesrepublik Deutschland
Bewerbungsgespräch
Selbstdarstellung
Rhetorik
Kommunikation
neue Bundesländer
Gesprächsführung
Sprachverhalten
Verhalten
empirisch
empirisch-qualitativ
- Ereignis
-
Geistige Schöpfung
- (wer)
-
Birkner, Karin
- Ereignis
-
Herstellung
- (wer)
-
Sahner, Heinz
Schwendtner, Stefan
- Ereignis
-
Veröffentlichung
- (wer)
-
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Westdt. Verl.
- (wo)
-
Deutschland, Opladen
- (wann)
-
1995
- URN
-
urn:nbn:de:0168-ssoar-141349
- Rechteinformation
-
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
- Letzte Aktualisierung
-
21.06.2024, 16:26 MESZ
Datenpartner
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Sammelwerksbeitrag
- Konferenzbeitrag
Beteiligte
- Birkner, Karin
- Sahner, Heinz
- Schwendtner, Stefan
- Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Westdt. Verl.
Entstanden
- 1995